Paul
Krugman’s scharfe (cockroach ideas in
economics), aber im Kern sachlich begründbare Kritik am kruden Austeritätskurs der EU-Kommission hat einige empörte Tweets aus Brüssel ausgelöst. Die Gegenreaktion lautet: Krugman sei zu
gemein gegen Ollli Rehn, den EU-Kommissar für Wirtschaft und Währung gewesen.
Es
ist nicht Krugmans Schuld, dass die Europäische Kommission einen
makroökonomischen Policy-Mix emsig
verteidigt, die enorme Schäden an der EU-Peripherie anrichtet, schreibt Kevin O’Rourke in seinem Blog. Nur die EU selbst trägt die Schuld daran. Und die jüngsten
empörten Tweets aus Brüssel sind daher schwer zu ertragen, bemerkt der an der Trinity College Dublin lehrende
Wirtschaftsprofessor dazu.
Krugman
ergänzt in seinem Blog, dass die Tweets aus Brüssel etwas nicht begreifen: Er habe nie
behauptet, dass Rehns Mutter ein Hamster sei und dass sein Vater nach Holunderbeeren
rieche. Worauf er hingedeutet habe, sei, dass Rehn seit Jahren gute Ergebnisse von der Austeritätspolitik verspreche, ohne
seine Rhetorik zu ändern.
Inzwischen
steigt die Arbeitslosigkeit weiter an und Studien legen grössere schwere Nebenwirkungen
nahe, als Rehn und seine Kollegen bereit sind, zuzulassen, zumal sie sich über solche
Studien beschweren, weil dadurch angeblich das Vertrauen untergraben werde.
Euro-Raum
Arbeitslosigkeit, Graph: eurostat
Was
der Brussels Blog als einen „besonders
fiesen Angriff“ durch Krugman bezeichnet, war nicht anders als eine
Zusammenfassung der jüngsten Analyse von Paul De Grauwe über die
Austeritätspolitik der EU, die völlig schief ging, wo Krugman Olli Rehn wegen
seiner Treue zu Austerität zitiert.
Krugman
gesteht, dass er eine malerische Sprache verwende, aber nicht ohne Grund. „Worte
sollten ein wenig wild sein“, sagt John
Maynard Keynes, „weil sie einen Angriff der Gedanken gegen das Unbedachte darstellen“.
O’Rourke
spricht sogar von „behüteten (eingesponnen) Eliten“ in Brüssel, womit er den
Nagel auf den Kopf trifft. Die Würde des Amtes kann eine schreckliche Sache für
geistige Klarheit sein, argumentiert Krugman weiter. Man kann Jahre hinter
einem Rednerpult verbringen und abgefülltes Wasser trinken und immer die
gleichen Bemerkungen liefern, und zwar schuldmeisterlich, ohne dass jemand
darauf aufmerksam macht, wie falsch man damit in jeder Phase der Angelegenheit liegt.
Fazit: Die europäische
Wirtschaft steckt in einem katastrophalen Zustand und damit auch das
europäische politische Projekt. Die Eurokraten scheinen sich um die Realität
nicht zu kümmern. Sie verteidigen lieber ihre Stelle gegen scharfzüngige
Ökonomen mit Charisma.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen