Das
Haushaltsdefizit war nie das grösste Problem der US-Wirtschaft. Die hohe
Arbeitslosigkeit hingegen ist es in der Tat.
Seit
mehr als drei Jahren ist die politische Debatte in Washington durch die
Warnungen über die Gefahren des Haushaltsdefizits dominiert. Ein paar einsame
Ökonomen versuchen von Anfang an, darauf hinzuweisen, dass der Fokus darauf
falsch und das deficit spending
derzeit in einer schwer angeschlagenen Wirtschaft tatsächlich angemessen ist,
schreibt Paul Krugman in seiner
lesenswerten Kolumne („Dwindling Deficit
Disorder“) am Montag in NYTimes.
Aber
auch wenn die Defizit-Schimpfer mit ihren Vorhersagen bisher praktisch über
alles falsch liegen (wo sind z.B. die durch die Decke schiessenden Zinsen?), sind
die Proteste darüber, dass derzeit eine falsche Diskussion stattfindet,
konsequent auf taube Ohren gestossen.
Wirklich
bemerkenswert ist jedoch die Dauerhaftigkeit der Fixierung auf das Defizit im
Angesicht der sich rasch ändernden Fakten, betont Krugman. Leute sprechen
darüber, als ob das Defizit explodieren würde. In der Tat nimmt das Defizit
viel schneller ab als es seit Generationen der Fall gewesen ist. Es ist bereits
auf ein nachhaltiges Niveau gesunken und es ist angesichts des Zustandes der
Wirtschaft zu klein.
Es
gibt natürlich längerfristige finanzpolitische Probleme: steigende Kosten im
Gesundheitswesen und eine alternde Bevölkerung, welche den Haushalt laut
Krugman im Verlauf der 2020er Jahre unter Druck setzen werden. Es ist aber
wichtig, eine kohärente Erklärung zu finden, warum die längerfristigen Bedenken
die Haushaltspolitik gerade heute bestimmen sollen. Und wie gesagt ist das
Haushaltsdefizit angesichts der Bedürfnisse der Wirtschaft heute viel zu klein.
Ja,
wir wollen das Defizit reduzieren, sobald die Wirtschaft sich erholt. Die
Arbeitslosigkeit ist aber nach wie vor unannehmbar hoch, unterstreicht der an
der University of Princeton lehrende
Wirtschaftsprofessor. Der Aufschwung, nicht der Abschwung ist der richtige
Zeitpunkt für Austerität, erklärte John Maynard Keynes vor Jahren. Er hatte Recht. Man braucht auf Europa einen Blick zu werfen, wie verheerend die Auswirkungen der
Austeritätspolitik auf die schwachen Volkswirtschaften sind. Und es gibt noch
keinen Boom.
Krugman ist sich dessen bewusst, dass das abnehmende Defizit vielerorts
unerwünscht ist. Schwarzmalerei in Sachen Fiskalpolitik ist eine wichtige
Industrie in Beltway, insbesondere unter denjenigen, die Vorwände suchen, um Medicare,
Medicaid und Social Security zu zerschlagen.
Menschen, die während ihrer
Karriere in die Industrie der Defizit-Schimpfer schwer investiert haben, wollen
nicht, dass die Beweise ihre Angst-Politik untergräbt. Während das
Haushaltsdefizit abnimmt, werden falsche Zahlen produziert, um den Eindruck zu
hinterlassen, als ob die Wirtschaft immer noch in einer Art Haushaltskrise
stecken würde.
Aber es ist nicht wahr. Das
Defizit nimmt in der Tat ab und das Argument, es zum Bedenken Nr. 1 zu machen, was
aufgrund der sehr niedrigen Zinsen ohnehin nie ein starkes war, ist nun völlig
verschwunden, hält Krugman als Fazit fest.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen