Die
US-Wirtschaft scheint sich endlich ernsthaft zu erholen. Die Nachrichten sind aber
gut, nicht grossartig. Es wird noch Jahre dauern, bis die Vollbeschäftigung
wiederhergestellt ist, schreibt Paul
Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („The Secret of Our Non-Success”) am Montag in NYTimes.
Warum
erfolgt die Erholung aus einer Finanzkrise so langsam? Finanzkrisen gehen
Kredit-Blasen voraus. Wenn die Blasen platzen, lassen sie viele Familien und/oder
Unternehmen mit hoher Verschuldung zurück, was diese zwingt, Ausgaben stark zu
kürzen. Der Rückgang der Ausgaben wiederum drückt die Wirtschaft runter,
erklärt der an der University of
Princeton lehrende Wirtschaftsprofossor.
Und
die übliche Antwort auf eine Rezession, Zinsen zu senken, um die Ausgaben
anzukurbeln, ist nicht ausreichend. Viele private Haushalte können einfach nicht
mehr Geld ausgeben und Zinsen können nur bis auf die Null-Grenze gesenkt
werden, nicht darunter.
Bedeutet
dies, dass nichts mehr getan werden kann, um einen lang anhaltenden Abschwung nach
einer Finanzkrise zu verhindern? Nein, erwidert Krugman. Es bedeutet, dass man
mehr tun muss, als einfach nur die Zinsen zu senken.
Inbesondere,
was die Wirtschaft wirklich benötigt, müssen die Ausgaben der öffentlichen Hand
erhöht werden, um die Beschäftigung aufrechtzuerhalten, während der
Privatsektor seine Bilanz bereinigt. Und die Obama-Regierung hat zwar etwas
unternommen, um die Schwere der Finanzkrise abzustumpfen. Das Konjunkturprogramm (stimulus) war aber leider zu klein
und zu kurzlebig, zum Teil, weil die Regierung sich verschätzt hat. Aber
hauptsächlich wegen der Politik der verbrannten Erde der Republikanischen
Partei, legt Krugman dar.
Das
bringt uns zu Politik:
In
den vergangenen einigen Monaten haben die Berater von Mitt Romney einen
wütenden Angriff auf die Vorstellung gestartet, dass die Rezessionen nach
Finanzkrisen anders sind. Zum Beispiel haben Senator Phil Gramm und Glenn Hubard,
Columbia University einen Meinungsartikel veröffentlicht, wo sie behaupten, dass wir heute eine
vergleichbare Erholung der Wirtschaft hätten haben sollen, wie die Erholung aus
der Rezession 1981-82. Zugleich geht aus einem White Paper aus der Hand der
Romney-Berater hervor, dass die Unsicherheit, die durch Präsident Obama erzeugt
werde, der einzige Grund sei, der einen schwungvollen Boom verhindere.
Republikaner
behaupten, dass alles Obamas Schuld sei. Aber das Romney-Team verzerrt
mutwillig den Datensatz von Reinhart und Rogoff, die mit keiner politischen Wahlkampagne verbunden sind. Dass
Reinhart und Rogoff gegen „krasse Fehlinterpretationen der Tatsachen“ protestieren, sollte zu denken geben.
„Volkswirtschaft
ist nicht so eine Wissenschaft wie ich sie gern hätte“, bemerkt Krugman zum
Schluss. Aber wenn es überwältigende Beweise für eine wirtschaftliche Lösung
gibt, dann haben wir das Recht zu erwarten, dass die Politiker und ihre Berater
die Beweise beachten. Andernfalls machen sie Politik auf der Grundlage von
Fantasien anstatt Auseinandersetzungen mit der Realität.
Und
wenn Politiker anfangen, sich zu weigern, unbequeme Fakten anzuerkennen, wo
endet es?
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