Hätte die EU eine Variante der Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC:
Einlagensicherungsbehörde) mit einem regelbasierten Ansatz zur Abwicklung von
Banken gehabt, wo die Kleinsparer volles Vertrauen geniessen, dass ihre Einlagen
vollständig geschützt sind und andere Arten von Anlegern verstehen, dass sie
womöglich Verluste mittragen müssen, hätte Jeroen
Dijsselbloem, der Chef der Eurogruppe sich die verbalen Verdrehungen (in zahlreichen Interviews, schriftlichen Erklärungen und Fernsehauftritten) in den vergangenen Tagen ersparen können.
Und Dirk Elsner
hätte im Blick Log
keine Lanze für eine durch den niederländischen Politiker vertretene nicht-durchdachte „Rettungsaktion“ der EU brechen müssen. Die EU hat allem Anschein nach keine Pläne, was zu tun ist, wenn wieder wirklich schlimme Sachen passieren.
Die FDIC hat sehr klare durch Satzung festgelegte und
durch Präsendenzfall verstärkte Regeln, wie Simon Johnson in einem lesenswerten Artikel („The debate on bank size is over“) in NYTimes unterstreicht.
Die Behörde weiss, wie man eine kleine oder
mittelgrosse Bank ohne makroökonomische Seifenoper und nationale Katastrophe
schliesst. Man errinnere sich an das Scheitern von Indy Mac Bancorp im Jahr 2008. Die Bank hatte zu diesem Zeitpunkt
Vermögenswerte in Höhe von 32 Mrd. US-Dollar.
Johnson betont, dass der Fall Zypern zeige, dass die
Diskussion über die Beschränkung der Grösse der grössten Banken längst vorbei
ist. Denn die Argumentation, dass es auf die Grösse und Reichweite von Banken
nicht ankomme, ist inzwischen widerlegt worden, was nun durch den Fall Zypern endgültig
verdeutlicht wird, hebt der an der MIT
Sloan School of Management lehrende Wirtschaftsprofessor hervor.
Wie
zuletzt Ben Bernanke, Fed-Präsident auf
einer Pressekonferenz offenbart hat, stellen die TBTF-Banken in der Tat ein
reales Problem dar: Elizabeth Warren
hat 100% Recht.
Die viel wichtigere Frage im Zusammenhang mit dem Zypern-Fall ist, warum man überhaupt eine oder
zwei Banken so gross (im Hinblick auf ihre Vermögenswerte im Verhältnis zum BIP) werden lassen
soll, dass eine einzige fehlgeleitete Kalkulation die ganze Wirtschaft
abstürzt? Wie kann man m.a.W. zulassen, dass eine Bank derart gross wird, dass
die Einlagensicherungsbehörde sie nicht relativ einfach und in kostengünstiger
Weise abwickeln kann?
Die Verluste der grössten (Bank of Cyprus) Bank und der zweitgrössten Bank (Laiki Bank) Zyperns machen ein Viertel
der Wirtschaftsleistung des Inselstaates aus.
Die Vermögenswerte des zypriotischen Banken-Sektors erreicht das Siebenfache des BIP des Landes. Es liegt auf der
Hand, dass die beiden gebeutelten Banken über ein hauchdünnes Eigenkapital
verfügen, sodass die Verluste nicht absorbiert werden können und daher nun von
den Gläubigern getragen werden.
Auch Bernanke räumt unterdessen ein, dass das
TBTF-Problem nicht gelöst ist.
Warum hat die EU aber keine
Einlagenlagensicherungsfonds à la FDIC? Europa wird von Berlin regiert. Angela Merkel und Wolfgang Schäuble haben die falschen
Rezepte. Sie halten am Modell von Maastricht fest: Wettkampf der Nationen (rat race) in
einer Währungsunion. Der Süden wird gezwungen,
das zu tun, was Deutschland getan hat: die Wettbewerbsfähigkeit durch
stagnierende oder fallende Löhne (internal
devaluation) aggressiv zu verbessern. Wer Schulden hat, ist schuldig. Und
keine EZB mit der Funktion „lender of
last resort“.
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