Mittwoch, 3. Oktober 2012

Pain in Spain


Im Chapter 3 des kürzlich von World Economic Outlook (WEO) vorgelegten Bericht (“Coping with High Debt and Sluggish Growth“) wird ein interessantes Thema behandelt. 

Paul Krugman hat in seinem Blog darauf hingewiesen, wie wir an dieser Stelle unterstrichen haben.

Es geht um die Rückkehr von Grossbritannien nach dem Krieg zum Goldstandard. Warum ist es interessant? Weil es Parallelen zwischen damals und heute gibt: Goldstandard versus EWU. Die Europäische Währungsunion hat alle restriktiven und unkonstruktiven Eigenschaften des Goldstandards inne: lockere Geldpolitik in einer schweren Krise ist nicht gestattet. Expansive Fiskalpolitik wird nicht zugelassen. Die EZB darf nicht als lender of last resort agieren, usw.

Die Rückkehr Londons zum Goldstandard war auch ein Anlass für Keynes, seinen berühmten Artikel („The Economic Consequences of Mr. Churchill“) zu verfassen.

Grossbritannien ist, wie moderne Schätzungen nahelegen, damals mit einer überbewerteten Währung (um rund 20%) zum Goldstandard zurückgekehrt. Das Land hat zudem hohe Schulden aus dem Ersten Weltkrieg mitgeschleppt und eine harsche Fiscal Austerity an den Tag gelegt, mit einem Primärüberschuss von rund 7% des BIP. Und oben darauf internal devaluation (d.h. scharfe Lohnkürzungen + Sozialabbau) durch Deflation durchgeführt.

Wie der IWF zeigt, hat Grossbritannien nicht nur eine längere Stagnation erlitten, sondern auch daran gescheitert, den Schulden-Überhang abzubauen.


Lohnstückkosten im Privatsektor, Graph: Prof. Paul Krugman

Die Länder an der Peripherie der Euro-Zone befinden sich heute in einer vergleichbaren Situation. Wie sehen die Schuldner-Länder aber im Vergleich aus, v.a. Spanien

Es ist schwer, die Überbewertung zu schätzen. Die Daten in Bezug auf die Lohnsstückkosten sind problematisch, weil sie sich auf die „gesamte Wirtschaft“ beziehen, hebt Krugman hervor.


Grossbritannien Staatssschulden zwischen 1918-1929, Graph: Prof. Paul Krugman

Scharfe Lohnkürzungen im öffentlichen Sektor werden zum Anstieg der Wettbewerbsfähigkeit gezählt, was sich aber nicht gehört. Krugman konzentriert sich daher lediglich auf den Verlauf der Lohnstückkosten im privaten Sektor und liefert dazu die folgenden Abbildung. Wie deutlich zu sehen ist, sind die Lohnstückkosten in Spanien um 15% höher als der Durchschnitt im Euro-Raum und um rund 25% höher als in Deutschland.

Das ist derselbe Schätzwert, wie Grossbritannien es 1920 hatte, vielleicht sogar etwas tiefer. Das bedeutet natürlich nichts Gutes für die Euro-Zone. Spanien braucht nämlich ernsthafte Hilfe aus einem Boom im Euro-Raum und etwas höhere Inflation in den Gläubiger-Ländern, wie Krugman als Fazit zusammenfasst. Es sieht aber nach einer fast unmöglichen Angelegenheit aus.

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