Der
Internationale Währungsfonds (IWF)
hat kürzlich eine Forschungsarbeit („The
Challange of Debt Reduction during Fiscal Consolidation“) über die
Austeritätspolitik veröffentlicht. Paul
Krugman nimmt in seinem Blog das mühsame Working Paper (pdf) unter die Lupe.
Man
stelle sich vor, dass eine Regierung eine Austeritätspolitik auf realistische Weise
an den Tag legt, mit Ausgabenkürzungen, die über einen längeren Zeitraum im
Vergleich zu Baseline immer tiefer werden.
Wenn
die negative Auswirkung dieser Ausgabenkürzungen ziemlich gross ist, was unter den
gegenwärtigen Bedingungen der Liquiditätsfalle aller Evidenz nach der Fall ist
und das Land ausgehend von einem ziemlich hohen Schuldenstand, wie es in den
Ländern, die Austeritätspolitik verfolgen, aussieht, damit beginnt, ist es
wahrscheinlich, dass etwas Alarmierendes geschieht: anstatt zu fallen, steigt
die Schuldenstandsquote (dept-to-GDP
ratio) für mehrere Jahre, beschreibt Krugman.
Zum
Teil hat es damit zu tun, dass die Staatseinnahmen wegen der
Wirtschaftsschwäche sinken, was einen grossen Teil der Austeritätspolitik
glattstellt. Die Schuldenstandsquote ist nämlich ein Bruch: Schulden dividiert
durch BIP. Nimmt der Nenner ab, d.h. wenn die Wirtschaft schrumpft, steigt die
Quote.
Krugman
legt die entsprechenden Daten selbst zugrunde und liefert die folgende
Abbildung für das hypothetische Land, nennen wir es „Osbornia“, welches bei einem Schuldenstand von 100% des BIP Austeritätsmassnahmen
ergreift, während das Haushaltsdefizit mit einer stabilen Schuldenstandsquote im
Einklang steht, dank einem Wirtschaftswachstum von 2% und einer Inflation von
ebenfalls 2%.
Wenn
dieses Land nun 5 Jahre lang eine „Gürtel-enger-schnallen“-Politik verfolgt,
jedes Jahr in Höhe von 1% des BIP und mit einem Multiplikator von 1,3 (was mit
neueren Schätzungen übereinstimmt), ergibt sich ein Output, welcher 6,5% tiefer liegt als in der Baseline.
Osbornia
und Austeritätspolitik: Verlauf der Schulden im Verhältnis zu Baseline, Graph: Prof. Paul Krugman
Der
zerstörerische Verlauf ist natürlich möglich, wie Krugman betont, wenn die Behörden im besagten Land feste Gläubiger der
Vorstellung sind, dass die Austerität den Output nicht beeinträchtigt. Und sie
betrachten die schwache Wertentwicklung der Wirtschaft als „strukturell“ oder
sogar als Zeichen dafür, dass mehr Vertrauen vonnöten ist. Auf alle Fälle
finden sie immer einen Grund, die Gürtel weiter enger zu schnallen.
Austeritätspolitik Grossbritannien, Graph: Prof. Paul Krugman
Die
Parallelen in Wirklichkeit? Ja, sicher, hier ist eine weitere Abbildung von
Krugman aus seinem Blog.
Wenn
dieser Plan funktioniert, wie würde ein fehlgeschlagener Plan aussehen, wundert
sich Martin Wolf in einem
lesenswerten Artikel („The man at Number
10 is not for turning“) als Antwort auf David Camerons Vortrag über die
Austeritätspolitik, die angeblich richtig sei und Erfolg verspreche, in FT.
Auch
Simon Wren-Lewis befasst sich mit
den Auswirkungen der britischen Austeritätspolitik auf das Wirtschaftswachstum
kritisch in seinem Blog.
Bemerkenswert
ist, dass Cameron immer noch die Dreistigkeit hat, zu behaupten, dass die
niedrigen Zinsen zeigen, wie erfolgreich und nötig seine Austeritätspolitik
sei. Dabei ist es so, dass heute jedes Land, das über eigene Währung verfügt, im
Sog der Finanzkrise niedrigen Zinsen gegenübersieht.
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