Donnerstag, 28. März 2013

Warum hat die EU nicht so etwas wie die FDIC?


Hätte die EU eine Variante der Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC: Einlagensicherungsbehörde) mit einem regelbasierten Ansatz zur Abwicklung von Banken gehabt, wo die Kleinsparer volles Vertrauen geniessen, dass ihre Einlagen vollständig geschützt sind und andere Arten von Anlegern verstehen, dass sie womöglich Verluste mittragen müssen, hätte Jeroen Dijsselbloem, der Chef der Eurogruppe sich die verbalen Verdrehungen (in zahlreichen Interviews, schriftlichen Erklärungen und Fernsehauftritten)  in den vergangenen Tagen ersparen können.

Und Dirk Elsner hätte im Blick Log keine Lanze für eine durch den niederländischen Politiker vertretene nicht-durchdachte „Rettungsaktion“ der EU brechen müssen. Die EU hat allem Anschein nach keine Pläne, was zu tun ist, wenn wieder wirklich schlimme Sachen passieren.

Die FDIC hat sehr klare durch Satzung festgelegte und durch Präsendenzfall verstärkte Regeln, wie Simon Johnson in einem lesenswerten Artikel („The debate on bank size is over“) in NYTimes unterstreicht.

Die Behörde weiss, wie man eine kleine oder mittelgrosse Bank ohne makroökonomische Seifenoper und nationale Katastrophe schliesst. Man errinnere sich an das Scheitern von Indy Mac Bancorp im Jahr 2008. Die Bank hatte zu diesem Zeitpunkt Vermögenswerte in Höhe von 32 Mrd. US-Dollar.

Johnson betont, dass der Fall Zypern zeige, dass die Diskussion über die Beschränkung der Grösse der grössten Banken längst vorbei ist. Denn die Argumentation, dass es auf die Grösse und Reichweite von Banken nicht ankomme, ist inzwischen widerlegt worden, was nun durch den Fall Zypern endgültig verdeutlicht wird, hebt der an der MIT Sloan School of Management lehrende Wirtschaftsprofessor hervor. 

Wie zuletzt Ben Bernanke, Fed-Präsident auf einer Pressekonferenz offenbart hat, stellen die TBTF-Banken in der Tat ein reales Problem dar: Elizabeth Warren hat 100% Recht.

Die viel wichtigere Frage im Zusammenhang mit dem Zypern-Fall ist, warum man überhaupt eine oder zwei Banken so gross (im Hinblick auf ihre Vermögenswerte im Verhältnis zum BIP) werden lassen soll, dass eine einzige fehlgeleitete Kalkulation die ganze Wirtschaft abstürzt? Wie kann man m.a.W. zulassen, dass eine Bank derart gross wird, dass die Einlagensicherungsbehörde sie nicht relativ einfach und in kostengünstiger Weise abwickeln kann?

Die Verluste der grössten (Bank of Cyprus) Bank und der zweitgrössten Bank (Laiki Bank) Zyperns machen ein Viertel der Wirtschaftsleistung des Inselstaates aus.  Die Vermögenswerte des zypriotischen Banken-Sektors erreicht das Siebenfache des BIP des Landes. Es liegt auf der Hand, dass die beiden gebeutelten Banken über ein hauchdünnes Eigenkapital verfügen, sodass die Verluste nicht absorbiert werden können und daher nun von den Gläubigern getragen werden.

Auch Bernanke räumt unterdessen ein, dass das TBTF-Problem nicht gelöst ist.

Warum hat die EU aber keine Einlagenlagensicherungsfonds à la FDIC? Europa wird von Berlin regiert. Angela Merkel und Wolfgang Schäuble haben die falschen Rezepte. Sie halten am Modell von Maastricht fest: Wettkampf der Nationen (rat race) in einer Währungsunion. Der Süden wird gezwungen, das zu tun, was Deutschland getan hat: die Wettbewerbsfähigkeit durch stagnierende oder fallende Löhne (internal devaluation) aggressiv zu verbessern. Wer Schulden hat, ist schuldig. Und keine EZB mit der Funktion „lender of last resort“.

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