John Cogan und John Taylor schreiben in einem wunderlichen Artikel („How the House Budget Would Boost the Economy“)
in WSJ, dass der Haushaltsplan von
Paul Ryan expansiv sei, d.h. konjunkturfördernd, weil der Entwurf Vertrauen
schaffe.
Es
ist so, als ob alle Erfahrungen aus den letzten Jahren nur für die Katze wären,
wo die Anhänger des „expansionary
austerity“-Ansatzes nach wie vor vergeblich auf das Auftauchen der
Confidence Fairy (Vertrauen Fee) warten, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog dazu.
Heute
braucht man sich darüber nicht den Kopf zu schütteln. Denn der Ryan-Plan
ist offensichtlich lächerlich, argumentiert der Träger des
Wirtschaftsnobelpreises weiter. Es ist peinlich, zu sehen, dass qualifizierte
Ökonomen die Sache unterstützen, v.a. aber auch aus dem Grund, weil Cogan und
Taylor eine grundsätzlich unaufrichtige Behauptung über den Stand der Forschung
in der Volkswirtschaft aufstellen. Liest man den Artikel von Cogan und Taylor
durch, hat man den Eindruck, als ob alle, die die Ansicht vertreten, dass eine
restriktive Fiskalpolitik kontraktiv ist, über die Erwartungen nichts wüssten.
Die
im Artikel unterstellte Vorstellung, dass die Keynesians nicht daran glauben,
dass die Erwartungen der künftigen Bedingungen die Entscheidungen von heute beeinflussen,
ist daher seltsam, unterstreicht Krugman. Sowohl alte keynesianische als auch
neu keynesianische Modelle (z.B. wie das von Mike Woodford) berücksichtigen Erwartungen
sehr wohl. Die Frage, die sich stellt, ist eher, warum die im WSJ-Artikel
präsentierte Schlussfolgerung von Cogan und Taylor so sehr von der
Schlussfolgerung von Woodford verschieden ist.
Die
Autoren schreiben, dass ihr Gutachten auf einem modernen makroökonomischen
Modell beruhe, entwickelt von Volker
Wieland, Uni Frankfurt und Maik
Wolters, Uni Kiel, wonach die Quellen zur Finanzierung der Staatsausgaben
nicht kostenlos sind. Im Modell werde ferner angenommen, dass die Verbraucher,
Unternehmen und Arbeitnehmer auf die Anreize reagieren und von ihren künftigen
Erwartungen im Hinblick auf die wirtschaftlichen Konditionen beeinflusst
werden. Keine dieser Eigenschaften werde von keynesianischen Modellen im alten
Stil berücksichtigt.
Stimmt
es? Natürlich nicht. (1) Gerade in einer schwer angeschlagenen Wirtschaft (depression) sind die Ressourcen zur
Finanzierung der Staatsausgaben gratis. (2) Wie oben erwähnt, gibt es keinen Zweifel daran, dass Woodford künftige
Erwartungen in seine Modell-Bildung (keynesianisch) einbezieht. Man braucht nur
seine Arbeit zu lesen und (3) Noah Smith
erläutert in seinem Blog, dass Cogan und Taylor in
ihrer Analyse die Nullzins-Grenze (zero
lower bound) ignorieren, was nichts anderes bedeutet als dass sie den
ganzen Grund darüber, warum heute über die Fiskalpolitik diskutiert wird, völlig
übergehen.
Die
Autoren gehen ausserdem davon aus, dass die Ausgabenkürzungen vorwiegend auf
Transferleistungen entfallen, nicht auf die Staatsausgaben. Die Annahme, dass
aus der Kürzung von Transfers kaum negative Auswirkungen auf (das Wirtschaftswachstum)
gehen würde, hat wohl mit dem RicardianischenÄquivalenz-Theorem zu tun, sodass die Menschen angeblich später ausgleichende
Steuersenkungen erwarten und damit die Ausgaben heute nicht senken würden.
Stimmt
es? Nicht ganz. Denn die Ausgabenkürzugen beziehen sich im Ryan-Plan
überwiegend auf diskretionäre Staatsausgaben (discretionary spending), was im
Grunde genommen Güter und Dienstleistungen betrifft, wie Krugman unterstreicht.
Der Rest der Ausgabenkürzungen stammt aus Medicaid, Essensmarken und anderen sozialen
Hilfsprogrammen für Familien in Not. Wie soll das funktionieren?
Wenn
man von den Armen 200 Mrd. $ wegnimmt und das Geld den Reichen überreicht, und
wenn die Menschen denken, dass es sich um eine permanente Übertragung handelt,
wird der Verbrauch der Armen gemäss der permanenten
Einkommenshypothese um 200 Mrd. $ sinken, während der Verbrauch der Reichen
um dieselbe Summe steigen wird. Es gibt aber laut Krugman zwei Gründe, daran
nicht zu glauben: (a) Es gibt einige Hinweise, dass die permanente
Einkommenshypothese (permanent income
theory) nicht so gut funktioniert und (b) die Reichen i.d.R. beharrlich
weniger ihres Einkommens konsumieren als die Armen.
Die
armen Menschen verfügen nicht über einen Pool von Ersparnissen und sie haben
keinen Zugang zu Kapitalmärkten. Das Geld wird also Menschen mit geringerer
Zahlungsfähigkeit abgenommen und Menschen gegeben, die nicht solchen
Einschränkungen gegenüberstehen.
Fazit: Die kontraktive Politik
ist kontraktiv.
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