Im
Anschluss an eine schwere Finanzkrise verläuft die wirtschaftliche Entwicklung
genau so wie von Reinhart und Rogoff beschrieben. Die Erholung erfolgt nur
langsam.
Es
gibt dennoch eine Menge Verwirrung, auch bei Ökonomen, was das Muster der
langsamen Erholung der Wirtschaft von der Finanzkrise betrifft. Grundsätzlich
scheint es eine Verwechslung zu geben, zwischen dem, was üblich ist und dem,
was notwendig ist, wenn man darüber spricht, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog.
Die
Finanzkrise hat einen Überhang von Problemen im Privatsektor hinterlassen,
hauptsächlich Überschuldung seitens einiger von Wirtschaftssubjekten, d.h. den
privaten Haushalten in den USA, um es konkret auszudrücken. Weil diese
Wirtschaftsakteure (economic agents)
gezwungen oder veranlasst werden, Ausgaben zu kürzen, fällt der „natürliche“ Zinssatz
(natural rate of interest rate)
scharf: im Falle einer schweren Krise sogar unter Null, wie Krugman beschreibt.
Was
das wiederum bedeutet, ist, dass konventionelle Geldpolitik, die i.d.R. die
meisten der Last der wirtschaftlichen Stabilisierung trägt, nicht mehr wirksam
wird.
Nun
gibt es andere wirtschaftspolitische Optionen. Man könnte diskretionäre
Fiskalpolitik, d.h. stimulus (Konjunkturpaket)
an den Tag legen. Man könnte auch unkonventionelle Geldpolitik verwenden, um
die Spreads (Risikoaufschläge) zu
entspannen und/oder das Inflationsziel (inflation
targeting) vorübergehend zu erhöhen, um die Nullgrenze (zero lower bound) Problematik zu
überwinden. Historisch gesehen stemmen sich aber die Länder dagegen. Warum? Die
Antwort: Politik. Geistige Verwirrung. Trägheit. Unangebrachte Ängste.
Grundsätzlich
nimmt es viel mehr Klarheit und Einheit in Anspruch, legt Krugman dar, um
diskretionäre Finanzpolitik zu verfolgen oder unkonventionelle Geldpolitik einzusetzen,
als dass die Fed die Zinsen senkt. Und gibt nur wenige Länder, die über die
Klarheit und Einheit verfügen. Und das ist der Grund, warum damals erst der Krieg
dafür sorgte, dass die Great Depression
beenden werden konnte. Aus wirtschaftlicher Sicht gibt es nichts Besonderes an
Militärausgaben, argumentiert Krugman. Ausgaben sind Ausgaben.
Die
begrifflichen Verwirrungen sehen wie folgt aus: Es gibt erstens einige
Kommentatoren, die sich beschweren, dass Ökonomen wie z.B. Paul Krugman
inkonsistent sind, weil sie sagen, dass Finanzkrisen i.d.R. längere
konjunkturelle Einbrüche folgen, und doch sie wollen die Depression sofort
beenden (End This Depression Now!), und sie behaupten, dass es rasch gehen kann. Es gibt
keine Inkonsistenz hier. Denn es gibt einfache wirtschaftspolitische Massnahmen,
die die Depression schnell zu Ende führen können. Das Problem ist, dass
politische Entscheidungsträger diese Massnahmen nicht ergreifen, was Ökonomen
wie Krugman dazu veranlasst, diese Bücher zu schreiben.
Es
gibt zweitens eine Menge Verwirrung über den Unterschied zwischen dem Angebot
und der Nachfrage. Immer und immer tönt das Argument, dass wir nicht erwarten
dürfen, auf das Beschäftigungsniveau von 2007 zurückzukommen, weil es damals
eine Spekulationsblase (bubble)
gegeben hat. Aber was ist eine Blase? Es ist eine Situation, in welcher einige
Leute zu viel ausgeben, hebt Krugman hervor. Und es ist nicht zu erwarten, dass
diese Leute zu den vergangenen Ausgabe-Gewohnheiten zurückkehren.
Das
sagt aber nichts darüber aus, ob andere Leute nun mehr ausgeben würden, sodass
die Wirtschaft nicht unter unzureichenden Gesamtausgaben leiden muss. Hoch
verschuldete Haushalte werden in den USA in Zukunft weniger ausgeben. Aber die
öffentliche Hand kann mehr ausgeben, hält Krugman fest. Es gibt also keinen
Grund, warum die gesamtwirtschaftliche Nachfrage trotz der jüngsten Exzesse einiger
Wirtschaftsakteure niedrig verlaufen muss.
Die
Nachwirkungen einer Finanzkrise bedeuten i.d.R. eine schlechte Zeit. Aber der
Grund ist, dass wirtschaftspolitische Reaktion auf Krisen zumeist lausig ist.
Diese Geschichte muss nicht wiederholt werden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen