Die
Banken haben in Zypern erstmals seit
dem 16. März wieder geöffnet. Es gelten neue Vorschriften, die den Zugang zu
Geld beschränken.
Jeder
Einwohner darf am Tag höchstens 300 Euro abheben. Überweisungen ins Ausland und
Zahlungen mit Kreditkarten im Ausland sind pro Person und pro Bank auf 5‘000
Euro beschränkt. Die zypriotischen Bürger dürften pro Auslandsreise maximum 1‘000
Euro Bargeld mitnehmen. Für Beträge bis zu 200‘000 Euro muss eine Genehmigung
bei der Zentralbank eingeholt werden.
Die
Börse bleibt geschlossen. Die Verbitterung ist verständlich. Die Einschränkungen
gelten laut Notenbank zunächst für vier Tage, also vorübergehend. Ein anderes
Land war aber auch gezwungen, infolge einer schweren Krise „temporäre“
Kapitalverkehrskontrollen zu implementieren: Island.
Die
isländische Regierung, die Zentralbank und der IWF hielten es für notwendig, Kontrollen
einzuführen, weil viele Ausländer und wohlhabende Isländer das Vertrauen in die
Wirtschaft des Landes verloren hatten und nur noch ihr Geld ausser Landes
schaffen wollten. Die Kapitalflucht hätte katastrophale Folgen für die
Wirtschaft, sodass die isländische Regierung Kapitalverkehrskontrollen
beschlossen hat.
Die
Behörden sagten damals, dass die Kontrollen nur temporärer Natur wären und in
der Reichweite begrenzt würden, nur ein paar Wochen oder im schlimmsten Fall
ein oder zwei Monate. Ein halbes Jahrzehnt später gilt die Verhängung von
temporären Kontrollen des Kapitalverkehrs in Island immer noch, schreibt Jon Danielsson in einem Artikel („The capital controls in Cyprus and the
Icelandic experience“) in voxeu.
Es
war das zweite Mal, dass Island „temporäre“ Kapitalkontrollen umgesetzt hat. Das
erste Mal war in den 1930er Jahren, was bis 1993 anhielt. Sobald
Kapitalverkehrskontrollen auferlegt werden, sind sie schwer, abzuschaffen, und
eine vorübergehende Anordnung endet i.d.R. als permanent, hebt der Autor
hervor.
Der
Grund ist, dass die Behörden, wenn ein Land Kapitalkontrollen implementiert, damit
signalisieren, dass sie die Kontrolle über die Wirtschaft verloren haben und daher
verzweifelte Massnahmen treffen müssen. Das dient nicht gerade dazu, das
Vertrauen aufzubauen, sodass jeder mit Geld versucht, das sinkende Schiff so
schnell wie möglich zu verlassen, unterstreicht der Direktor des Systemic Risk
Centre, London School of Economics.
Die
isländischen Kapitalkontrollen haben sich als äusserst schädlich für die
Wirtschaft erwiesen. Die Investitionen
sind zusammengebrochen. Sie belaufen sich auf 14,4% des BIP (2013), was den
niedrigsten Wert in der EU ausmacht, wo der Durchschnittswert 18% beträgt. Der
Grund ist, dass die ausländischen Direktinvestitionen (FDI) fast völlig zum
Erliegen gekommen sind. Und die Einheimischen mit Geld ziehen es vor, flüssig
zu bleiben, auf die Gelegenheit wartend, das Geld sofort ins Ausland zu
bringen.
Während
die Kapitalkontrollen den Abfluss von Geld verhindern sollen, finden
diejenigen, die das Geld ausser Landes schaffen wollen einen Weg, gesetzlich
oder anderweitig. Das Endergebnis ist ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen der
Regierung und Kapitalbesitzer, beschreibt Danielsson. Es kommt zu Korruption
und die administrativen Vorschriften werden verschärft.
Die
Steuerung des Kapitals verstösst gegen die EU-Gesetze in Bezug auf das Prinzip
der vier Freiheiten: freier Verkehr von Waren, Kapital, Dienstleistungen und
Personen. Die Massnahmen, die Zypern getroffen hat, verletzen mindestens zwei
von diesen Grundsätzen, erklärt Danielsson.
Die
Kapitalverkehrskontrollen lasten auf dem Wirtschaftswachstum in Island und das
Land wird jeden Tag relativ ärmer. Je länger die administrativen Beschränkungen
des internationalen Kapitalverkehrs gültig bleiben, desto schwieriger wird es,
sie wieder abzuschaffen, hält der Ökonom als Fazit fest.
Im isländischen Fall war es
einfacher, Kapitalverkehrskontrollen umzusetzen, weil es um den Umtausch einer
Währung in die andere Währung gegangen ist. Im zypriotischen Fall handelt es
sich um zudringliche Eingriffe in alle Aspekte des wirtschaftlichen Lebens.
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