(Nur für Streber)
Es
ist offensichtlich, dass die Fehleinschätzung der Produktionslücke (output gap) zu verzerrten
wirtschaftspolitischen Ergebnissen führt. Paul
Krugman hat in seinem Blog neulich auf eine
aktuelle Forschungsarbeit von Capital Economics (CE) hingewiesen.
Das
Office of Budget Responsibility
schätzt, dass die Produktionslücke in Grossbritannien
(GB) zur Zeit weniger als 3% beträgt. Es ist eine bemerkenswerte Behauptung,
wenn man bedenkt, dass das reale BIP deutlich unter seinem Vor-Krise-Niveau
verläuft. Und die langfristige britische Wirtschaftswachstumsrate beläuft sich
auf rund 2,5%. Wie die Analysten von CE sagen,
legt eine einfache Trend-Projektion nahe, dass die Produktionslücke beträgt .
Wie wird aber daraus“ weniger als 3%“?
Teil
der Antwort ist laut Krugman die Einschätzung, dass Grossbritannies Wirtschaft im
Jahre 2008 (also vor der Krise) angeblich deutlich über dem nachhaltigen
Wachstumsniveau verlaufen sei, auch wenn es keine der üblichen Anzeichen der
Überhitzung gegeben hat. Darüber hinaus lautet die Behauptung, dass die
Finanzkrise das Potenzialwachstum irgendwie um eine riesige Menge gesenkt habe.
Es gibt aber, wie CE argumentiert,
keine glaubwürdige Story darüber, wie es passiert sein mag.
Die
Verfechter der Idee, dass das Potenzialwachstum in Folge der Finanzkrise
abgenommen habe, behaupten ferner, dass wir, wenn die Produktionslücke tatsächlich
grösser sein sollte, eine Deflation erleben würden, nicht Inflation. Ist diese
Argumentation aber von Bedeutung?
Denn
die Inflation ist in GB in den vergangenen ein paar Jahren aus folgenden
Gründen gestiegen: Erhöhung der Mehrwertsteuer, Anstieg der Rohstoffpreise und
höhere Importpreise. Die Inflation, die im Inland generiert wurde, ist niedrig.
Und die allgemeine Inflation (headline
inflation) geht auch zurück.
Es
gibt aber keine Deflation. Sollten wir keine sehen? Das Lehrbuch via Phillips
Kurven besagt, dass, wenn die Wirtschaft unter dem Potenzialwachstum (natural rate of output) agiert, mit einer
fallenden Inflation zu rechnen ist, was sich eventuell in eine sich
beschleunigende Deflation umwandeln würde, legt Krugman dar.
Es
gibt doch gute Gründe, zu denken, dass diese Phillips Kurven bei einer
niedrigen Inflation brechen, weil die Nominallöhne nach unten starr sind, das heisst, dass es schwer ist, Nominallohn-Kürzungen durchzusetzen.
Krugman
betont zudem, dass er sich über die Zahlen für die durchschnittlichen Löhne in
Amerika in den 1930er Jahren, welche in der früheren Phase der Depression stark abgesturzt sind, immer
wundere. Gibt es eine Übertreibung, was die starren Löhne (wage stickiness) betrifft? Es kann sich nämlich um irreführende
Daten handeln, weil die durchschnittlichen Einkommen aufgrund der stark
reduzierten Überstunden gesunken sein dürften, und nicht durch die Kürzung der Grundlöhne.
Es
gibt, wie es sich herausstellt, tatsächliche eine frühere NBER-Studie über die
von Krugman aufgeworfene Frage: Der Rückgang in den grundlegenden Löhnen ist
viel weniger als der Rückgang der durchschnittlichen Löhne: Das soll für die
Verfechter der internal devaluation ein Wink mit dem
Zaunpfahl sein. Selbst in der Great Depression sind die US-Löhne nur
geringfügig um rund 7% gefallen, bevor sie wieder anfingen, zu steigen.
Im
Übrigen ist es nicht eine schlechte, sondern eine gute Sache, wenn die Löhne
nicht mehr fallen.
Es
besteht also die Gefahr, um den Kreis von CE
zu schliessen, dass, wenn man eine falsche Vorstellung von der Produktionslücke
hat, es zu einer sich beschleunigenden Deflation führen muss, kann man all zu
einfach zum Schluss gelangen, dass eine tiefe Depression eine neue Normalität darstellt, was angepasst werden müsste.
In
Fall des GB bedeutet dies auf kurze Sicht Selbstzufriedenheit über die Geld-
und Fiskalpolitik und auf lange Sicht eine übermässige Besorgnis über das
fiskalische Bild der betreffenden Volkswirtschaft. Wenn man wie Cameron/Osborne
harsche Austeritätspolitik verordnet, um die Finanzkrise zu lösen, welche nur
in den Köpfen vorhanden ist, übersieht man die wahre Ursache der Krise: Mangel an Nachfrage, was in der
Statistik verloren geht.
Das
ganze bezieht sich natürlich nicht nur auf die britische Wirtschaft, die
durcheinander geraten ist. Auch in Amerika schauen monetäre Falken, wie z.B. James Bullard auf die stabile
Inflationszahlen und schliessen daraus, dass die Fed eine gute Arbeit liefert,
obwohl sie daran scheitern, zu erkennen, dass es möglicherweise eine depression-förmige
Stabilität gibt, mit einer massiven Produktionslücke, erklärt Krugman als
Fazit.
Die
Evidenz belegt im Wesentlichen, dass die Wirtschaft eine massive
Produktionslücke (output gap) auf
beiden Seiten des Atlantiks hat.
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