Dienstag, 26. März 2013

Ist die Fed für niedrige Renditen verantwortlich?


Der Verlauf der Krise zeigt, dass das Haushaltsdefizit im Angesichts der Liquiditätsfalle, in der die Wirtschaft steckt, nicht zu einem Anstieg der Zinsen führt und damit keine Inflation auslöst, was es im Grunde genommen in jedem Lehrbuch (Macro Economics) steht.

Alan Greenspan war aber vom Defizit so besessen, dass er es vor rund drei Jahren in einem wunderlichen Artikel („US Debt and the Greece Analogy“) in WSJ bedauerlich erklärt hat, dass die Zinsen und die Inflation nicht durch die Decke schiessen.

Bemerkenswert ist daran, dass der ehemalige Fed-Präsident nicht bereit ist, zuzugeben, dass das Wirtschaftsmodell, welches er zu dieser Einschätzung zugrunde legt, falsche Signale senden könnte.

Darüber hinaus gibt es in diesem Zusammenhang eine fragwürdige ökonomische Vorstellung, wonach die Zinsen nicht steigen, weil die Fed am Markt US-Staatspapiere aufkauft. Und das Motto lautet: „Jeder weiss es, niemand widerspricht“, obwohl Ben Bernanke gerade neulich in einem   unbedingt lesenswerten Vortrag („Long-Term Interest Rates“) die Entwicklung der Renditen vor dem internationalen Hintergrund sachlich erläutert hat.

Die Ansicht, dass die Zinsen niedrig sind, nur weil die Fed die Staatsanleihen aufkauft, ist zumindest auf drei Ebenen falsch, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog dazu.


Verlauf der Rendite der Staatsanleihen im Vergleich (USA und Frankreich), Graph: Prof. Paul Krugman

(1) Wie Bernanke betont, haben sich die langfristigen Zinsensätze in einem breiten Spektrum von Ländern sehr ähnlich entwickelt, einschliesslich der Länder, wo die Zentralbank viele Staatspapiere aufkauft und der Länder, wo es nicht der Fall ist. Man kann dazu beispielsweise die USA und Frankreich vergleichen.

(2) Wenn der Ankauf von Staatsanleihen durch die Fed so entscheidend wäre, müssten wir jedes Mal, wenn die Fed aufhört, US-Treasury Bonds zu kaufen, einen Anstieg der Renditen beobachten. In der Tat haben viele Leute Mitte 2011 vorhergesagt, dass das passieren würde. Und viele haben deswegen viel Geld verloren, weil es nicht eingetroffen ist.

(3) Seit wann glauben wir daran, dass die Zentralbanken das Renditeniveau nach Belieben über längere Zeiträume ohne Konsequenzen festhalten können? Müsste das „Geld-drucken“ (money printing) nicht gefährlich inflationär wirken?
Man denke über das ursprüngliche Wicksellian-Konzept über den natürlichen Zinssatz nach, legt Krugman nahe.

Der natürliche Zinssatz müsste demnach mit der Preisstabilität vereinbar sein. Wenn die Zentralbank versuchen würde, die Zinssätze unter diesem Niveau zu halten (d.h. der natürliche Zinssatz > der Marktzins), würde sie es vielleicht für eine kurze Zeit schaffen, aber das Ergebnis wäre eine Überhitzung der Wirtschaft und eine Beschleunigung der Inflation. Und laut Milton Friedman käme es zu einem Niedergang der Wirtschaft und zu Arbeitslosigkeit. Wo ist aber die Überhitzung der Wirtschaft heute?

Fazit: Die Vorstellung, dass die Zinsen niedrig sind, weil die Fed US-Staatsanleihen aufkauft, ist durch internationale Evidenz widerlegt, was eindeutig am Verlauf der Renditen in den vergangenen Jahren beobachtet werden kann.

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