Montag, 25. März 2013

Fall Zypern und Finanzglobalisierung


Wie auch immer das Endergebnis in der Zypern-Krise ausssieht, wissen wir, dass es hässlich sein wird, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („Hot Money Blues“) am Montag in NYTimes. Wir wissen nur nicht genau, welche Form die Hässlichkeit annehmen wird:

Der Inselstaat wird ziemlich drakonische Massnahmen im Hinblick auf Kapitalkontrollen innerhalb und ausserhalb des Landes treffen müssen. Und Zyperns Kapitalkontrollen werden wahrscheinlich durch den IWF abgesegnet, welcher bereits solche Kontrollen für Island gestützt hat, legt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor dar.

Das ist laut Krugman eine bemerkenswerte Entwicklung. Es markiert das Ende einer Ära, da uneingeschränkte Bewegung des Kapitals auf der ganzen Welt als Norm akzeptiert war. Zum Teil reflektiert dies den Aufstieg der Ideologie des freien Marktes, der Annahme, dass es, wenn die Finanzmärkte das Kapital über die Grenzen hinaus bewegen wollen, einen guten Grund geben müsse, und die Bürokraten daher nicht im Weg stehen sollen.

Aber die Wahrheit ist, dass die uneingeschränkte Bewegung des Kapitals, wie schwer es für Ideologen ist, zu akzeptieren, nun wie ein fehlgeschlagenes Experiment aussieht.

Es ist jetzt schwer vorstellbar, aber mehr als drei Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg wird die Art von Finanzkrisen wie die letzte so vertraut mit Krisen, die kaum je passieren würden. Seit 1980 ist die Liste jedoch sehr beeindruckend: Mexiko, Brasilien, Argentinien und Chile im Jahr 1982. Schweden und Finnland 1991. Wieder Mexiko 1995. Thailand, Malaysia, Indonesien und Korea 1998.  Wieder Argentinien 2002. Und natürlich Island, Irland, Griechenland, Portugal, Spanien, Italien, Zypern.

Was ist der gemeinsame Nenner hier? Die gängige Meinung beklagt fiskalpolitische Lasterhaftigkeit (d.h. verschwenderischer Umgang mit dem öffentlichen Haushalt). Aber die Geschichte passt nur auf ein Land: Griechenland. 

Die bessere Geschichte ist ausser Kontrolle geratene Banker. Aber das beste Anzeichen der Krise sind grosse Zuflüsse von Geld aus dem Ausland. Alles in allem wurde das Fundament der Krise in den erwähnten Beispielen durch einen Ansturm ausländischer Investoren in ein Land gelegt, gefolgt von einem plötzlichen Ansturm heraus.

Was nun? Krugman erwartet nichts Pauschales, also keine plötzliche Ablehnung der Idee, Kapital frei bewegen zu lassen, wohin und wann immer es erwünscht sei. Es dürfte jedoch einen Prozess der Erosion geben, sodass die Regierungen intervenieren, sowohl das Tempo als auch die Menge der Gelder, die hineinkommen und hinausgehen, einzuschränken. Die Finanzglobalisierung ist wohl auf der Strecke, erheblich weniger global zu werden.

Und das ist in Ordnung, hält Krugman als Fazit fest. Nun sehen die alten schlechten Tage, wo es nicht so einfach war, Kapital über die Grenzen hinweg frei zu bewegen, ziemlich gut aus.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo,

Im ansonsten guten Beitrag steht ...

Die gängige Meinung beklagt fiskalpolitische Lasterhaftigkeit (d.h. verschwenderischer Umgang mit dem öffentlichen Haushalt). Aber die Geschichte passt nur auf ein Land: Griechenland.

Das ist zwar allgemeine Meinung, stimmt so aber nicht. Lesenswert dazu ein Handelsblatt-Artikel vom Januar 2010:

EZB-Studie: Die wahren Ursachen der griechischen Tragödie


Gruss von Jemandem,
der die Fairness liebt