Der
Verfall im amerikanischen Häusermarkt hat sich durch die äusserst fragilen
Finanzierungspraktiken der grossen Finanzinstitutionen in einen globalen
Finanz-Tsunami verwandelt, schreibt Anat
Admati in einem lesenswerten Artikel („Beware
of Bank’s Flawed Focus on Return on Euqity“) in NYTimes.
Viele
Banken finanzieren sich zu 97 bis 99% mit Fremdkapital und nur zu 1 bis 3% mit
Eigenkapital. Wenn so viel Wert von Vermögen daran gebunden ist,
Schuldverpflichtungen zu begleichen, kann ein kleiner Verlust dieses Wertes die
Refinanzierung einfrieren lasse, und in einem hochgradig vernetzten
Finanzsystem ein Chaos auslösen, hebt die an der Stanford University lehrende Wirtschaftsprofessorin hervor.
Trotz
der Finanzkrise stellt sich die Banken-Lobby wütend gegen höhere
Eigenmittelanforderungen und beklagt, dass die Eigenkapital-Rentabilität der
Banken zurückgehen würde. Aber die EK-Rentabilität ist bedeutungslos, wenn das
Risiko für das EK nicht berücksichtigt wird, was entscheidend davon abhängt,
wie viel Fremdkapital verwendet wird, um Hebelwirkung zu erzielen, bemerkt Admati.
Da
die Investoren für das Risiko, welches von der Bank getragen wird, entschädigt
werden, ist es so, dass eine höhere Hebelwirkung (leverage) die erforderte oder erwartete EK-Rentabilität erhöht,
schildert Admati weiter. Man kann daher
nicht einfach auf die EK-Rentabilität schauen, um zu urteilen, ob der
betreffende Bank-Manager einen Wert schafft. Man muss auch die Risiken
berücksichtigen. Ein Bank-Manager kann versuchen, einen Zielwert in Bezug auf
die EK-Rentabilität zu erreichen, indem er mehr Risiken eingeht und mehr
Hebelwirkung (leverage) verwendet,
aber es wird damit nicht mehr Wert geschaffen: die Fragilität und systemische
Risiken werden erhöht.
Höhere Eigenkapitalanforderungen müssen nicht zwangsläufig zu einer Verkleinerung der Bilanzsumme führen, Graph: Prof. Anat Admati, Standford University
Eigenkapitalanforderungen
und Kontrollen der Risikobereitschaft der Finanzinstitutionen können die
Kollateralschäden reduzieren, die solche Unternehmen durch ihre
Zerbrechlichkeit der ganzen Volkswirtschaft auferlegen. Das neue Regelwerk Basell III verlangt von Banken eine Kernkapitalquote von 7% im Verhältnis zu risikogewichteten
Aktiven (RWA: risk wieghted assets).
Für die Grossbanken, die als „Too Big To Fail“ (TBTF) betrachtet werden, gilt eine Kernkapital-Regel von 9,5%.
Risikogewichtete
Aktiven können jedoch erheblich kleiner als die gesamten Aktiven sein, welche
auch hoch-bewertete Wertpapiere umfassen, die in der Berechnung von
risikogewichteten Aktiven weniger gezählt werden. Die Verwendung von
Risikogewichtung lädt geradezu zu „Finanzinnovationen“
ein, die das wahre Risiko und Leverage erhöhen und verstecken, erläutert Admati. Gemäss Basel III kann
das EK so niedrig wie 3% der gesamten Aktiven betragen.
Das
Regelwerk Basel III ist, was die Eigenkapitalanforderungen betrifft, das
Ergebnis eines höchst politischen Prozesses, welche nicht auf soliden
wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen und gefährlich niedrig sind.
Bilanzsumme der Banken, Graph: Prof. Anat Admati, Stanford University
PS: In der Abbildung sieht das EK höher aus als es ist. Daher bitte nicht skalieren.
Höhere
EK-Anforderungen sind nicht schwer zu erfüllen. Wenn Banken ihre Einkünfte
zurückbehalten und sie für die Rückzahlungen der Schulden verwenden als
Dividenden auszuschütten oder eigene Aktien zurückzukaufen, kann das
Eigenkapital mit wenig negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft und keiner
Reduzierung der Kreditvergabe aufgebaut werden.
Abgesehen
von der Fixierung auf die EK-Rentabilität hassen die Banker höhere
EK-Anforderungen und lieben die Finanzierung durch das Fremdkapital, weil die
Fremdfinanzierung durch staatliche Garantie subventioniert wird. Fremdkapital
wird auch durch das Steuerrecht begünstigt, was Abzugsfähigkeit der Zinsen
gestattet und damit steuerliche Anreize für die „finanzielle Verschmutzung“
durch höhere Hebelwirkung fördert, beschreibt Admati.
Die
meisten Unternehmen geniessen nicht solche Unterstützung ihrer Schulden.
Nicht-Banken Unternehmen finanzieren sich mit 70% Eigenkapital und manche sogar
mit 100%, trotz Vorteile der Fremdfinanzierung.
Obwohl
einige Formen der Fremdfinanzierung wie Einlagen ein Teil des Geschäftes der
Banken ist, gibt es keine wirtschaftliche Rechtfertigung für die Verwendung von
nur 5 bis 10% Eigenkapital.
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