Wie
auch immer das Endergebnis in der Zypern-Krise ausssieht, wissen wir, dass es
hässlich sein wird, schreibt Paul
Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („Hot Money Blues“) am Montag in NYTimes. Wir wissen nur nicht genau, welche Form die Hässlichkeit annehmen
wird:
Der
Inselstaat wird ziemlich drakonische Massnahmen im Hinblick auf Kapitalkontrollen
innerhalb und ausserhalb des Landes treffen müssen. Und Zyperns
Kapitalkontrollen werden wahrscheinlich durch den IWF abgesegnet, welcher bereits solche Kontrollen für Island
gestützt hat, legt der an der University
of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor dar.
Das
ist laut Krugman eine bemerkenswerte Entwicklung. Es markiert das Ende einer
Ära, da uneingeschränkte Bewegung des Kapitals auf der ganzen Welt als Norm akzeptiert
war. Zum Teil reflektiert dies den Aufstieg der Ideologie des freien Marktes,
der Annahme, dass es, wenn die Finanzmärkte das Kapital über die Grenzen hinaus
bewegen wollen, einen guten Grund geben müsse, und die Bürokraten daher nicht
im Weg stehen sollen.
Aber
die Wahrheit ist, dass die uneingeschränkte Bewegung des Kapitals, wie schwer
es für Ideologen ist, zu akzeptieren, nun wie ein fehlgeschlagenes Experiment aussieht.
Es
ist jetzt schwer vorstellbar, aber mehr als drei Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg
wird die Art von Finanzkrisen wie die letzte so vertraut mit Krisen, die kaum
je passieren würden. Seit 1980 ist die Liste jedoch sehr beeindruckend: Mexiko,
Brasilien, Argentinien und Chile im Jahr 1982. Schweden und Finnland 1991. Wieder
Mexiko 1995. Thailand, Malaysia, Indonesien und Korea 1998. Wieder Argentinien 2002. Und natürlich
Island, Irland, Griechenland, Portugal, Spanien, Italien, Zypern.
Was
ist der gemeinsame Nenner hier? Die gängige Meinung beklagt fiskalpolitische
Lasterhaftigkeit (d.h. verschwenderischer Umgang mit dem öffentlichen
Haushalt). Aber die Geschichte passt nur auf ein Land: Griechenland.
Die bessere
Geschichte ist ausser Kontrolle geratene Banker. Aber das beste Anzeichen der
Krise sind grosse Zuflüsse von Geld aus dem Ausland. Alles in allem wurde das
Fundament der Krise in den erwähnten Beispielen durch einen Ansturm
ausländischer Investoren in ein Land gelegt, gefolgt von einem plötzlichen
Ansturm heraus.
Was
nun? Krugman erwartet nichts Pauschales, also keine plötzliche Ablehnung der
Idee, Kapital frei bewegen zu lassen, wohin und wann immer es erwünscht sei. Es
dürfte jedoch einen Prozess der Erosion geben, sodass die Regierungen
intervenieren, sowohl das Tempo als auch die Menge der Gelder, die hineinkommen
und hinausgehen, einzuschränken. Die Finanzglobalisierung ist wohl auf der
Strecke, erheblich weniger global zu werden.
Und das ist in Ordnung,
hält Krugman als Fazit fest. Nun sehen die alten schlechten Tage, wo es nicht
so einfach war, Kapital über die Grenzen hinweg frei zu bewegen, ziemlich gut
aus.
1 Kommentar:
Hallo,
Im ansonsten guten Beitrag steht ...
Die gängige Meinung beklagt fiskalpolitische Lasterhaftigkeit (d.h. verschwenderischer Umgang mit dem öffentlichen Haushalt). Aber die Geschichte passt nur auf ein Land: Griechenland.
Das ist zwar allgemeine Meinung, stimmt so aber nicht. Lesenswert dazu ein Handelsblatt-Artikel vom Januar 2010:
EZB-Studie: Die wahren Ursachen der griechischen Tragödie
Gruss von Jemandem,
der die Fairness liebt
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