Abgesehen
von allen Fragen im Hinblick auf den politischen Realismus vertritt Paul Krugman in seinem Blog die Meinung, dass Zypern den Euro verlassen soll, und zwar
jetzt.
Der
Grund ist einfach: Im Euro zu bleiben, bedeutet eine unglaublich schwere Depression, welche mehrere Jahre dauern
dürfte, während Zypern versuchen müsste, einen neuen Export-Sektor aufzubauen.
Den Euro zu verlassen, und dann die neue Landeswährung abwerten zu lassen,
würde den Aufbau stark beschleunigen.
Betrachtet
man Zyperns Handelsprofil, stellt man schnell fest, wie viel Schaden das Land
ertragen muss. Es handelt sich dabei um eine sehr offene Volkswirtschaft mit
zwei grossen Export-Sektoren: Banking Dienstleistungen und Tourismus. Und einer
davon verschwindet nun in Folge der Krise, was eine schwere Rezession
hinterlassen wird. Obendrein verlangt die Troika neue Austeritätsmassnahmen,
auch wenn das Land angeblich einen ausgeglichenen Primär-Saldo hat. Infolgedessen
wäre es laut Krugman keine Überraschung zu sehen, dass die Wirtschaftsleistung
(BIP) des Landes um 20% schrumpft.
Zypern
braucht einen Tourismus-Boom sowie einen schnellen Anstieg der Ausfuhren. Der
offensichtliche Weg dahin führt über eine grosse Abwertung (devaluation). Dasselbe Ziel liesse sich
auch durch die Kürzung der Nominallöhne erreichen. Aber es würde viel länger
dauern und einen enormen menschlichen und ökonomischen Schaden anrichten,
erklärt Krugman weiter.
Ist
es aber möglich, den Euro zu verlassen? Die Barry Eichengreen-Hypothese ist hier
irrelevant, betont Krugman. Die Banken sind geschlossen und der Kapitalverkehr
wird kontrolliert. Denn selbst ein Hauch von Exit-Überlegungen aus dem Euro
würde eine panikartige Kapitalflucht und Bank Runs auslösen. Der an der University of Princeton lehrende
Wirtschaftsprofessor würde daher die Bank
Holiday verlängern, um die neue Währung vorzubereiten.
Wie
sieht es mit den Banknoten aus? Es ist laut Experten möglich, dass Debit Cards rasch in Umlauf gebracht
werden, sodass die Unternehmen das Geschäft fortsetzen können, ohne lange
warten zu müssen, bis jemand die Druckpresse anwirft. Die Regierung wäre im
Übrigen auch in der Lage, schnell vorübergehende Zwischenscheine, IOUS (Schuldscheine) auszustellen, welche nicht wie die Banknoten aussehen, aber
als Übergangsmassnahme den Zweck erfüllen würden.
Das
alles hört sich sicherlich irgendwie verzweifelt und improvisiert an. Aber die
Verzweiflung ist angebracht, legt Krugman dar. Oder man würde sonst über eine
Austerität reden wie Griechenland es erlebt oder noch schlimmer, wo die
Grundlagen der ganzen Wirtschaft aufgrund des Einsturzes des Offshore-Banking
Systems in einer viel schlimmeren Situation stecken als Griechenland es jemals
erlebt hat.
Krugman
geht aber davon aus, dass nichts davon passieren werde, zumindest nicht sofort.
Die Entscheidungsträger des Inselstaates würden wahrscheinlich davor zurückschrecken,
das Land ins Ungewisse zu stürzen, was mit dem Euro-Austritt einhergehen würde,
trotz des Schreckens, im Euro zu bleiben.
Fazit:
Zypern soll den Euro verlassen. Was machen wir aber mit Staatsschulden, die ja
in Euro denominiert sind? Würde ein Euro-Austritt nicht Zahlungsunfähigkeit (default) auslösen?
Krugman
bietet darauf zwei Antworten:
(1) Wie sicher kann man denn sein, dass Zypern
nicht Zahlungsunfähigkeit erklärt, auch wenn es im Euro bleiben würde? Das Rettungspaket
der Euro-Gruppe wird allem Anschein nach die Schuldenstandquote (debt-to-GDP ratio) auf 140%
hochschnellen lassen, so wie Griechenland im Jahr 2010. In Zypern droht ein
viel schlimmerer Einbruch (+ Deflation) als in Griechenland. Wie soll es aber
funktionieren?
(2) Wird der nominale Wechselkurs festgehalten und eher eine „interne
Abwertung“ ( internal devaluation) zugelassen als Abwertung Abwertung, dürfte es nicht viel helfen, die Verschuldung handbarbar
zu machen. So oder so würde die reale Last der Schulden im Laufe der Zeit
kräftig zulegen, via Abwertung sogar noch schneller. Das ist aber andererseits
der Preis für die Anpassung von Preisen und Kosten auf rasche Art und Weise.
Die Schulden sind also
nicht ein guter Grund, im Euro zu bleiben. Wenn aber die Politiker im Euro
bleiben wollen, dann bekommen sie aus Brüssel und Berlin bestimmt eine bessere
Behandlung, als einen guten Soldat sozusagen. Aber die Kosten wären enorm hoch.
1 Kommentar:
Eine Gegenposition zu Krugman aus Zypern:
http://fortheisland.wordpress.com/2013/03/27/cyprus-why-krugman-got-it-wrong/
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