Die
Meinungsmacher in Deutschland lassen keine Gelegenheit aus, stets den Teufel an
die Wand zu malen, um ihren Einfluss der neoklassischen Zombie-Ideen auf die
Wirtschafts- und Finanzpolitik aufrechtzuerhalten.
Das
ständige Läuten der Alarm-Glocken für Inflation gehört zum Standardrepertoire,
was sich v.a. in den vergangenen Jahren an die EZB richtet. Dass aber der Bundesrechnungshof in Panik gerät, und
darauf besteht, dass Deutschlands Goldreserven in ausländischen Tresoren
gezählt werden müssen, zeugt vom mangelnden Vertrauen an der Seriosität der Bundesbank.
Die
„Mission Fort Knox“ ist inzwischen zum
Glück „erfolgreich“ abgeschlossen. Doch bleibt die Besessenheit von Inflation
bestehen. Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass EZB-Chef Mario Draghi sich veranlasst sah, im Deutschen
Bundestag aufzutreten , um die aktuellen Massnahmen der EZB als Reaktion auf
die Herausforderungen im Euro-Raum darzulegen.
Die
EZB hat handeln müssen, um das ordnungsgemässe Funktionieren der
geldpolitischen Transmission wiederherzustellen. Gerade zu diesem Zweck wurden
die geldpolitischen Outright-Geschäfte (OMTs) eingeführt, erklärt Draghi in seiner Rede. Dann geht der EZB-Präsident auf die Bedenken über die Folgen der Massnahmen
ein und erläutert, dass
OMTs
nicht zur verdeckten Staatsfinanzierung führen,
OMTs
die Unabhängigkeit der EZB nicht gefährden,
OMTs
nicht übermässige Risiken für die Steuerzahler im Euro-Raum schaffen und
OMTs
nicht zu Inflation führen werden.
Liquiditätsfalle,
Graph: Prof. Paul Krugman
Die
EZB handelt also, um die Störung der geldpolitischen Transmission aufzuheben. Draghi fügt jedoch hinzu, dass es „natürlich kein Zufall war, dass sich einige
Länder in einer schwierigeren Lage befanden als andere und zwar v.a. jene
Länder, de in der Vergangenheit eine unangemessene Wirtschaftspolitik betrieben
hatten. Daher ist es jetzt auch die wichtigste Aufgabe der Länder,
entschlossene Reformen durchzuführen und die Märkte von ihrer Glaubwürdigkeit
zu überzeugen“.
Es
ist also trotz allem die alte Leier. Die EZB appelliert weiterhin an die Vertrauen
Fee (confidence fairy), was nichts
anderes bedeutet, als dass sie nicht fähig ist, die wahren Ursachen der
Euro-Krise zu erkennen. Was zählt, sind nicht die angepeilten Interventionen via
LTRO (2011) und via OMT (2012), welche vorgestellt worden sind,
um die Operationen in bestimmten Märkten zu verstärken und bestimmen Staaten zu
helfen.
Worauf es für den Multiplikator ankommt, sind, wie Barry Eichengreen and Kevin
O’Rourke neulich in einem lesenswerten Artikel („Gauging the multiplier: Lessons from history“) in voxeu hervorheben, Massnahmen für die gesamte Wirtschaft wie Zinssenkungen und
Quantitative Easing (QE). QE ist im Euro-Raum nicht vorhanden. Und die Zinssenkungen überzeugen
kaum. Denn es darf in Erinnerung gerufen werden, dass die EZB 2011 (April und
Juli) mitten in einer schweren Rezession (Great
Recession) die Zinsen angehoben hat, aus Angst vor Inflation.
Was
wichtig ist, sich zu vergegenwärtigen, was die Lehrbücher sagen, wie die Probleme in
einer Wirtschaft, die in einer Depression steckt, anzupacken sind: Die Erholung
der Wirtschaft erfolgt sehr träge. Hohe Haushaltsdefizite bedeuten nicht hohe Zinssätze.
Der Anstieg der Notenbankgeldmenge (monetary base) führt nicht zu Inflation, und Multiplikator ist viel
grösser als sonst, wenn die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt, d.h.
wenn die Zinsen auf der Null-Grenze (zero
lower bound) liegen.
PS:
Hier
sind zwei ausgezeichnete Beiträge zur unsinnigen Debatte in Deutschland über
die Goldvorräte der Bundesbank im Ausland:
Peter
Ehrlich: („Operation Fort Knox“) in FTD und Wolfgang Münchau („Die Gold-Michel
vom Rechnungshof“) in Spiegel Online.
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