Samstag, 20. Oktober 2012

Fördern Steuersenkungen das Wirtschaftswachstum?


Das Kernstück des Steuer-Plans von Mitt Romney ist eine lineare Kürzung von 20% der Grenzsteuersätze. Sein Plan beruht auf der Behauptung, dass niedrigere Steuern für einkommensstarke Steuerzahler die Wirtschaft und die Beschäftigung ankurbeln würden. Diese Behauptung wird aber durch Fakten nicht gestützt, schreiben Laura Tyson und Owen Zidar in einem lesenswerten Artikel („Tax Cuts for Job Creators“) in NYTimes.

Wenn Steuersenkungen für einkommensstarke Menschen tatsächlich wesentliche realwirtschaftliche Aktivitäten fördern und Arbeitsplätze schaffen würden, dann sollten wir in den Daten zwei Dinge sehen: (1) Das Beschäftigungswachstum müsste in den Jahren nach den Steuersenkungen für diese Einkommensgruppen viel stärker sein. (2) Teile des Landes mit einem grösseren Anteil der einkommensstarken Lohnempfänger sollten nach den Steuersenkungen für diese Steuerzahler ein stärkeres Beschäftigungswachstum erleben, weil die Orte, wo sie leben, einen grösseren Anteil an den nationalen Steuersenkungen erhalten würden.

Was die Autoren hier nach dem Kämmen durch ein halbes Jahrhundert Wirtschaftsdaten sehen, ist, dass keine dieser Vorhersagen sich erhärten. Tyson und Zidar finden keine Evidenz dafür, dass solche Steuersenkungen zu einem wesentlich stärkeren Beschäftigungswachstum führen, auf nationaler oder Bundesebene, sogar auch nicht auf lokaler Ebene.

Steuersenkungen für alle anderen sind hingegen ein viel effektiver Weg zur Schaffung von Arbeitsplätzen. Die Autoren finden eine statistisch signifikante und positive Beziehung zwischen Steuersenkungen für die „bottom 95%“ (untere 95%) und dem Beschäftigungswachstum sowohl auf nationaler als auch bundesstaatlicher Ebene. Steuerzahler mit geringerem Einkommen geben einen grösseren Anteil der Steuersenkungen aus. Auch Investitionen steigen nach Steuersenkungen für die „bottom 95%“.


Beschäftigungswachstum und Steuersenkungen für „top 10“, Graph: Owen Zidar, University of California, Berkeley, in: “Tax Cuts for Whom?”, Oct 1, 2012

Tyson (University of California, Berkeley) und Zidar (UC Berkeley) unterstreichen, dass alle ihre Forschungsergebnisse zeigen, dass Steuersenkungen für die unteren 95% wirksamer sind als die für die oberen 5%, um Arbeitsplätze in den beiden Folgejahren zu schaffen. Andere Analysten kommen zu ähnlichen Schlussfolgerungen.


Beschäftigungswachstum und Steuersenkungen für „bottom 90“, Graph: Owen Zidar, University of California, Berkeley, in: “Tax Cuts for Whom?”, Oct 1, 2012

Wenn es die Priorität ist, eine erhebliche Anzahl von Arbeitsplätzen für die nächste Amtszeit zu schaffen, legen die Beweise aus dem letzten halben Jahrhundert nahe, dass Steuersenkungen für „top 5%“ nicht funktionieren. 

Steuersenkungen für Arbeiterfamilien, die unmittelbar darauf abzielen, Einstellungen zu erweitern oder Investitionen in Infrastruktur zu erhöhen, bringen „fürs gleiche Geld mehr“ und kosten viel weniger in Bezug auf entgangene Einnahmen und den Defizitabbau.

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