Montag, 18. März 2013

Mainstream und Aberwitz


Vor zehn Jahren ist Amerika in den Irak einmarschiert. Einige Stimmen hatten davor gewarnt, dass es ein schrecklicher Fehler ist. Und diese Warnungen waren natürlich wahr, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne (“Marches of Folly”) am Montag in NYTimes. Haben die politische Elite und die News Media aus dieser Erfahrung was gelernt?  Es sieht nicht danach aus, unterstreicht der Träger des Wirtschaftsnobelpreises mit Nachdruck.

Was im Vorfeld des Krieges wirklich auffällig war, war die Illussion im Konsens. Bis zum heutigen Tag entschuldigen sich die Experten , die damit falsch lagen, mit der Begründung, dass jeder dachte, dass die Argumente für den Krieg sprachen. Natürlich erkennen sie, dass es Gegner des Krieges gab. Aber diese waren ausserhalb des Mainstreams.

Das Problem mit diesem Argument ist, dass es Zirkelschluss war und ist: Unterstützung des Krieges wurde Teil der Definition, was es bedeutete, eine Mainstream Ansicht zu vertreten. Jeder, der aus der Reihe tanzte, unabhängig davon, wie qualifiziert er war, wurde ipso facto als Vertreter von nicht-würdigen Überlegungen abgestempelt.

Alles in allem war es ein Lehrstück im Hinblick auf die Gefahren von Gruppendenken. Aber wie gesagt, es ist eine Lektion, die allem Anschein nach nicht gelernt wurde, hebt Krugman hervor. Man betrachte als Nachweis die Defizit-Besessenheit, die die politische Szene seit drei Jahren beherrscht.

Die Analogie braucht nicht weiter gezogen zu werden. Schlechte Wirtschaftspolitik ist nicht das moralische Äquivalent eines Krieges unter falschem Vorwand.

Aber heute wie damals haben wir die Illusion im Konsens, eine Illusion, die auf einem Prozess beruht, wo jeder, der die bevorzugte Erzählung in Frage stellt, sofort an den Rand gedrängt wird, unabhängig davon, wie stark seine oder ihre Referenzen sind.

Und heute wie damals scheint die Presse Partei ergriffen zu haben, legt Krugman dar: Wie oft haben Sie z.B. News-Artikel gesehen, die einfach behaupten, dass die USA eine „Schuldenkrise“ haben, auch wenn viele Ökonomen argumentieren würden, dass es nicht der Fall ist.

In der Tat ist die Linie zwischen News und Meinungen über die fiskalpolitischen Fragen in gewisser Weise sogar noch mehr verschwommen als damals vor dem Einmarsch in den Irak.

Was wir aus dem Irak-Debakel hätten lernen sollen, war, dass man immer skeptisch sein soll und dass man nie auf die vermeintliche Autorität bauen soll, legt Krugman nahe. Wenn man herum hört, dass „jeder“ eine Politik unterstützt, sollte man sich fragen, ob „jeder“ so definiert ist, dass jemand mit einer anderen Meinung ausgeschlossen wird. Und die politischen Argumente sollten in der Hauptsache nach Leistungen und Verdiensten beurteilt werden, nicht von wem sie zum Ausdruck gebracht werden. Zur Erinnerung: Colin Powell hatte uns zugesichert, dass der Irak über Massenvernichtungswaffen (WMD) verfügt.

Leider scheinen wir aber die Lehren daraus nicht gelernt zu haben, hält Krugman als Fazit fest. Werden wir es jemals?

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