Donnerstag, 11. Oktober 2012

Der fehlerhafte Fokus der Banken auf Eigenkapitalrentabilität


Der Verfall im amerikanischen Häusermarkt hat sich durch die äusserst fragilen Finanzierungspraktiken der grossen Finanzinstitutionen in einen globalen Finanz-Tsunami verwandelt, schreibt Anat Admati in einem lesenswerten Artikel („Beware of Bank’s Flawed Focus on Return on Euqity“) in NYTimes.

Viele Banken finanzieren sich zu 97 bis 99% mit Fremdkapital und nur zu 1 bis 3% mit Eigenkapital. Wenn so viel Wert von Vermögen daran gebunden ist, Schuldverpflichtungen zu begleichen, kann ein kleiner Verlust dieses Wertes die Refinanzierung einfrieren lasse, und in einem hochgradig vernetzten Finanzsystem ein Chaos auslösen, hebt die an der Stanford University lehrende Wirtschaftsprofessorin hervor.

Trotz der Finanzkrise stellt sich die Banken-Lobby wütend gegen höhere Eigenmittelanforderungen und beklagt, dass die Eigenkapital-Rentabilität der Banken zurückgehen würde. Aber die EK-Rentabilität ist bedeutungslos, wenn das Risiko für das EK nicht berücksichtigt wird, was entscheidend davon abhängt, wie viel Fremdkapital verwendet wird, um Hebelwirkung zu erzielen, bemerkt Admati.

Da die Investoren für das Risiko, welches von der Bank getragen wird, entschädigt werden, ist es so, dass eine höhere Hebelwirkung (leverage) die erforderte oder erwartete EK-Rentabilität erhöht, schildert Admati weiter. Man kann daher nicht einfach auf die EK-Rentabilität schauen, um zu urteilen, ob der betreffende Bank-Manager einen Wert schafft. Man muss auch die Risiken berücksichtigen. Ein Bank-Manager kann versuchen, einen Zielwert in Bezug auf die EK-Rentabilität zu erreichen, indem er mehr Risiken eingeht und mehr Hebelwirkung (leverage) verwendet, aber es wird damit nicht mehr Wert geschaffen: die Fragilität und systemische Risiken werden erhöht.


Höhere Eigenkapitalanforderungen müssen nicht zwangsläufig zu einer Verkleinerung der Bilanzsumme führen, Graph: Prof. Anat Admati, Standford University

Eigenkapitalanforderungen und Kontrollen der Risikobereitschaft der Finanzinstitutionen können die Kollateralschäden reduzieren, die solche Unternehmen durch ihre Zerbrechlichkeit der ganzen Volkswirtschaft auferlegen. Das neue Regelwerk Basell III verlangt von Banken eine Kernkapitalquote von 7% im Verhältnis zu risikogewichteten Aktiven (RWA: risk wieghted assets). Für die Grossbanken, die als „Too Big To Fail“ (TBTF) betrachtet werden, gilt eine Kernkapital-Regel von 9,5%.

Risikogewichtete Aktiven können jedoch erheblich kleiner als die gesamten Aktiven sein, welche auch hoch-bewertete Wertpapiere umfassen, die in der Berechnung von risikogewichteten Aktiven weniger gezählt werden. Die Verwendung von Risikogewichtung lädt geradezu zu „Finanzinnovationen“ ein, die das wahre Risiko und Leverage erhöhen und verstecken, erläutert Admati. Gemäss Basel III kann das EK so niedrig wie 3% der gesamten Aktiven betragen.

Das Regelwerk Basel III ist, was die Eigenkapitalanforderungen betrifft, das Ergebnis eines höchst politischen Prozesses, welche nicht auf soliden wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen und gefährlich niedrig sind.



Bilanzsumme der Banken, Graph: Prof. Anat Admati, Stanford University

PS: In der Abbildung sieht das EK höher aus als es ist. Daher bitte nicht skalieren.

Höhere EK-Anforderungen sind nicht schwer zu erfüllen. Wenn Banken ihre Einkünfte zurückbehalten und sie für die Rückzahlungen der Schulden verwenden als Dividenden auszuschütten oder eigene Aktien zurückzukaufen, kann das Eigenkapital mit wenig negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft und keiner Reduzierung der Kreditvergabe aufgebaut werden.

Abgesehen von der Fixierung auf die EK-Rentabilität hassen die Banker höhere EK-Anforderungen und lieben die Finanzierung durch das Fremdkapital, weil die Fremdfinanzierung durch staatliche Garantie subventioniert wird. Fremdkapital wird auch durch das Steuerrecht begünstigt, was Abzugsfähigkeit der Zinsen gestattet und damit steuerliche Anreize für die „finanzielle Verschmutzung“ durch höhere Hebelwirkung fördert, beschreibt Admati.

Die meisten Unternehmen geniessen nicht solche Unterstützung ihrer Schulden. Nicht-Banken Unternehmen finanzieren sich mit 70% Eigenkapital und manche sogar mit 100%, trotz Vorteile der Fremdfinanzierung.

Obwohl einige Formen der Fremdfinanzierung wie Einlagen ein Teil des Geschäftes der Banken ist, gibt es keine wirtschaftliche Rechtfertigung für die Verwendung von nur 5 bis 10% Eigenkapital.

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