Freitag, 29. März 2013

Haushaltsdefizit und Zukunft der Kinder


Im Sog der Finanzkrise hörte man in den USA öfters das Argument, dass Amerika sich zu Griechenland verwandeln würde, wenn das Haushaltsdefizit nicht sofort abgebaut werden sollte.

Über die letzten Wochen gab es einen bemerkenswerten Wandel in der Position der Defizit-Schimpfer, unterstreicht Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („Cheating Our Children“) am Freitag in NYTimes.

Es ist so, als ob jemand eine kurze Mitteilung verschickt hätte, dass die Chicken Little Aktivität mit ihren wiederholten Warnungen vor einer amerikanischen Schuldenkrise, die ja irgendwie nicht stattfindet, nun ihre Zwecklosigkeit überlebt hat, legt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor dar.

Plötzlich hat sich das Argument gewandelt: Es geht nicht mehr um die Krise im nächsten Monat, sondern auf die lange Sicht darum, die Kinder nicht zu täuschen.

Es gibt nur ein Problem, so Krugman: Das neue Argument ist genau so schlecht wie das alte. Was stimmt mit dem Argument nicht? Zum Einen, dass es ein grundlegendes Missverständnis davon enthält, was die Schulden für die Wirtschaft bedeuten. Im Gegensatz zu fast allem, was man in den Zeitungen liest oder im Fernsehen sieht, machen die Schulden das Land nicht ärmer. Es handelt sich dabei um das Geld, das wir uns selbst schulden, betont Krugman.

Doch gibt es viel Wahrheit im Vorwurf, dass wir unsere Kinder täuschen. Aber wie? Indem wir öffentliche Investitionen vernachlässigen und versagen, Arbeitsplätze zu schaffen. Und gerade jetzt mit jeder Menge von arbeitslosen Bauarbeitern, die untätig sitzen, wäre es eine grossartige Zeit, die Infrastruktur aufzubauen. Doch fallen die öffentlichen Investitionen seit dem Beginn des Abschwungs geradezu zusammen.

Wie sieht es mit Investitionen in die Jugend aus? Auch hier werden die Ausgaben gekürzt. Hunderttausende Lehrer werden entlassen und die Unterstützung für die Kinder von weniger wohlhabenden Familien werden gestrichen.

Last but not least: Man denke an die Verschwendung von Human Kapital, verursacht durch hohe Arbeitslosigkeit unter jungen Amerikanern, z.B. unter den letzten College-Absolventen, die mit ihrer Karriere nicht beginnen können und den verlorenen Boden wahrscheinlich nie wieder gut machen werden.

Und warum wird die Zukunft so dramatisch und unverzeihlich benachteiligt? Schuld daran sind die Defizit-Schimpfer, die konstant die Kreditaufnahme durch die öffentliche Hand verfluchen, indem sie die politische Unterstützung für öffentliche Investitionen und die Schaffung von Arbeitsplätzen aushöhlen. Sie haben laut Krugman viel mehr getan, um unsere Kinder zu täuschen als das Haushaltsdefizit es jemals getan hat.

Haushaltspolitik ist in der Tat eine moralische Frage und wir sollten uns schämen, was wir im Hinblick auf die wirtschaftlichen Aussichten der nächsten Generation tun. Aber unsere Sünde beinhaltet zu wenige Investitionen, nicht zu viel Schulden. Und die Defizit-Schimpfer mit ihren Behauptungen in Sachen Kinder sind eigentlich die Bösen in dieser Story, hält Krugman als Fazit fest.

Die Vorstellung, dass das Haushaltsdefizit das Land verarmt, ist also falsch. Unser künftiger Wohlstand wird beeinträchtigt, überwiegend durch zu wenige Investitionen, nicht weil wir zu viele Schulden machen.

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