Im
Sog der Finanzkrise hörte man in den USA öfters das Argument, dass Amerika sich
zu Griechenland verwandeln würde, wenn das Haushaltsdefizit nicht sofort abgebaut
werden sollte.
Über
die letzten Wochen gab es einen bemerkenswerten Wandel in der Position der
Defizit-Schimpfer, unterstreicht Paul
Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („Cheating Our Children“) am Freitag in NYTimes.
Es
ist so, als ob jemand eine kurze Mitteilung verschickt hätte, dass die Chicken Little Aktivität mit ihren
wiederholten Warnungen vor einer amerikanischen Schuldenkrise, die ja
irgendwie nicht stattfindet, nun ihre Zwecklosigkeit überlebt hat, legt der an
der University of Princeton lehrende
Wirtschaftsprofessor dar.
Plötzlich hat sich das Argument gewandelt: Es geht nicht mehr um die Krise im nächsten Monat, sondern auf die lange Sicht darum, die Kinder nicht zu täuschen.
Es
gibt nur ein Problem, so Krugman: Das neue Argument ist genau so schlecht wie
das alte. Was stimmt mit dem Argument nicht? Zum Einen, dass es ein
grundlegendes Missverständnis davon enthält, was die Schulden für die
Wirtschaft bedeuten. Im Gegensatz zu fast allem, was man in den Zeitungen liest
oder im Fernsehen sieht, machen die Schulden das Land nicht ärmer. Es handelt
sich dabei um das Geld, das wir uns selbst schulden, betont Krugman.
Doch
gibt es viel Wahrheit im Vorwurf, dass wir unsere Kinder täuschen. Aber wie?
Indem wir öffentliche Investitionen vernachlässigen und versagen, Arbeitsplätze
zu schaffen. Und gerade jetzt mit jeder Menge von arbeitslosen Bauarbeitern,
die untätig sitzen, wäre es eine grossartige Zeit, die Infrastruktur
aufzubauen. Doch fallen die öffentlichen Investitionen seit dem Beginn des Abschwungs
geradezu zusammen.
Wie
sieht es mit Investitionen in die Jugend aus? Auch hier werden die Ausgaben
gekürzt. Hunderttausende Lehrer werden entlassen und die Unterstützung für die
Kinder von weniger wohlhabenden Familien werden gestrichen.
Last but not least: Man denke an die Verschwendung von
Human Kapital, verursacht durch hohe
Arbeitslosigkeit unter jungen Amerikanern, z.B. unter den letzten College-Absolventen,
die mit ihrer Karriere nicht beginnen können und den verlorenen Boden
wahrscheinlich nie wieder gut machen werden.
Und
warum wird die Zukunft so dramatisch und unverzeihlich benachteiligt? Schuld
daran sind die Defizit-Schimpfer, die konstant die Kreditaufnahme durch die
öffentliche Hand verfluchen, indem sie die politische Unterstützung für
öffentliche Investitionen und die Schaffung von Arbeitsplätzen aushöhlen. Sie haben
laut Krugman viel mehr getan, um unsere Kinder zu täuschen als das
Haushaltsdefizit es jemals getan hat.
Haushaltspolitik
ist in der Tat eine moralische Frage und wir sollten uns schämen, was wir im
Hinblick auf die wirtschaftlichen Aussichten der nächsten Generation tun. Aber
unsere Sünde beinhaltet zu wenige Investitionen, nicht zu viel Schulden. Und
die Defizit-Schimpfer mit ihren Behauptungen in Sachen Kinder sind eigentlich
die Bösen in dieser Story, hält Krugman als Fazit fest.
Die Vorstellung, dass das
Haushaltsdefizit das Land verarmt, ist also falsch. Unser künftiger Wohlstand wird beeinträchtigt, überwiegend durch zu wenige Investitionen,
nicht weil wir zu viele Schulden machen.
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