Der
Internationale Währungsfonds (IWF)
hat gerade World Economic Outlook für
Oktober 2012 vorgelegt. Was
auffällt, sind die strengen Warnungen vor Risiken des Wirtschaftswachstums.
Antonio Fatas macht in seinem Blog insbesondere auf das Kapitel
1 aufmerksam, wo eine gute Analyse darüber geboten wird, ob der
fiskalpolitische Multiplikator (fiscal
policy multiplier) in den früheren IWF-Prognosen unterschätzt wurde oder
nicht?
Fatas
antwortet darauf mit einem klaren Ja: Vor rund elf Jahren gab es eine Reihe von
wissenschaftlichen Forschungsarbeiten, die sich mit der Schätzung des
Multiplikators auseinandersetzten. Die Schlussfolgerung all dieser Papiere war,
dass die Multiplikatoren irgendwo im Bereich zwischen 1% und 1,5% liegen.
Das war auch
das Ergebnis einer Arbeit („The Effects of Fiscal
Policy on Consumption and Employment: Theroy and Evidence“), die Fatas 2001
präsentiert hatte. Genauso
kamen Oliver Banchard und Roberto Perotti in einer weiteren Forschungsarbeit („An empirical
characterization of the dynamic effects in government spending and taxes on
output“) etwa zur gleichen Zeit zum selben Ergebnis.
Die
wissenschaftliche Literatur zu diesem Thema hat sich mit einer grossen Zahl von
Veröffentlichungen rasch entwickelt, und zwar mit der Bestätigung des
geschätzten Multiplikators. Es gab aber auch eine Reihe von anderen Papieren,
die die Grössenordnung des Multiplikators in Frage stellen, bemerkt der an der INSEAD lehrende Wirtschaftsprofessor.
Mit
dem Beginn der Finanzkrise von 2008
ist jedoch aus einer akademischen Diskussion eine dringende politische Frage
geworden, hält Fatas fest. Die Debatte wird seither mehr ideologisch als
akademisch geführt.
Es
gibt eine Reihe von zusätzlichen wissenschaftlichen Arbeiten, die nahelegen,
dass der Multiplikator sogar höher liegen muss als ursprünglich geschätzt, wegen
der besonderen Umstände, in der die Volkswirtschaft steckt: Nullzins-Grenze und
eine tiefe Rezession, die durch die Kräfte des Schuldenabbaus (deleveraging)
angetrieben werde, was die gesamtwirtschaftliche Nachfrage drückt, schildert
Fatas weiter.
Der
IWF legt nun selbstkritisch dar, dass das Modell für das Wirtschaftswachstum,
welches von IWF-Analysten zugrunde gelegt wurde, von einem Multiplikator von 0,5% ausgegangen ist, um die
Auswirkungen der Haushaltskonsolidierung zu messen.
Vor diesem Hintergrund ist
festzuhalten, dass das Wirtschaftswachstum vom IWF bislang eindeutig überschätzt
wurde. Nun wundert sich der IWF, ob die Multiplikatoren nicht höher als 0,5%
seien. Die Analyse im aktuellen Weltwirtschaftsbericht (World Economic Outlook) legt nahe, dass die Multiplikatoren im
Bereich von 0,9% bis 1,7% liegen dürften.
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