Samstag, 2. März 2013

Wie Europa sich selbst schadet


Während die Peripherie der Eurozone einer harschen Austerität ausgesetzt ist, verfolgt auch der Kern eine kontraktive Fiskalpolitik, bemerkt Simon Wren-Lewis in seinem Blog.

Darauf gestützt liefert Paul Krugman in seinem Blog anhand von IWF-Schätzungen die folgende Abbildung, wo die konjunkturbereinigten Primärsaldos (cyclically adjusted primary balance) USA versus Eurozone zu sehen sind. Das heisst, was der Haushaltssaldo gewesen wäre, wenn die Zinszahlungen nicht berücksichtigt würden und die Wirtschaft Vollbeschäftigung hätte.

Die EU hat im Grunde genommen auf einen grossen Einbruch der Nachfrage und das Platzen einer Immobilienblase und den darauffolgenden Schuldenabbau (deleveraging) nicht so reagiert, wie die Volkswirtschaftslehre seit 75 Jahren nahelegt, sondern eher so wie Herbert Hoover, oder besser gesagt wie Reichkanzler Heinrich Brüning: harsche Sparmassnahmen-Politik.


Die konjunkturbereinigten Primärsaldos: USA versus Eurozone, Graph: Prof. Paul Krugman

Die politischen Entscheidungsträger zeigen sich oben darauf schockiert, dass Europas Peripherie in den Abgrund fällt und ihre Autorität bzw. Weisheit von den Wählern nicht anerkannt werden.

Krugman zitiert dazu Mark Mazower, einen europäischen Historiker, der in einem lesenswerten Artikel („Italy exposes wider crisis of democracy“) in FT sagt, dass der Hinweis auf Brüning kein Witz ist.

„Diejenigen, die Austerität vorantreiben, sehen nicht ein, dass sie zu einer Krise der Demokratie beitragen. Die italienischen Wahlen sollten die Entscheidungsträger in Europa daran erinnern, die Wähler zu beachten. Die wirtschaftspolitischen Massnahmen sind gescheitert, eine politische Krise abzuwenden, was die Kapazität hat, nicht nur der EU-Integration zu schaden, sondern die Legitimität der demokratischen Ordnung des Kontinents zu schädigen“. (*)

(*) Meine freie Übersetzung.

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