Freitag, 5. Oktober 2012

SNB, Devisenreserven und Trilemma


Die Fremdwährungsreserven der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sind von 420,7 Mrd. CHF im Juli auf 429,3 Mrd. CHF im Augst gestiegen sind, wie die SNB heute morgen mitgeteilt hat.

Die Schweiz wird angeprangert, einen „Währungskrieg“ zu führen. Der abwegigste Vorwurf kommt von Daniel Gros, CEPS, dass die Schweiz Weltmeister in der Währungsmanipulation sei.

Was in dieser Angelegenheit kaum Erwähnung findet, ist Impossible Trinity. Das Impossible Trinity Modell besagt, dass man gleichzeitig nicht freie Kapitalbewegung, einen stabilen Wechselkurs und unabhängige Geldpolitik betreiben kann. Das Modell lässt sich vereinfacht als Dreieck zusammenfassen.

Wie ist das Modell auf die aktuelle Vorkommnisse anzuwenden? Die Volkswirtschaften der entwickelten Länder leiden nach wie vor unter den Nachwirkungen der Finanzkrise von 2008. Die sog. Schwellenländer befinden sich in einer vergleichsweise besseren Situation, sodass das Kapital dorthin fliesst. Und das bereitet Probleme für die Entwicklungsländer.

Brasilien stockt beispielsweise Devisen auf, um die Nachteile, die aus dem riesigen Kapitalfluss aus dem Ausland herrühren, abzumildern. Mit dem Ankauf von Fremdwährungen auf dem Devisenmarkt versucht die brasilianische Zentralbank, eine übermässige Aufwertung der Landeswährung zu verhindern.


Trilemma des Wechselkursregimes, Graph: Prof. Paul Krugman

Brasilien will jedoch die unabhängige Geldpolitik nicht aufgeben, weil es langfristig inflationäre Folgen befürchtet, wenn es den Wechselkurs nicht aufwerten lässt. Was ist zu tun? Soll die US-Notenbank darauf verzichten, zu versuchen, die US-Wirtschaft weiterhin durch lockere monetäre Bedingungen in einer Depression anzukurbeln, damit Entwicklungsländer mit dem unangenehmen Tradeoff (massive Währungsaufwertung versus importierte Inflation) nicht konfrontiert werden?

Die USA können und wollen das Trilemma-Problem lösen, weil es bedeuten würde, dass die Fed alle Massnahmen, die sie ergriffen hat, einstellt, die Stabilität der US-Wirtschaft zu fördern. Gibt es aber keine Alternative? Doch: Kapitalverkehrskontrollen, wie China es praktiziert und auch Brasilien sich allmählich in diese Richtung bewegt.

Aus dieser Perspektive ist die Parallele offenkundig: USA versus Entwicklungsländer. Euro-Raum versus Schweiz.

Wäre es besser, wenn die SNB Kapitalverkehrskontrollen einführen würde?

Dass die SNB weiterhin am Mindestkurs festhält, stellt kein spektakuläres Fehlverhalten dar. Nur so kann die SNB weiterhin für lockere monetäre Bedingungen sorgen, die im Lichte der unkonventionellen Geldpolitik in einer Extermsituation notwendig sind, die schweren Folgen der sinnlosen Austeritätspolitik aus dem Euro-Raum auf die Schweizer Wirtschaft zu mildern.

PS:

Aktuelle Beispiele für‘s SNB Bashing

Daniel Gros, Ceps bezeichnet  „Die Schweiz ist Weltmeister in Währungsmanipulation“ in einem Interview mit Finanz und Wirtschaft,

Standard & Poor’s beschuldigt in einem Bericht die SNB des „de facto recycling“ durch den Ankauf von Euro-Staatsanleihen und dafür, die Ungleichgewichte im Euro-Raum zu vergrössern,

Fred Bergsten und Joseph Gagnon zählen die Schweiz zu den „weltweit grössten Währungsaggressoren“ in einem Artikel („Time for a fightback in the currency war“) in FT.

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