Die
Austeritätspolitik ist kläglich gescheitert. Die Erfahrung im Euro-Raum in den vergangenen Jahren zeigt, dass die Schuldenquote steigt, wenn
man in einer schweren Rezession harsche Austerität betreibt.
Der
IWF räumt nun ein, dass der Multiplikator in einer Bandbreite von 0,9 bis 1,7
liegt. Bisher ging man in Europa von einem Multiplikator von 0,5 aus. Das
heisst, dass die Wirtschaft um 0,5% schrumpfen würde, wenn die Staatsausgaben
um 1% gekürzt würden.
Die aktuelle Feststellung des IWF ist insofern wichtig, als die Auswirkungen von
Haushaltskonsolidierung auf die Wirtschaftsleistung (Multiplikator) in einem
schwer angeschlagenen Umfeld des Marktes (Great Recession) ohnehin viel grösser sind als sonst. Das wiederum bedeutet,
dass das Volkseinkommen sich um mehr als eine Milliarde verringert, wenn die öffentliche
Hand um einer Milliarde „spart“, d.h. weniger ausgibt.
Keynesianer hatten recht. Austerians lagen völlig falsch. Paul Krugman hat von Anfang an darauf hingewiesen, dass die von der EU
favorisierte Sparpolitik als vermeintliches Allheilmittel für alle
wirtschaftlichen Probleme grundsätzlich abwegig ist.
USA:
Haushaltsdefizit (blaue Kurve) versus Realzinsen (rote Kurve), Graph: Prof. Paul Krugman
Wenn
die Volkswirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt, wo die Zinsen also auf
der Null-Grenze (zero lower bound)
liegen und wo die Geldpolitik nicht mehr wirksam ist, verschlimmert die
Austerität die Wirtschaftskrise.
Jean-Claude
Trichet, der Vorgänger des gegenwärtigen EZB-Präsidenten Mario Draghi hat aber die
Zinsen im Euro-Raum 2011 wider besseres Wissen zwei mal (im April und im Juli)
erhöht, um angeblich die Inflationsgefahr zu bekämpfen. Die Sachen, die in den
Lehrbüchern gelehrt werden, waren sehr nützlich. Doch die meisten politischen
Entscheidungsträger haben sich davon abgewandt.
Euro-Raum: Primary
Budget Deficit, Graph: Prof. Paul Krugman
Hardliner
um den deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble bestehen heute noch darauf,
den Austeritätskurs fortzufahren, und dem Südeuropa, welches bereits in der
Depression gelandet ist, weiterhin schärfere Austerität vorzuschreiben. Die
Verfechter der Austeritätspolitik scheinen ungerührt davon, dass Staaten und Menschen in den Ruin getrieben
werden.
Die
Idee, dass die Austerität eine Stagnation auslösen könnte, ist nicht richtig, sagte
Trichet vor einem Jahr. Seiner Ansicht nach würde expansionary austerity das Wirtschaftswachstum fördern und die
Beschäftigung stützen. Der ehemalige EZB-Präsident lag damit vollkommen falsch.
Wie
Krugman mehrmals hervorgehoben hat, erfolgt die Erholung der Wirtschaft nach
einer schweren Finanzkrise sehr langsam. Und hohe Haushaltsdefizite führen
nicht zu steigenden Zinsen. Ein rascher Anstieg der Notenbankgeldmenge (monetary base) bringt auch keine hohe
Inflation mit sich, wenn die Wirtschaft in einer Bilanz-Rezession steckt. Und
der Multiplikator ist viel höher als bisher eingeschätzt.
Der
IWF bestätigt jetzt, dass die Austeritätspolitik die Euro-Krise verschärft hat.
Und Krugman hatte recht, dass Haushaltskonsolidierung in einer Depression die
Wirtschaft schwächt und die Verschlechterung der öffentlichen Finanzen im
Euro-Raum ein Symptom der Krise, nicht ihre Ursache ist.
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