Die
Finanzkrise befindet sich im sechsten Jahr. Es ist schwer auszumachen, ob die
jüngste Erholung an den Finanzmärkten nachhaltig ist oder nicht. Aber es steht
sicher fest, dass die unkonventionelle Geldpolitik, auf die die US-Notenbank (Fed) nach dem Erreichen der
Null-Zins-Grenze (zero lower bound) zurückgriff,
viel dazu beitrug, das globale Finanzsystem zu stabilisieren.
Die
unkonventionelle Geldpolitik hat jedoch auf beiden Seiten des Atlantiks eine
enorme Ausweitung der Notenbankbilanzen zur Folge. Auch die Schweizerische
Nationalbank (SNB) hat zu
ausserordentlichen Massnahmen gegriffen: Devisenmarktinterventionen, Erhöhung
der Giroguthaben und die Festlegung des Mindestkurses von 1,20 CHF pro EUR. Das
Ziel war, sich den Gefahren für die Schweizer Wirtschaft und die
Preisstabilität entgegenzustemmen.
Vor
diesem Hintergrund hat sich Fritz
Zurbrügg, Mitglied des SNB-Direktoriums in einem interessanten Vortrag („Die Finanzkrise im sechsten Jahr: Ende in
Sicht?“) am Donnerstag in Zürich mit dem Thema Geldpolitik bei der
Stabilisierung des Finanzsektors und der Konjunktur befasst.
Die
Stabilisierung des Finanzsektors ist zwar eine wichtige Voraussetzung für die
Überwindung der Krise, aber keine Garantie für eine nachhaltige Erholung der
Wirtschaft, unterstricht Zurbrügg.
Im
Mittelpunkt des Referats stand die Frage, welche Risiken die ausserordentlichen
geldpolitischen Massnahmen bergen. Zurbrügg hat drei davon hervorgeheben: (1)
Vermögenspreisblasen, (2) Aufschieben von Strukturmassnahmen und (3)
Instrumentalisierung der Notenbanken.
Bilanzen
der Zentralbanken, Graph: Fritz
Zurbrügg, SNB Geldmarkt-Apéro, March 21,
2013
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(1) Die Suche nach Rendite bei tiefen oder gar negativen realen Zinsen kann zu
Fehlallkokationen an den Finanzmärkten führen. Relative Preise werden verzerrt
und Risiken werden möglicherweise falsch bewertet. Ein aktuelles Beispiel aus
der Schweiz ist der Immobilien- und Hypothekarmarkt. Die Preise für Wohnliegenschaften und die Hypothekarkreditvolumen wachsen
hierzulande laut Zurbrügg seit mehreren Jahren sehr dynamisch.
Die
Schweizer Regierung (Bundesrat) hat kürzlich auf Antrag der SNB den antizyklischen
Kapitalpuffer (CCB)
aktiviert, damit die Banken Hypothekarkredite zur Finanzierung von
Wohnliegenschaften mit mehr Kapital unterlegen.
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(2) Lang andauernde Tiefzinsphasen schaffen auch Anreize, notwendige
Strukturanpassungen hinauszuschieben. Günstige Finanzierungskosten vermindern
bei Banken, Unternehmen und bei Staatshaushalten den Handlungsbedarf, was die Gefahr
erhöht, dass schwierige Anpassungen(für künftiges Wirtschaftswachstum) nicht
angepackt werden, erklärt Zurbrügg.
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(3) Die unkonventionellen Massnahmen der Zentralbanken hatten dazu beigetragen,
ein Abgleiten der Weltwirtschaft in Deflation und Depression zu verhindern.
Aber die Geldpolitik kann nicht alle Probleme lösen. In vielen Industrieländern
liegt das BIP immer noch unter dem Vorkrisenniveau, hält Zurbrügg fest. Und die
globalen Wirtschaftsaussichten haben sich zuletzt noch einmal etwas eingetrübt.
Investitions-
und Kreditwachstum, Graph: Fritz
Zurbrügg, SNB Geldmarkt-Apéro, March 21,
2013
Warum
verzögert sich aber die Erholung der Weltwirtschaft derart lange?
Erstens
sind Rezessionen,
die mit einer Bankkrise einhergehen, meistens tiefer und dauern länger. Und zweitens erholt sich die Wirtschaft nach
Bankkrisen i.d.R. nur schleppend.
Fazit: Damit die Weltwirtschaft
nachhaltig wachsen kann, muss der Finanzsektor widerstandsfähiger werden, wie
Zurbrügg argumentiert. Verbesserung der Bankenregulierung spielen dabei eine
wesentliche Rolle. Wie der Zypern
zeigt, sind die Reformen gescheitert, um das Banken-System zu stabilisieren.
Der Banken-Sektor macht in Zypern
das 7 bis 8fache der gesamten Wirtschaftsleistung der Insel aus.
Die
ausserordentlichen Massnahmen ändern also nichts daran, dass im Finanzsektor
nach wie vor Solvenzprobleme bestehen. Die Banken wollen uns glauben machen,
dass alles in Ordnung ist, wie Anat
Admati in einem Interview mit F&W
betont. Das System bleibt verletzlich. Ein Teil des Kerngeschäftes der Banken
besteht aus der Kreditaufnahme. Aber es ist kein Grund, dass die Banken immer
mehr Kredit aufnehmen und sich dermassen hoch verschulden.
Die Aussicht auf eine
Rettung durch die Steuerzahler ermutigt die Banken, noch grössere Risiken in
Kauf zu nehmen. Die Situation begünstigt
die Banken und verzerrt die Wirtschaft und setzt die Öffentlichkeit Risiken
aus. Eine deutliche Erhöhung der Eigenkapitalanforderungen und damit der Schutz
der Stabilität des Finanzsystems ist im öffentlichen Interesse.
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