Paul Krugman erinnert in seiner lesenswerten
Kolumne (“Ben Bernanke, Hippie)” am
Freitag in NYTimes an den Auftakt des Irak Krieges.
Es
schien damals keine Rolle zu spielen, welche Beweise durch die Kritik vor dem
Ansturm auf den Krieg vorgetragen wurde: Wer gegen den Krieg war, stand als ein
törichter Hippie da. Bemerkenswert ist, dass diese Beurteilung sich nicht
geändert hat, auch nicht nachdem sich alles, was die Kritiker vorhergesagt
hatten, als wahr erwies, beschreibt Krugman.
Und
noch deutlicher hat sich eine sehr ähnliche Geschichte in den letzten drei
Jahren abgespielt; diesmal über die Wirtschaftspolitik. Die wichtigen Leute
sagten vor drei Jahren, dass die Fiscal
Austerity die richtige Antwort auf eine durch die von ausser Kontrolle
geratenen Bankers verursachten Wirtschaftskrise ist, welche angeblich eine
unmittelbar drohende Gefahr aus dem Haushaltsdefizit darstelle, genau wie die
Rolle, die die angeblichen Massenvernichtungswaffen von Saddam damals für den
Krieg im Irak gespielt hatten.
Heute,
wie damals, schien dieser Konsens undurchdringlich im Hinblick auf die
Gegenargumente, unabhängig davon, wie wohlbegründet die Beweise sind.
Die Kritiker des Konsenses werden dennoch als
törichte Hippies betrachtet, auch wenn ihre Vorhersagen über Zinssätze,
Inflation und die schweren Auswirkungen der Austeritätspolitik sich
bewahrheiteten. Die rhetorische Frage, die Krugman jetzt stellt, ist, ob es nun
einen Unterschied macht, dass Ben Bernanke sich auch in die Reihe von Hippies
aufschliesst?
Was
Bernanke zu Beginn dieser Woche in seiner Anhörung
vor dem Haushaltsausschuss des Senats gesagt hat, sollte von jedem in
Washington zur Kenntnis genommen werden. Der Fed-Vorsitzende hat deutlicher
und nachdrücklicher als je zuvor über die Fiskalpolitik gesprochen, dass die
Besessenheit von Beltway von
Haushaltsdefizit (übersetzt in Klartext) ein schrecklicher Fehler ist.
Erstens
hat Bernanke gesagt, dass das Bild des Haushalts auf mittlere Sicht einfach
nicht beängstigend ist: „Die Staatsverschuldung dürfte während des
gegenwärtigen Jahrzehnts auf rund 75% des BIP verbleiben“.
Dann
argumentierte Bernanke über den Zustand der Wirtschaft, dass wir derzeit zu
wenig Geld ausgeben, nicht zu viel: „Die kurzfristigen Änderungen des Haushaltsplans
könnten einen erheblichen Gegenwind für die Erholung der Wirtschaft schaffen“.
Schliesslich
legte Bernanke nahe, dass die Austerität in einer schwer angeschlagenen
Wirtschaft kontraproduktiv ist: „Eine schwache Erholung der Wirtschaft hätte
weniger Abbau des Defizits zur Folge“.
Also:
Das Defizit stellt keine unmittelbare Gefahr dar. Ausgabenkürzungen in einer
schwer angeschlagenen Wirtschaft sind eine schreckliche Idee und vorzeitige
Austerität macht in fiskalpolitischer Hinsicht keinen Sinn. Regelmässige Leser
von Krugman dürften mit diesen Propositionen vertraut sein. Denn es handelt
sich um Argumente, die von Krugman und anderen progressiven Ökonomen seit
langem vorgetragen werden. Aber sie gelten alle als verantwortungslose Hippies.
Ist Bernanke
nun auch einer davon? Immerhin trägt der Fed-Chef auch einen Bart.
Der
Punkt ist nicht, dass Bernanke eine unbestechliche Quelle der Weisheit ist. Man
kann nur hoffen, so Krugman, dass der Einsturz von Greenspans Ruf in die Praxis
der Vergötterung des Fed-Vorsitzenden ein Ende bringt. Bernanke ist ein feiner
Ökonom, aber nicht mehr als Joseph Stiglitz, dessen lautstarke Kritik an
Besessenheit von Haushaltsdefizit dennoch ignoriert wurde. Nein. Der Punkt ist,
dass Bernankes Abtrünnigkeit helfen kann, die Argumentation von Autorität zu
untergraben, was es so schwer gemacht hat, die Besessenheit der Elite von
Haushaltsdefizit abzuschütteln.
Ein
fehlgeleiteter elitärer Konsens hat in einen wirtschaftlichen Schlamassel
geführt. Und es ist nun Zeit, daraus zu kommen, hält Krugman als Fazit fest.
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