Ben Bernanke hat gestern in einem Vortrag
(„US Monetary Policy and International
Implications“) in Tokio sich mit
Nebenwirkungen der geldpolitischen Entscheide der US-Notenbank auf die
wirtschaftlichen Bedingungen in anderen Ländern (spillover effects) beschäftigt.
Fed-Präsident
hat insbesondere auf einige Kritiker geantwortet, die argumentieren, dass der
Ankauf von Staatsanleihen und akkommodierende geldpolitische Massnahmen durch
die Fed im Allgemeinen Kapitalflüsse in die aufstrebenden Märkte fördern. Und
diese Kapitalflüsse unerwünschte Währungsaufwertungen verursachen, wobei zu
viel Liquidität zu Spekulationsblasen (asset
bubbles) oder Inflation führe oder wirtschaftlichen Störungen, weil die
Kapitalzuflüsse schnell wieder zurückwandern.
Hoch
akkommodierende Geldpolitik in den USA sowie in anderen hoch entwickelten
Volkswirtschaften verschieben Zinsgefälle zu Gunsten der Schwellenländer und
können daher dazu beitragen, dass das Kapital in diese Länder zufliesst,
bemerkt Bernanke. Er argumentiert jedoch, dass es überhaupt nicht klar sei,
dass die akkommodierenden geldpolitischen Massnahmen in den fortgeschrittenen
Volkswirtschaften Netto-Kosten in aufstrebenden Märkten auslösen.
(1) Die
Verbindung zwischen der Geldpolitik der hochentwickelten Volkswirtschaften und
internationalen Kapitalflüssen ist viel lockerer als manchmal behauptet wird,
hält Bernanke fest. Auch in normalen Zeiten sind die Unterschiede in
Wachstumsaussichten zwischen den Ländern die wichtigste Determinante der
Kapitalströme. Einschliesslich Studien des IWF unterstützen nicht die Ansicht,
dass Geldpolitik der Industrieländer der dominierende Faktor hinter den
Kapitalflüssen in die sog. aufstrebenden Länder ist, unterstreicht Bernanke.
(2) Die
Auswirkungen der Kapitalflüsse in Schwellenländer sind nicht, was auch die
Ursachen sein mögen, vorgegeben, aber stattdessen hängen sie stark von den
Entscheidungen der politisch Verantwortlichen in diesen Volkswirtschaften ab.
In einigen
Schwellenländern ziehen die Politiker es vor, sich gegen Währungsaufwertungen
zur Wehr zu setzen, um auf diese Weise das Exportgeschäft und das Wachstum im
Inland zu fördern.
Die Vorteile
des Wechselkurs-Managements ziehen aber unweigerlich Kosten mit sich,
einschliesslich reduzierter geldpolitischen Unabhängigkeit und der daraus
resultierenden Anfälligkeit für importierte Inflation, beschreibt Bernanke
weiter. M.a.W. sind die wahrgenommenen Vorteile der Unterbewertung der eigenen
Währung und das Problem der unerwünschten Kapitalflüsse als „ein Paket“ zu
verstehen: man kann nicht das eine ohne
das andere haben.
(3) Die
Kosten der lockeren monetären Bedingungen in den fortgestrittenen
Volkswirtschaften für die aufstrebenden Länder sollten gegen die sehr realen
Vorteile dieser Politik verrechnet werden, so Bernanke. Die Verlangsamung des
Wachstums in den Schwellenländern reflektiert dieses Jahr grösstenteils ihre zurückgehenden
Ausfuhren in die USA, nach Europa und andere entwickelte Volkswirtschaften. Die
lockeren monetären Bedingungen in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften
fördern den Handel und Wachstum auch in den Schwellenländern, fasst Bernanke
zusammen.
Fazit:
Die Bedeutung der Entwicklung der Geldpolitik der Industrieländer auf die
Schwellenländer wird übertrieben. Dass die Fed das doppelte Mandat (dual mandate), d.h. höchste Beschäftigung
und Preisstabilität unterstützt auch die Weltwirtschaft.
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