Es
gibt zur Zeit drei Themen, die im Mittelpunkt des wirtschaftlichen Geschehens
stehen: Verschuldung, langfristige Arbeitslosigkeit und Inflation.
Mark Thoma, der in einem interessanten Vortrag
(„How Much Should We Worry About Debt,
Inflation and Unemployment?“) gestern dazu ausführlich Stellung genommen
hat, liefert heute in seinem Blog die sehenswerten Folien.
Zunächst
gilt es kurz zu unterscheiden, was unter „Schulden“ und „Haushaltsdefizit“ zu
verstehen ist.
Das
Defizit in einem bestimmten Jahr entspricht „Staatsausgaben + Zinsaufwand –
Steuereinnahmen“. Ist das Ergebnis negativ, dann ergibt sich ein Überschuss.
Die
Schulden erfassen die Ansammlung von Defiziten und Überschüssen in den vergangenen
Jahren.
Bleibt
die gegenwärtige Gesetzgebung in Kraft, dürfte die Verschuldung im Jahr 2023 77% des BIP entsprechen. Das
Haushaltsdefizit beläuft sich für dieses Fiskaljahr mit 845 Mrd. USD voraussichtlich
auf 5,3% des BIP.
Schaden
Schulden der Wirtschaft? Ja, sie können, wenn die Wirtschaft sich nahe
Vollbeschäftigung befindet. Ein Anstieg der Verschuldung führt i.d.R. zu einem
Anstieg der Zinsen, was die Investitionen beienträchtigt und das zukünftige
Wachstum verringert. Das geliehene Geld muss in einer hochwertigen Art und Weise
verwendet werden, damit es sich lohnt, Schulden zu machen.
Arbeitslosigkeit:
kurzfristig-langfristig, Graph: Rob
Valetta, in FRBSF Economic Letter: „Long-term
unemployment: What Do We Know?“ via Mark Thoma
In
einer Rezession sieht es aber anders aus. Es gibt zur Zeit viel ungenutzte
Mittel bei den Banken, sodass kein Druck auf die Zinsen entsteht, wenn die
öffentliche Hand Fremdmittel aufnimmt. Da die Zinsen nicht steigen, gibt es auch
keinen negativen Effekt auf das künftige Wirtschaftswachstum. Es ist viel
wahrscheinlicher, dass die Ausgaben z.B. für die Infrastruktur positive
Auswirkungen entfalten. Ein Vorteil ist, dass die Arbeitslosigkeit sinkt.
Auf
kurze Sicht gibt es keine Anzeichen dafür, dass die Märkte besorgt wären. In der
Tat kann man derzeit von einer „Flucht in Sicherheit“ reden. Es bedarf aber
eines glaubwürdigen Plans, um die langfristige Schuldenlast zu verringern.
Was
heisst im Übrigen der „Sequester“? Es handelt sich dabei um
Ausgabenkürzungen in Höhe von 1‘200 Mrd. USD in den nächsten 10 Jahren. Allein
in diesem Jahr geht es um eine Ausgabenkürzung von 85 Mrd. US-Dollar. Nach
ersten Schätzungen würde der Sequester einen Verlust von 700‘000 Jobs bis Ende
2014 bedeuten. Das heisst, dass die Arbeitslosigkeit um ¼ steigen würde. Das
Wirtschaftswachstum würde abgebremst.
Fazit: Es gibt wenig Grund, um sich um
die Inflation Sorgen zu machen. Wir verfügen über die Werkzeuge, um die Inflation
zu verhindern und es ist weniger kostspielig als die Langzeitarbeitslosigkeit,
wenn sie auftritt. Investitionen in die Infrastruktur würden helfen, um das
teuere Problem der Langzeitarbeitslosigkeit anzugehen.
Die
Frage der Schulden liegt in der Mitte. Thoma ist nicht besorgt, was die nächsten Jahre betrifft. Aber auf lange Sicht
müssen die Schulden unter Kontrolle gebracht werden. Notwendig sind
Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen, um das Ziel zu erreichen, argumentiert
der an der University of Oregon
lehrende Wirtschaftsprofessor.
Wir
stehen einem Trade-off gegenüber:
Versuche, die Arbeitslosigkeit zu reduzieren, können zu einem Anstieg der
Inflation und der Schulden führen. Umgekehrt trifft das auch. Versuche, die
Schulden zu senken und das Inflationsrisiko zu reduzieren, können zu einem
Anstieg der Arbeitslosigkeit führen.
Aus Sicht von Thoma sind
wir aber heute zu sehr besorgt, was die Inflation und die Verschuldung
betrifft, und nicht genug besorgt in Sachen Arbeitslosigkeit.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen