Montag, 4. März 2013

Mindestlohn und Lohnsubvention


Der Vorschlag, den der Präsident Obama in seiner Rede zur Lage der Nation zur Erhöhung des Mindestlohns unterbreitet hat, scheint eher bei der Öffentlichkeit anzukommen als bei den Ökonomen, bemerkt Christina Romer in einem lesenswerten Artikel („The Business of the Minimum Wage“) in NYTimes.

Die an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessorin denkt nicht, dass die Ökonomen sich wenig um die Notlage der Armen kümmern. Die Wirtschaftsanalyse wirft vielmehr Fragen auf, ob ein höherer Mindestlohn für die Wirtschaft bessere Ergebnisse liefert und die Armut reduziert.

Die meisten Argumente für die Einführung oder Erhöhung eines Mindestlohns basieren auf Fairness und Umverteilung. Selbst wenn die Arbeitnehmer einen wettbewerbsfähigen Lohn erhalten, sind viele von uns zutiefst beunruhigt, dass einige hart arbeitende Familien immer noch sehr wenig haben, unterstreicht die ehemalige Wirtschaftsberaterin des Präsidenten Obama.

Gerade, weil die Umverteilungseffekte eines Mindestlohns kompliziert sind, ziehen die meisten Ökonomen andere Möglichkeiten vor, um Familien mit geringem Einkommen zu helfen. Zum Beispiel die EITC (earned-income tax credit). Dieser Ansatz ist sehr gut ausgerichtet, hebt Romer hervor: Die Subvention geht nur an die arme Familien und könnte leicht grosszügiger gestaltet werden.

Was bedeutet das alles nun? Die Wirtschaftlichkeit des Mindestlohns ist kompliziert und es ist alles andere als offensichtlich, was eine Erhöhung erreichen würde. Wenn ein höherer Mindestlohn nur die einzige verfügbare Initiative zur Armutsbekämpfung, dann würde Romer sie nach eigenen Worten unterstützen.

Aber wie könnten es viel besser mache, wenn wir bereit wären, Geld auszugeben. Eine grosszügigere EITC würde für die Working Poor mehr Unterstützung bereitstellen und gleichzeitig pro-Business wäre, argumentiert Romer weiter. Und die Vor-Kindergarten Ausbildung, wie der Präsident vorgeschlagen hat, sie universal zu machen, würde, wie gründliche Studien zeigen, Familien stärken und die Armut und Kriminalität verringern: „Warum sollen wir uns mit Halbheiten zufrieden geben, wenn solche wirklich erstklassige Strategien gut angewandt werden können?“.

Der Punkt des Arguments, dass der Mindestlohn und EITC sich eher ergänzen als substituieren, (d.h. dass sie unterschiedliche Bedürfnisse decken und daher zusammen arbeiten) ist, zu vermeiden, dass im politischen Streit die eine gegen die andere gesetzt wird, bemerkt Mark Thoma in seinem Blog dazu ergänzend.

Der Mindestlohn kostet die öffentliche Hand nichts. Es entstehen keine Kosten. Eine Ausweitung von EITC bedeutet hingegen Anstieg der Staatsausgaben. Es ist deswegen laut Thoma zu befürchten, dass die Politiker auf der rechten Seite des Spektrums sich mit wohlmeinenden Demokraten verbünden, und die Idee unterstützen, dass die EITC eine viel bessere Möglichkeit ist, um den Armen zu helfen. Dann aber, wenn es so darum geht, die EITC zu finanzieren, einen Vorwand an den Tag legen, um die Gesetzgebung im Hinblick auf den Mindestlohn zu blockieren, weil wir es uns haushaltspolitisch angeblich nicht leisten können.

Fazit: Der Mindestlohn und die EITC ergänzen sich in der Tat. Die beste Möglichkeit im heutigen politischen Umfeld ist jedoch, eine Erhöhung des Mindestlohns zu fördern.

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