Samstag, 13. Oktober 2012

Austeritätspolitik und Fehler von 1937


Paul Krugman erinnert in seinem Blog an den fatalen Fehler von 1937. Der Präsident FDR war damals davon überzeugt, das Augenmerk nach einem ausgeglichenen Haushalt zu richten, obwohl die Wirtschaft noch angeschlagen war, was schliesslich die Erholung von 1933 zunichte machte und die US-Wirtschaft erneut in Rezession (die zweite Etappe der Great Depression) schickte.

Im Jahr 2009, als es einen (kurzen) politischen Konsens für eine aktive Finanzpolitik gab, um die schwere Rezession zu bekämpfen, wurde mehrfach davor gewarnt, den berüchtigten Fehler von 1937 zu wiederholen. Und was die politischen Entscheidungsträger taten, war nicht anders als, eine Wiederholung des Fehlers von 1937.

Im neulich vorgelegten World Economic Outlook (WEO) des IWF werden nun die Folgen dieses historischen Fehlverhaltens ausführlich dokumentiert. Krugman hält es für sehr mutig von IWF, darauf hinzuweisen, wie manche mächtige Player falsch lagen, und zugleich eingesteht, wie die eigenen Mitarbeiter fehlschlugen.

Der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor will jedoch etwas unterscheiden, was in der Diskussion untergeht, wenn man sich nur auf eine Entspannung der Anforderungen für die Schuldnerländer im Euro-Raum konzentiert. Es ist zwar wichtig, aber „das neue globale 1937“ hat nur nicht mit erzwungener Austeritätspolitik in Spanien, Griechenland usw. zu tun. Das heisst, dass es auch Länder gibt, die sich ohne Zwang für die Austerität engagieren, wie z.B. Grossbritannien, aber auch sicherlich zum Teil die USA. Es sind Länder, die überhaupt keine Schwierigkeiten haben, sich sehr günstig zu verschulden.


Konjunkturelles Haushaltsdefizit im Vergleich, Graph: Prof. Paul Krugman

Krugman präsentiert in der obigen Abbildung die Schätzungen des konjunkturellen Haushaltsdefizits aus dem IWF-Monitor. Die aufgezeichneten Werte sind als Prozentsatz des potenziellen BIP zu verstehen.

Der Träger des Wirtschaftsnobelpreises will die Daten zumindest für Grossbritannien nicht als Evangelium gelten lassen. Es gab nämlich sehr gute Argumente dafür, dass der IWF den potenziellen Output unterschätzt und daher das strukturelle Budgetdefizit überschätzt hat, was im Grunde genommen auch für die USA gilt. Aber der Punkt ist in jedem Fall, dass selbst die Länder, wo das Geld so billig ist, und es keinen Druck aus dem Markt gab, sich trotzdem für die Austerität verpflichtet und damit kontraktive Fiskalpolitik engagiert haben.

Und zwar in einem Umfeld, wo der private Sektor noch immer wie wild Schulden des vergangenen Jahrzehnts abbaut (deleveraging). Es wird also dadurch eine Situation geschaffen, wo sowohl der private Sektor als auch die öffentliche Hand gleichzeitig versuchen, Ausgaben zu kürzen, im Verhältnis zum Einkommen. Und kein Wunder, dass die Weltwirtschaft ins Stottern kommt.

Was Krugman wirklich erstaunt, ist, dass dieser verhängnisvolle Fehler  zum grössten Teil nicht das Ergebnis von speziellen Interessen oder einer Widerwilligkeit ist, was es erschwert, Entscheidungen zu treffen. Ganz im Gegenteil: es wird angetrieben durch die Very Serious People (VSP), die stolz auf ihre Bereitschaft sind, harte Entscheidungen zu treffen, was natürlich auch das Hinzufügen von Schmerzen für andere Menschen einschliesst.

Keine Kommentare: