Im Chapter 3 des kürzlich von World Economic Outlook (WEO) vorgelegten Bericht (“Coping with High Debt and Sluggish Growth“) wird ein interessantes
Thema behandelt.
Es
geht um die Rückkehr von Grossbritannien nach dem Krieg zum Goldstandard. Warum ist es interessant?
Weil es Parallelen zwischen damals und heute gibt: Goldstandard versus EWU. Die
Europäische Währungsunion hat alle
restriktiven und unkonstruktiven Eigenschaften des Goldstandards inne: lockere
Geldpolitik in einer schweren Krise ist nicht gestattet. Expansive
Fiskalpolitik wird nicht zugelassen. Die EZB darf nicht als lender of last resort agieren, usw.
Die
Rückkehr Londons zum Goldstandard war auch ein Anlass für Keynes, seinen berühmten Artikel („The Economic Consequences of Mr. Churchill“) zu verfassen.
Grossbritannien
ist, wie moderne Schätzungen nahelegen, damals mit einer überbewerteten Währung (um rund
20%) zum Goldstandard zurückgekehrt. Das Land hat zudem hohe Schulden aus dem
Ersten Weltkrieg mitgeschleppt und eine harsche Fiscal Austerity an den Tag
gelegt, mit einem Primärüberschuss von rund 7% des BIP. Und oben darauf internal devaluation (d.h. scharfe Lohnkürzungen + Sozialabbau) durch Deflation
durchgeführt.
Wie
der IWF zeigt, hat Grossbritannien nicht nur eine längere Stagnation erlitten,
sondern auch daran gescheitert, den Schulden-Überhang abzubauen.
Lohnstückkosten
im Privatsektor, Graph: Prof. Paul Krugman
Die
Länder an der Peripherie der Euro-Zone befinden sich heute in einer
vergleichbaren Situation. Wie sehen die Schuldner-Länder aber im Vergleich aus, v.a. Spanien?
Es ist
schwer, die Überbewertung zu schätzen. Die Daten in Bezug auf die
Lohnsstückkosten sind problematisch, weil sie sich auf die „gesamte Wirtschaft“
beziehen, hebt Krugman hervor.
Grossbritannien
Staatssschulden zwischen 1918-1929, Graph:
Prof. Paul Krugman
Scharfe
Lohnkürzungen im öffentlichen Sektor werden zum Anstieg der
Wettbewerbsfähigkeit gezählt, was sich aber nicht gehört. Krugman konzentriert
sich daher lediglich auf den Verlauf der Lohnstückkosten im privaten Sektor und
liefert dazu die folgenden Abbildung. Wie deutlich zu sehen ist, sind die
Lohnstückkosten in Spanien um 15%
höher als der Durchschnitt im Euro-Raum und um rund 25% höher als in
Deutschland.
Das ist derselbe
Schätzwert, wie Grossbritannien es 1920 hatte, vielleicht sogar etwas tiefer. Das
bedeutet natürlich nichts Gutes für die Euro-Zone. Spanien braucht nämlich ernsthafte
Hilfe aus einem Boom im Euro-Raum und etwas höhere Inflation in
den Gläubiger-Ländern, wie Krugman als Fazit zusammenfasst. Es sieht aber nach
einer fast unmöglichen Angelegenheit aus.
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