Mittwoch, 6. März 2013

Schulden, Inflation und Arbeitslosigkeit


Es gibt zur Zeit drei Themen, die im Mittelpunkt des wirtschaftlichen Geschehens stehen: Verschuldung, langfristige Arbeitslosigkeit und Inflation.

Mark Thoma, der in einem interessanten Vortrag („How Much Should We Worry About Debt, Inflation and Unemployment?“) gestern dazu ausführlich Stellung genommen hat, liefert heute in seinem Blog die sehenswerten Folien.

Zunächst gilt es kurz zu unterscheiden, was unter „Schulden“ und „Haushaltsdefizit“ zu verstehen ist.

Das Defizit in einem bestimmten Jahr entspricht „Staatsausgaben + Zinsaufwand – Steuereinnahmen“. Ist das Ergebnis negativ, dann ergibt sich ein Überschuss.

Die Schulden erfassen die Ansammlung von Defiziten und Überschüssen in den vergangenen Jahren.

Bleibt die gegenwärtige Gesetzgebung in Kraft, dürfte die Verschuldung im Jahr 2023 77% des BIP entsprechen. Das Haushaltsdefizit beläuft sich für dieses Fiskaljahr mit 845 Mrd. USD voraussichtlich auf 5,3% des BIP.

Schaden Schulden der Wirtschaft? Ja, sie können, wenn die Wirtschaft sich nahe Vollbeschäftigung befindet. Ein Anstieg der Verschuldung führt i.d.R. zu einem Anstieg der Zinsen, was die Investitionen beienträchtigt und das zukünftige Wachstum verringert. Das geliehene Geld muss in einer hochwertigen Art und Weise verwendet werden, damit es sich lohnt, Schulden zu machen.



Arbeitslosigkeit: kurzfristig-langfristig, Graph: Rob Valetta, in FRBSF Economic Letter: „Long-term unemployment: What Do We Know?“ via Mark Thoma

In einer Rezession sieht es aber anders aus. Es gibt zur Zeit viel ungenutzte Mittel bei den Banken, sodass kein Druck auf die Zinsen entsteht, wenn die öffentliche Hand Fremdmittel aufnimmt. Da die Zinsen nicht steigen, gibt es auch keinen negativen Effekt auf das künftige Wirtschaftswachstum. Es ist viel wahrscheinlicher, dass die Ausgaben z.B. für die Infrastruktur positive Auswirkungen entfalten. Ein Vorteil ist, dass die Arbeitslosigkeit sinkt.

Auf kurze Sicht gibt es keine Anzeichen dafür, dass die Märkte besorgt wären. In der Tat kann man derzeit von einer „Flucht in Sicherheit“ reden. Es bedarf aber eines glaubwürdigen Plans, um die langfristige Schuldenlast zu verringern.

Was heisst im Übrigen der „Sequester“? Es handelt sich dabei um Ausgabenkürzungen in Höhe von 1‘200 Mrd. USD in den nächsten 10 Jahren. Allein in diesem Jahr geht es um eine Ausgabenkürzung von 85 Mrd. US-Dollar. Nach ersten Schätzungen würde der Sequester einen Verlust von 700‘000 Jobs bis Ende 2014 bedeuten. Das heisst, dass die Arbeitslosigkeit um ¼ steigen würde. Das Wirtschaftswachstum würde abgebremst.

Fazit: Es gibt wenig Grund, um sich um die Inflation Sorgen zu machen. Wir verfügen über die Werkzeuge, um die Inflation zu verhindern und es ist weniger kostspielig als die Langzeitarbeitslosigkeit, wenn sie auftritt. Investitionen in die Infrastruktur würden helfen, um das teuere Problem der Langzeitarbeitslosigkeit anzugehen.

Die Frage der Schulden liegt in der Mitte. Thoma ist nicht besorgt, was die nächsten Jahre betrifft. Aber auf lange Sicht müssen die Schulden unter Kontrolle gebracht werden. Notwendig sind Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen, um das Ziel zu erreichen, argumentiert der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor.

Wir stehen einem Trade-off gegenüber: Versuche, die Arbeitslosigkeit zu reduzieren, können zu einem Anstieg der Inflation und der Schulden führen. Umgekehrt trifft das auch. Versuche, die Schulden zu senken und das Inflationsrisiko zu reduzieren, können zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit führen.

Aus Sicht von Thoma sind wir aber heute zu sehr besorgt, was die Inflation und die Verschuldung betrifft, und nicht genug besorgt in Sachen Arbeitslosigkeit.

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