Die britische Finanzaufsicht lockert laut FT die
strengen Kapitalregeln für die Banken der Insel. Die Financial Services Authority (FSA) will damit nach eigenen Angaben die
britische Wirtschaft vor dem Absturz in die Rezession retten, wie FTD
berichtet. Die britischen Banken sollen demnach künftig nicht mehr einen
bestimmten Prozentsatz ihrer riskanten Vermögenswerte mit Eigenkapital (EK)
unterlegen müssen.
Dass das EK in einem bestimmten Verhältnis zu den
Vermögenswerten (assets) der Bank
stehen muss, hat einen triftigen Grund: Begrenzung der Risiken.
Fragt man obere Führungskräfte bei Banken, was ihre
wichtigste Arbeit ist, lautet ihre Antwort: „Risiko-Management“. Das bedeutet
natürlich nicht, dass sie gut darin sind, wie der Verlauf der Geschäfte mit
Subprime-Krediten und damit zusammenhängenden Produkten zeigt, um ein aktuelles
Beispiel zu nennen.
Ferner ist es ein offenes Geheimnis, dass das
weltweite Finanzsystem vier Jahre nach der Pleite von Lehman Brothers kein
bisschen sicherer geworden ist. Selbst das lahme Regelwerk „Basel III“ wird aufgeweicht.
Grossbritannien nimmt allem Anschein nach die tiefe Rezession zum Anlass, die
Umsetzung (2013) von „Basel III“
hinauszuzögern. Das ist sicherlich ein schwerer Rückschlag auch für die EU.
Dabei gibt es eine Handvoll Aufseher auf beiden Seiten
des Atlantiks, die für eine weniger komplizierte Vorgehensweise plädieren, wie Yalman Onaran in einem lesenswerten Artikel in Businessweek („Getting Banks off the Roller Coaster“) schildert.
Der einzige Weg, um sicherzustellen, damit die
Finanzinstitute nicht fehlschlagen, wenn ihre spekulativen Wetten nicht
aufgehen, ist die Einschränkung der Hebelwirkung (leverage). Das heisst, dass die Bank für jeden Dollar, den sie hat,
nur einen festen Betrag als Kredit verleihen darf, unabhängig davon, wie
riskant oder nicht-riskant die Forderungen in Bezug auf das verliehende
Darlehen gelten. Auf diese Weise kann die Bank Risiko eingehen, solange sie
genug EK hat, um die Verluste zu decken, damit die Steuerzahler nicht die Zeche
zahlen müssen, wenn die Bank pleite geht.
Andrew Haldane, Geschäftsführer der Abteilung Finanzmarktstabilität der Bank of
England (BoE) und Thomas Hoenig, Direktoriumsmitglied der amerikanischen
Einlagensicherungsbehörde (FDIC)
zählen zu den renommierten Stimmen in dieser „back-to-basic“-Bewegung. Es gibt Spielraum für erhebliche
Vereinfachung der Regeln, sagt Haldane. Ein Vorteil der Leverage Ratio ist, dass
damit nicht bestimmte Vermögenswerte herausgepickt werden, die als Gewinner und
als Verlierer betrachtet werden.
Banken in rund 100 Ländern sind am Regelwerk von Basel
gebunden. Die Mindestkapitalanforderung laut „Basel III“ orientiert sich nach dem Risikoprofil der
Bank, welches von der Bank auf Grund der eigenen komplexen Formeln selbst
berechnet wird.
Das Regelwerk von „Basel III“ beziffert den
Mindestwert mit 8%, aber fragt nicht, ob die Banken bei der Schätzung des
Risikos für das eigene Kreditportfolio eine angemessene Arbeit leisten.
Der ganze Basel-Ansatz ist kläglich gescheitert, weil
Banken erlaubt wird, mit dem System zu spielen, bemerkt Anat Admati. Je einfacher die Kapital-Regeln gestaltet
werden, desto schwerer wird es, damit zu spielen, hebt die an der Stanford University lehrende Wirtschaftsprofessorin hervor. Das ist der
Grund, warum eine einfache Leverage-Regel besser funktionieren kann.
PS: Leverage-Ratio wird z.B. von
der SNB als das Verhältnis des Kernkapitals zu einer angepassten Bilanzsumme
(insbesondere abzüglich des inländischen Kreditgeschäfts und flüssiger Mittel)
definiert.
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