Der
Verlauf der Krise zeigt, dass das Haushaltsdefizit im Angesichts der
Liquiditätsfalle, in der die Wirtschaft steckt, nicht zu einem Anstieg der Zinsen
führt und damit keine Inflation auslöst, was es im Grunde genommen in jedem Lehrbuch
(Macro Economics) steht.
Alan Greenspan war aber vom Defizit so besessen,
dass er es vor rund drei Jahren in einem wunderlichen Artikel („US Debt and the Greece Analogy“) in WSJ bedauerlich erklärt hat, dass die Zinsen und die Inflation nicht durch die
Decke schiessen.
Bemerkenswert
ist daran, dass der ehemalige Fed-Präsident nicht bereit ist, zuzugeben, dass
das Wirtschaftsmodell, welches er zu dieser Einschätzung zugrunde legt, falsche
Signale senden könnte.
Darüber
hinaus gibt es in diesem Zusammenhang eine fragwürdige ökonomische Vorstellung, wonach die Zinsen nicht steigen, weil die
Fed am Markt US-Staatspapiere aufkauft. Und das Motto lautet: „Jeder weiss es,
niemand widerspricht“, obwohl Ben
Bernanke gerade neulich in einem unbedingt lesenswerten Vortrag
(„Long-Term Interest Rates“) die
Entwicklung der Renditen vor dem internationalen Hintergrund sachlich erläutert hat.
Die
Ansicht, dass die Zinsen niedrig sind, nur weil die Fed die Staatsanleihen
aufkauft, ist zumindest auf drei Ebenen falsch, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog dazu.
Verlauf
der Rendite der Staatsanleihen im Vergleich (USA und Frankreich), Graph: Prof. Paul Krugman
(1) Wie Bernanke betont, haben sich die langfristigen Zinsensätze in einem breiten
Spektrum von Ländern sehr ähnlich entwickelt, einschliesslich der Länder, wo
die Zentralbank viele Staatspapiere aufkauft und der Länder, wo es nicht der
Fall ist. Man kann dazu beispielsweise die USA und Frankreich vergleichen.
(2) Wenn der Ankauf von Staatsanleihen durch die Fed so entscheidend wäre, müssten
wir jedes Mal, wenn die Fed aufhört, US-Treasury Bonds zu kaufen, einen Anstieg
der Renditen beobachten. In der Tat haben viele Leute Mitte 2011 vorhergesagt,
dass das passieren würde. Und viele haben deswegen viel Geld verloren, weil es
nicht eingetroffen ist.
(3) Seit wann glauben wir daran, dass die Zentralbanken das Renditeniveau nach
Belieben über längere Zeiträume ohne Konsequenzen festhalten können? Müsste das
„Geld-drucken“ (money printing) nicht
gefährlich inflationär wirken?
Man
denke über das ursprüngliche Wicksellian-Konzept über den natürlichen Zinssatz nach, legt Krugman nahe.
Der
natürliche Zinssatz müsste demnach mit der Preisstabilität vereinbar sein. Wenn
die Zentralbank versuchen würde, die Zinssätze unter diesem Niveau zu halten
(d.h. der natürliche Zinssatz > der Marktzins), würde sie es vielleicht für
eine kurze Zeit schaffen, aber das Ergebnis wäre eine Überhitzung der
Wirtschaft und eine Beschleunigung der Inflation. Und laut Milton Friedman käme
es zu einem Niedergang der Wirtschaft und zu Arbeitslosigkeit. Wo ist aber die
Überhitzung der Wirtschaft heute?
Fazit: Die Vorstellung, dass die Zinsen niedrig
sind, weil die Fed US-Staatsanleihen aufkauft, ist durch internationale Evidenz
widerlegt, was eindeutig am Verlauf der Renditen in den vergangenen Jahren
beobachtet werden kann.
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