Dienstag, 5. März 2013

Deutsche Banken und Finanzierungslücke


Die deutschen Banken ziehen sich aus der Peripherie weiter zurück. Die deutsche Kreditwirtschaft hat laut Morgan Stanley ihre sog. Funding Gap (Finanzierungslücke) auf 201 Mrd. Euro per September verringert. Die Hauptlast der Schrumpfung trägt dabei insbesondere Spanien.

Seit einem Spitzenwert von 520 Mrd. Euro im Jahr 2009 nehmen die Forderungen der deutschen Banken gegenüber dem Rest des Euro-Raums allmählich ab.

Die Analysten von Morgan Stanley sprechen von einer „Balkanisierung“ der europäischen Banken-Märkte. Damit werden die Banken in der Peripherie der Eurozone stärker von der EZB abhängig.

Nun steht die Glaubwürdigkeit der EZB auf dem Spiel. EZB-Chef Mario Draghi hatte versprochen, alles zu tun, was erforderlich ist, um die Gemeinschaftswährung zu retten. Die in Schwierigkeiten geratenen EU-Länder werden gestützt, allerdings nur, wenn die Konditionalität erfüllt ist. Das heisst m.a.W. die Umsetzung einer harschen Austeritätspolitik: Gürtel-enger-schnallen, auch wenn die Wirtschaft schwer angeschlagen ist.

Der Ausgang der italienischen Wahlen vermittelt andererseits eine klare Botschaft: Die Wähler wollen die von Berlin und Brüssel vorgeschriebene Austeritätspolitik nicht, wie Joseph Stiglitz in einem lesenswerten Artikel („What is Italy Saying?“) in Project Syndicate hervorhebt.


Deutsche Banken und Finanzierungslücke in den GIIPS, Graph: Morgan Stanley, Europe Research Team

Die Besessenheit von Europas Elite für die Austeritätspolitik zerstört Humankapital in Millionen Höhe. Die Bürger lehnen die aufgezwungene Politik, die an der Peripherie finanziell und wirtschaftlich verheerende Spuren hinterlässt, ab. Das soziale Gefüge ist gefährdet. 

Wie wird Draghi nun auf die neue Situation reagieren? Die EZB hat bisher im Grunde genommen keine Staatsanleihen, sondern nur Zeit gekauft. Erforderlich ist v.a. eine Wachstumsstrategie und weitere Lockerung der Geldpolitik. Ist die EZB dazu bereit?


Grenzüberschreitende Kreditvergabe innerhalb und ausserhalb des Euro-Raums (Daten: EZB), Graph: Morgan Stanley, Europe Research Team

Die grenzüberschreitende Kreditvergabe der europäischen Banken hat im Januar auf Jahresbasis um 2,3% abgenommen.

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