Dienstag, 19. März 2013

Abenomics und Bilanz-Rezession


Richard Koo erklärt in einem lesenswerten Artikel („Monetary easing alone will not fix Japan“) in FT die „Abenomics“, die aus drei Säulen besteht: (1) geldpolitische Lockerung, (2) fiscal stimulus (Konjunkturprogramm) und (3) strukturelle Reform.

Die Märkte sind offensichtlich so beeindruckt, dass der Yen an Wert verloren hat und die Aktien kräftig gestiegen sind, bemerkt der Chief Economist von Nomura Research Institute.

Hintergrund: Shinzo Abe, der Präsident der japanischen Notenbank (BoJ: Bank of Japan) will mit einem aggressiven geldpolitischen Kurs die Wirtschaft des Landes aus der deflationären Spirale holen.

Die Ursache von Deflation und Wachstumsschwäche in den vergangenen zwei Jahrzehnten in Japan ist der Mangel an Kreditaufnahme im Privatsektor, betont Koo. Seit dem Platzen des Immobilienmarkt-Booms in den 1990er Jahren ringt der private Sektor mit einem immensen Schuldenberg (debt overhang). Die privaten Haushalte haben keine andere Wahl, als Schulden abzubauen oder zu sparen, auch wenn die nominalen Zinsen auf der Null-Grenze (zero lower bound) liegen.

Es gibt zwar seit 2005 eine Erholung im Privatsektor. Aber die Menschen sind nach wie vor mit der Bilanz-Bereinigung beschäftigt. Die Ersparnisse des Privatsektors belaufen sich in Japan auf 9% des BIP. In den USA 7%, in Grossbritannien 4% und in Spanien 8%. Die Zahlen sind im Angesicht der Null-Zinsen schwer zu verdauen. Wenn alle gleichzeitig die Gürtel enger schnallen, ergibt sich daraus eine deflationäre Spiral, die Koo als Balance Sheet Recession (Bilanz-Rezession) nennt.

Eine Volkswirtschaft kann nicht als Ganzes ansparen. Wenn einer spart, muss ein anderer Schulden machen. Jemand muss also das angesparte Geld aufnehmen und investieren. Da der überschuldete Privatsektor keine Verwendung für die Ersparnisse findet, kann der Staat dafür sorgen, dass das BIP und das Geldangebot nicht schrumpfen. Die Abenomics will m.a.W. die Nachfragelücke füllen, während der Prozesses des Schuldenabbau (deleveraging) im Privatsektor anhält.

Die zweite Säule von Abenomics nimmt sich der Herausforderung an, die gesamtwirtschaftliche Nachfrage anzukurbeln, und zwar durch Einführung von Steuergutschriften (investment tax credit) und andere steuerliche Anreize für die Kreditaufnahme und die notwendigen Investitionen, unterstreicht Koo weiter.

Die dritte Säule ist die Struktur-Reform, die die Mikro-Ökonomie betrifft, was die Industrie einschliesst. Die Aufnahme von Verhandlungen im Zusammenhang mit einem trans-pazifischen Partnership-Deal deutet laut Koo darauf hin, dass Abe Märkte weiter öffnen will.

Fazit: Die Abenomics mit drei Säulen macht Sinn, hält Koo als Fazit fest.

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