Samstag, 6. Oktober 2012

Beschäftigung und Bevölkerung


(Nur für Streber)

Die Arbeitslosenquote (7,8%) ist in Amerika vor der Präsidentenwahl auf den tiefsten Stand seit vier Jahren gesunken.

Heutzutage weiss jeder, dass die Arbeitslosenquote eine problematische Messgrösse ist, weil sie fallen kann, nicht weil mehr Menschen arbeiten, sondern weil weniger Menschen auf der Suche nach einer Arbeit sind. Das ist aber nicht der Fall für September.

Eine Alternative ist daher, statt Arbeitslosigkeit, die Beschäftigung zu messen, schlägt Paul Krugman in seinem Blog vor. Eine einfache Messgrösse ist die Erwerbsquote (employment-population ratio), welche darauf hindeutet, dass es kaum Verbesserungen seit Jahren gibt.

Aber auch diese Messgrösse hat Nachteile. Es geht um einen Anteil der Personen über 16 mit Beschäftigung, was bedeutet, dass der Nenner eine rasch wachsende Zahl von Senioren erfasst, die wahrscheinlich nicht mehr weiter arbeiten wollen, erklärt Krugman. Wie kann aber die demographische Verzerrung korrigiert werden?

Eine Antwort ist, sich auf das Haupterwerbsalter (prime-age adults) zu fokussieren, zwischen 25 und 54. Calculated Risk hat gestern gezeigt, und darauf hingewiesen, dass es einige wirkliche Verbesserung im vergangenen Jahr stattgefunden hat. Es ist eine gute schnelle Lösung, hebt Krugman hervor. Aber es kann zu (falschen) Anschuldigungen führen: Rosinenpickerei.


USA: Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter, die eine Beschäftigung hat, GraphProf. Paul Krugman

Es gibt aber eine wohl bessere Messgrösse: „konstante Demographie Beschäftigung“ (constant-demography employment), welche zeigt, was mit der Erwerbsquote geschehen wäre, wenn die Altersstruktur der Bevölkerung konstang geblieben wäre, legt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor nahe.

Krugman teilt die Bevökerung in drei Altersgruppen ein: 16.24, 25-54 und 55+, wobei für alle eine Erwerbsquote in den BLS Daten verfügbar ist und nimmt den gewichteten Durchschnitt all dieser Quoten, wobei die Gewichtung 2007 Anteile einer jeden Gruppe in der nicht-institutionellen Zivilbevölkerung repräsentiert.

Was sich daraus ergibt, stellt Krugman mit der folgenden Abbildung dar.


Bereinigte Erwerbsquote, Graph: Prof. Paul Krugman

Fazit: Es gibt also doch eine reale, wenn auch bescheidene Verbesserung in Beschäftigung  in den vergangenen  Jahren. Die Zahlen von September sehen nicht eine Abweichung (Anomalie) aus, sondern wie eine Rückkehr zum Trend davor, was in den Daten der vorangegangenen Monaten wie ein Störfaktor ausgesehen hat.

Die Story ist im Übrigen weitgehend deckungsgleich mit dem Verlauf der Zahl der Beschäftigten ausserhalb der Landwirtschaft, was nahelegt, dass die Beschäftigung irgendwie schneller wächst als die Bevölkerung.

Das ist im Gegensatz zu dem, was Mitt Romney erzählt, eine wahre Erholung der Wirtschaft. Es sei denn, man glaubt an eine Verschwörung der sozialistischen Statistiker.

1 Kommentar:

Johannes hat gesagt…

Herr Lehrer ich weis was....grins