Die
EZB hat unlängst, wie Ambrose
Evans-Pritchard in einem lesenswerten Artikel („Eurozone risks Japan-style deflation trap as ECB stays tight“) in The Telegraph hervorhebt, die Wachstumsprognose für die Eurozone auf -0,5% korrigiert und zugleich vor einer
voraussichtlich trägen Erholung der Wirtschaft bis 2014 gewarnt.
Dennoch
weigert sich EZB-Präsident Mario Draghi, die Wirtschaft mit Stimulus weiter zu unterstützen.
Die EZB hat vergangene Woche den Refi-Satz bei 0,75% unverändert belassen. Die Arbeitslosigkeit steigt unterdessen weiter: 11,9%. Die EZB erwartet ferner, dass die Inflation im kommenden
Jahr auf 1,3% sinkt.
Es
ist ein offenes Geheimnis, dass die EZB es unentwegt unterschätzt hat, wie
schwer die Krise ist, in der die Eurozone steckt und es versäumt, die verheerenden
Folgen der harschen Austeritätspolitik mit geldpolitischen Impulsen abzumildern,
wie Evans-Pritchard unterstreicht. Sowohl die Geld- auch auch die Fiskalpolitik
sind so eingesetzt, dass die Wirtschaft schrumpft, während der
Deleveraging-Prozess im Banken-Sektor die heftigen Auswirkungen der Austerität zusätzlich
verstärkt.
Vor
diesem Hintergrund bemerkt Lars
Christensen in seinem Blog, dass Europa auf eine Deflation
zusteuert, wenn die Entscheidungsträger nichts
unternehmen, um das Geldangebot zu erhöhen. Die Situation sieht nämlich bereits
sehr ähnlich aus wie in Japan 1996 und
1997.
Christensen
zeigt anhand von Quantitätsgleichung (equation
of exchange), wie das Risiko der Deflation entsteht.
Inflation in
der Eurozone gemessen am BIP-Deflator, Graph:
Lars Christensen in The Market Monetarist
M
+ V = P + Y
M=Geldmenge,
V=Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes, P=Preisniveau und Y=Output
Die
Gleichung lässt sich wie folgt umschreiben, um das Modell für die
mittelfristige Inflation hervorzuheben:
P
= M + V – Y
Wenn
wir davon ausgehen, dass die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes um 2,5% sinkt
(was dem historischen Durchschnitt entspricht) und das reale BIP-Wachstum 2%
(was auch mehr oder weniger dem historischen Durchschnitt entspricht) und dazu
die gegenwärtige Wachstumsrate von M3 3% mitberechnen, ergibt sich die folgende
Gleichung für die Eurozone:
P
= 3% + (-2,5%) – 2% = -1,5%
Die
Botschaft ist, dass wir einer Deflation von 2% viel näher sind als einer
Inflation von 2%. Es gibt zwar noch keine geradezu Deflation in der Eurozone,
betont Christensen. Aber die Eurozone nähert sich der Deflation, während die
Inflation unter dem Zielwert von 2% der EZB verläuft.
Die
EZB unterläuft laut Christensen seit 2008 das definierte Inflationsziel von 2%,
wenn man anstatt von der EZB beobachtete HICP
(welche auch nicht-monetäre Faktoren wie Importpreise und indirekte Steuern
erfasst) den BIP-Deflator an den Tag
legt.
Fazit: Der Grund für die deflationären Tendenzen
ist offensichtlich die übermässig straffe Geldpolitik der EZB. Die EZB muss das
Geldangebot erhöhen. Ansonsten materialisiert sich Deflation. Zur
Erinnerung: Ökonomen mit Weitsicht wie Joseph Stiglitz, Paul Krugman, Mark Thoma und Heiner Flassbeck haben bereits vor einigen Jahren in zahlreichen Analysen vor
Deflationsgefahr in der Eurozone gewarnt.
1 Kommentar:
Zinssenkungen bringen allerdings nichts mehr, wenn die Banken in Spanien und Italien sie nicht weitergeben... Entscheidend ist doch immer noch der Deposatz und der liegt schon bei 0. Ich zweifle daran, ob ein negativer Deposatz gerade in den beiden Länder was bringen würde... Es bleibt eigentlich nur noch QE übrig, oder?
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