Montag, 15. Oktober 2012

US-Geldpolitik und Spillover Effects


Ben Bernanke hat gestern in einem Vortrag („US Monetary Policy and International Implications“)  in Tokio sich mit Nebenwirkungen der geldpolitischen Entscheide der US-Notenbank auf die wirtschaftlichen Bedingungen in anderen Ländern (spillover effects) beschäftigt.

Fed-Präsident hat insbesondere auf einige Kritiker geantwortet, die argumentieren, dass der Ankauf von Staatsanleihen und akkommodierende geldpolitische Massnahmen durch die Fed im Allgemeinen Kapitalflüsse in die aufstrebenden Märkte fördern. Und diese Kapitalflüsse unerwünschte Währungsaufwertungen verursachen, wobei zu viel Liquidität zu Spekulationsblasen (asset bubbles) oder Inflation führe oder wirtschaftlichen Störungen, weil die Kapitalzuflüsse schnell wieder zurückwandern.

Hoch akkommodierende Geldpolitik in den USA sowie in anderen hoch entwickelten Volkswirtschaften verschieben Zinsgefälle zu Gunsten der Schwellenländer und können daher dazu beitragen, dass das Kapital in diese Länder zufliesst, bemerkt Bernanke. Er argumentiert jedoch, dass es überhaupt nicht klar sei, dass die akkommodierenden geldpolitischen Massnahmen in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften Netto-Kosten in aufstrebenden Märkten auslösen.

(1) Die Verbindung zwischen der Geldpolitik der hochentwickelten Volkswirtschaften und internationalen Kapitalflüssen ist viel lockerer als manchmal behauptet wird, hält Bernanke fest. Auch in normalen Zeiten sind die Unterschiede in Wachstumsaussichten zwischen den Ländern die wichtigste Determinante der Kapitalströme. Einschliesslich Studien des IWF unterstützen nicht die Ansicht, dass Geldpolitik der Industrieländer der dominierende Faktor hinter den Kapitalflüssen in die sog. aufstrebenden Länder ist, unterstreicht Bernanke.

(2) Die Auswirkungen der Kapitalflüsse in Schwellenländer sind nicht, was auch die Ursachen sein mögen, vorgegeben, aber stattdessen hängen sie stark von den Entscheidungen der politisch Verantwortlichen in diesen Volkswirtschaften ab.

In einigen Schwellenländern ziehen die Politiker es vor, sich gegen Währungsaufwertungen zur Wehr zu setzen, um auf diese Weise das Exportgeschäft und das Wachstum im Inland zu fördern.

Die Vorteile des Wechselkurs-Managements ziehen aber unweigerlich Kosten mit sich, einschliesslich reduzierter geldpolitischen Unabhängigkeit und der daraus resultierenden Anfälligkeit für importierte Inflation, beschreibt Bernanke weiter. M.a.W. sind die wahrgenommenen Vorteile der Unterbewertung der eigenen Währung und das Problem der unerwünschten Kapitalflüsse als „ein Paket“ zu verstehen: man  kann nicht das eine ohne das andere haben.

(3) Die Kosten der lockeren monetären Bedingungen in den fortgestrittenen Volkswirtschaften für die aufstrebenden Länder sollten gegen die sehr realen Vorteile dieser Politik verrechnet werden, so Bernanke. Die Verlangsamung des Wachstums in den Schwellenländern reflektiert dieses Jahr grösstenteils ihre zurückgehenden Ausfuhren in die USA, nach Europa und andere entwickelte Volkswirtschaften. Die lockeren monetären Bedingungen in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften fördern den Handel und Wachstum auch in den Schwellenländern, fasst Bernanke zusammen.

Fazit: Die Bedeutung der Entwicklung der Geldpolitik der Industrieländer auf die Schwellenländer wird übertrieben. Dass die Fed das doppelte Mandat (dual mandate), d.h. höchste Beschäftigung und Preisstabilität unterstützt auch die Weltwirtschaft.

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