Montag, 22. Oktober 2012

US-Konjunkturprogramm im Rückblick


Als ehemaliges Mitglied des Wirtschaftsteams von Präsident Obama habe sie eine empfindliche Stelle für expansive Fiskalpolitik (fiscal stimulus), schreibt Christina Romer in einem lesenswerten Artikel („The Fiscal Stimulus, Flawed but Valuable“) in NYTimes am Samstag.

Aber sie ist auch eine empirische Wirtschaftswissenschaftlerin, die in ihrer Karriere viel Zeit investiert hat, die Auswirkungen der Geld- und Fiskalpolitik zu untersuchen. Vor diesem Hintergrund bewertet die an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessorin, was über die Auswirkungen des Konjunkturpakets zu wissen ist.

Die Recovery Act scheint viele Vorteile gehabt zu haben. Es hätte viel wirksamer sein können. Ganz offensichtlich war das Konjunkturprogramm zu klein. „Als wir es entworfen, sagten die meisten der Prognostiker, dass die USA rund 6 Mio. Arbeitsplätze verlieren würden“, bemerkt Romer. 

Verglichen mit der Baseline hätte die Schaffung von 3 Mio. Arbeitsplätzen die Hälfte der Lücke schliessen sollen. Es hat sich herausgestellt, dass die korrekte no-stimulus-Baseline einen Rückgang der Beschäftigung um fast 12 Mio. Arbeitnehmer nahelegte. Mit einem derart grossen Verlust war es nicht hilfreich, 3 Mio. neue Stellen zu schaffen, nicht annähernd genug.

Eine andere Mischung der Ausgabenerhöhungen und Steuersenkungen wäre laut Romer wünschenswert gewesen. Und sie hätte es sich gewünscht, dass das Team in der Lage wäre, ein öffentliches Beschäftigungsprogramm zu gestalten, welches unmittelbar vielen arbeitslosen Menschen, v.a. jungen Menschen geholfen hätte, eine Stelle zu finden.

Schliesslich gibt es wenig Fragen darüber, dass politische Entscheidungsträger (sich selbst einschliessend) hätten härter arbeiten sollen, um die öffentliche Unterstützung zu gewinnen, so Romer. Eine frustrierende Anomalie ist, dass viele der einzelnen Komponente des Programms routinemässig positive Reaktionen in den Umfragen ausgelöst haben, während die gesamte Act aber als negativ angesehen wurde. Konjunkturmassnahmen funktionieren besser, wenn sie Vertrauen erhöhen, wie FDR es wusste, beschreibt Romer weiter.

Jüngste Untersuchungen zeigen, dass New Deal-Programme ihre primären Auswirkungen  auf die Wirtschaft tatsächlich durch die Einflussnahme auf die Erwartungen von Konsumenten und Unternehmen im Hinblick auf das Wirtschaftswachstum und Inflation in Zukunft hatten. Teilweise wegen des politischen Widerstands und teilweise wegen der unwirksamen Kommunikation und der unvollkommenen Gestaltung hat das US-Konjunkturprogramm ( Recovery Act) wenig Vertrauen erweckt. Folglich hat das Programm nicht den extra FDR-Kick gehabt, erläutert Romer.

Romer denkt, dass Fiscal Stimulus, als jetzt mehr Forschung erfolgt und der politische Hass verblasst, als einen wichtigen Schritt in einem düsteren Moment der US-Geschichte angesehen werde. 

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