Paul Krugman erinnert in seinem Blog an den fatalen Fehler von 1937. Der Präsident
FDR war damals davon überzeugt, das Augenmerk nach einem ausgeglichenen
Haushalt zu richten, obwohl die Wirtschaft noch angeschlagen war, was
schliesslich die Erholung von 1933 zunichte machte und die US-Wirtschaft erneut
in Rezession (die zweite Etappe der Great Depression) schickte.
Im
Jahr 2009, als es einen (kurzen) politischen Konsens für eine aktive
Finanzpolitik gab, um die schwere Rezession zu bekämpfen, wurde mehrfach davor
gewarnt, den berüchtigten Fehler von 1937 zu
wiederholen. Und was die politischen Entscheidungsträger taten, war nicht
anders als, eine Wiederholung des Fehlers von 1937.
Im
neulich vorgelegten World Economic Outlook (WEO) des IWF werden nun die Folgen
dieses historischen Fehlverhaltens ausführlich dokumentiert. Krugman hält es
für sehr mutig von IWF, darauf hinzuweisen, wie manche mächtige Player falsch lagen, und zugleich
eingesteht, wie die eigenen Mitarbeiter fehlschlugen.
Der
an der Princeton University lehrende
Wirtschaftsprofessor will jedoch etwas unterscheiden, was in der Diskussion
untergeht, wenn man sich nur auf eine Entspannung der Anforderungen für die
Schuldnerländer im Euro-Raum konzentiert. Es ist zwar wichtig, aber „das neue globale
1937“ hat nur nicht mit erzwungener Austeritätspolitik in Spanien, Griechenland usw.
zu tun. Das heisst, dass es auch Länder gibt, die sich ohne Zwang für die
Austerität engagieren, wie z.B. Grossbritannien,
aber auch sicherlich zum Teil die USA.
Es sind Länder, die überhaupt keine Schwierigkeiten haben, sich sehr günstig zu
verschulden.
Konjunkturelles
Haushaltsdefizit im Vergleich, Graph:
Prof. Paul Krugman
Krugman
präsentiert in der obigen Abbildung die Schätzungen des konjunkturellen
Haushaltsdefizits aus dem IWF-Monitor. Die aufgezeichneten
Werte sind als Prozentsatz des potenziellen BIP zu verstehen.
Der
Träger des Wirtschaftsnobelpreises will die Daten zumindest für Grossbritannien
nicht als Evangelium gelten lassen. Es gab nämlich sehr gute Argumente dafür,
dass der IWF den potenziellen Output unterschätzt und daher das strukturelle
Budgetdefizit überschätzt hat, was im Grunde genommen auch für die USA gilt.
Aber der Punkt ist in jedem Fall, dass selbst die Länder, wo das Geld so billig
ist, und es keinen Druck aus dem Markt gab, sich trotzdem für die Austerität
verpflichtet und damit kontraktive Fiskalpolitik engagiert haben.
Und
zwar in einem Umfeld, wo der private Sektor noch immer wie wild Schulden des
vergangenen Jahrzehnts abbaut (deleveraging).
Es wird also dadurch eine Situation geschaffen, wo sowohl der private Sektor
als auch die öffentliche Hand gleichzeitig versuchen, Ausgaben zu kürzen, im
Verhältnis zum Einkommen. Und kein Wunder, dass die Weltwirtschaft ins Stottern
kommt.
Was
Krugman wirklich erstaunt, ist, dass dieser verhängnisvolle Fehler zum grössten Teil nicht das Ergebnis von
speziellen Interessen oder einer Widerwilligkeit ist, was es erschwert,
Entscheidungen zu treffen. Ganz im Gegenteil: es wird angetrieben durch die Very Serious People (VSP), die stolz auf ihre
Bereitschaft sind, harte Entscheidungen zu treffen, was natürlich auch das
Hinzufügen von Schmerzen für andere Menschen einschliesst.
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