Sonntag, 3. März 2013

Ein aktuelles Modell für systemische Bankkrisen


Mark Thoma deutet in seinem Blog aus der FRBSF Conference auf eine interessante Analyse („Booms and Systemic Banking Crises“) von Frederich Boissay, Fabrice Collard und Frank Smets hin: Systemische Bankrisen (SBK).

Die aktuelle empirische Forschung hebt (1) die Existenz von ähnlichen Mustern über diverse Episoden im Hinblick auf die SBK hervor. Und die SBK werden (2) als seltene Ereignisse betrachtet. Die Rezessionen, die SBK folgen, sind tiefer und länger als andere Rezessionen.

Und noch wichtiger ist die Zielsetzung der Analyse, dass SBK kredit-intensiven Booms folgen: „Bankkrisen sind Kredit-Booms, die schief gelaufen sind“. Seltene, grosse, schwere Finanz-Schocks entfallen möglicherweise auf die ersten beiden Eigenschaften. Aber sie scheinen nicht im Einklang mit der Tatsache zu stehen, dass das Auftreten von SBK nicht zufällig ist, sondern eher eng mit Kreditbedingungen im Zusammenhang stehen, betonen die Autoren.

Während also die meisten vorhandenen makro-ökonomischen Bücher über die Finanzkrisen auf die Auffassung und Modellierung von Ausbreitung und Verstärkung von schweren zufälligen Schocks konzentriert sind, verlangt die Anwesenheit der dritten, stilisierten Tatsache einen alternativen Ansatz.

Die  Autoren entwickeln daher ein einfaches makroökonomisches Modell, welches die oben genannten drei stilisierten Fakten berücksichtigt. Die primäre Ursache von SBK im Modell ist die Anhäufung von Vermögenswerten durch die Haushalte im Vorgriff einer zukünftigen schweren Schocks. Der typische Verlauf der Ereignisse führen zu einer Finanzkrise, und zwar wie fogt beschrieben:


Rezessionen mit einer Finanzkrise versus andere Rezessionen, Graph: F. Boissay, F. Collard und F. Smets in: “Booms and Systemic Banking Crises”, Jan 2013

Eine Folge von günstigen, nicht permanenten Angebotsschocks (supply shocks) trifft die Wirtschaft. Der daraus resultierende Anstieg der Produktivität des Kapitals führt zu einer nachfrageorientierten Kreditausweitung, was die Zinssätze für Unternehmensdarlehen höher treibt, über das Niveau des stabilen Zustands hinaus.

Nachdem die Produktivität im Trend zurückfällt, verringern Unternehmen ihre Nachfrage nach Kredit, wobei die privaten Haushalte weiterhin Vermögenswerte anhäufen, was das Kreditangebot durch die Banken fördert. Nun wird der Kredit-Boom durch das Angebot angetrieben und die Zinssätze für Unternehmensdarlehen fallen zurück, unter das Niveau des stabilen Zustandes.

Die Banken nehmen dadurch Anreize wahr und legen eine höhere Risikobereitschaft an den Tag und verhalten sich einfach schlecht: zu niedrige Zinssätze für Unternehmensdarlehen erodieren das Vertrauen im Bankensektor genau zu einem Zeitpunkt, wo die Banken ihre Bilanzsumme vergrössern. Und schliesslich senkt der Kredit-Boom die Widerstandsfähigkeit des Bankensektor auf Schocks, was systemische Krise wahrscheinlicher macht.

Die Autoren gleichen das Modell mit Konjunkturzyklen in den USA und den Finanzkrisen in 14 OECD Ländern ab und bewerten die quantitativen Eigenschaften. Das Modell reproduziert demnach die stilisierten Fakten, die mit SBK in Verbindung stehen, halten Boissay, Collard und Smets fest.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Die Autoren sollen mal Minsky lesen, meine Güte.