Europäische
Banken finanzieren sich zum ersten Mal seit 3 Jahren zu niedrigeren Kosten als
Unternehmen mit Investment Grade (IG)
im Euro-Raum, wie Morgan Stanley in einer heute vorgelegten Forschungsarbeit betont. Dahinter stecken hauptsächlich die LTROs und die OMT. Es sind
Massnahmen, die die EZB im Verlauf der Euro-Krise getroffen hat, um im Markt mehr
Liquidität bereitzustellen.
Die
Kreditvergabe an den Privatsektor bleibt jedoch weiterhin schwach und geht im
Trend zurück. Im September gab es eine weitere Schrumpfung um 0,8% im Vergleich
zum Vormonat mit Minus 0,6%. Auf das Jahr hochgerechnet ist die Kreditvergabe
um 1,4% gefallen, was einem 2-Jahres-Tief entspricht, wie Morgan Stanley
Research Team Europa heute berichtet.
Europäische
Banken finanzieren sich günstiger als Unternehmen mit Investment Grade, Graph: Morgan Stanley Research, Europe
Die
aktuellen Daten zeigen ferner, dass die „Balkanisierung“
innerhalb der Eurozone anhält. Morgan
Stanley versteht darunter die Funding
Gaps (Finanzierungsslücke) in einzelnen nationalen Märkten.
Kreditvergabe
an Unternehmen in der Euro-Zone, Graph:
Morgan Stanley Research
Wie
aus den Daten der Bundesbank hervorgeht, bauen deutsche Banken ihre Risiken im
Euro-Raum weiter ab, womit die Forderungen gegenüber dem Rest des Euro-Raums
zurückfallen. Die Kredite deutscher Banken sinken v.a. in den von der Krise
besonders stark betroffenen Ländern an der Peripherie der EU.
Der
grenzübergreifende Schuldenabbau (deleveraging)
in der Euro-Zone, Graph: Morgan
Stanley Research
Es
handelt sich dabei allem Anschein nach um einen komplexen und mehrere Jahre
anhaltenden Schuldenabbau-Prozess (deleveraging), wie die Analysten von Morgan Stanley formulieren.
Funding Gaps (Finanzierungslücke) in der Euro-Zone, Graph: Morgan Stanley Research
Deutsche
Banken versuchen, die Finanzierungslücke der Tochtergesellschaften jeweils in
den betreffenden Ländern mit LTROs abzudecken.
Bemerkung:
Eine
Tatsache, die in der zitierten Forschungsarbeit nicht besonders erwähnt wird, ist, dass die
Zinssenkung durch die Zentralbank nicht funktioniert, wenn die system-relevante
Banken nahe von Zahlungsunfähigkeit agieren. Die Refinanzierungskosten von
Banken steigen, anstatt zu sinken, wenn die Krise sich fortentwickelt. Der
klassische geldpolitische Hebel, die Anpassung der Federal Funds Rate, wird unwirksam, in einem Umfeld des Marktes, wo
Big Banks vorherrschen, wie Richard Fisher
und Harvey Rosenblum in einem
lesenswerten Artikel („The Blob That Ate
Monetary Policy“) in WSJ bemerken.
Fazit: Die „Too-big-to-fail“-Banken verhindern sogar die Niedrig-Zinsen daran, richtig zu funktionieren.
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