Mittwoch, 10. Oktober 2012

Banken und Finanzmarktstabilität


Die britische Finanzaufsicht lockert laut FT die strengen Kapitalregeln für die Banken der Insel. Die Financial Services Authority (FSA) will damit nach eigenen Angaben die britische Wirtschaft vor dem Absturz in die Rezession retten, wie FTD berichtet. Die britischen Banken sollen demnach künftig nicht mehr einen bestimmten Prozentsatz ihrer riskanten Vermögenswerte mit Eigenkapital (EK) unterlegen müssen.

Dass das EK in einem bestimmten Verhältnis zu den Vermögenswerten (assets) der Bank stehen muss, hat einen triftigen Grund: Begrenzung der Risiken.

Fragt man obere Führungskräfte bei Banken, was ihre wichtigste Arbeit ist, lautet ihre Antwort: „Risiko-Management“. Das bedeutet natürlich nicht, dass sie gut darin sind, wie der Verlauf der Geschäfte mit Subprime-Krediten und damit zusammenhängenden Produkten zeigt, um ein aktuelles Beispiel zu nennen.

Ferner ist es ein offenes Geheimnis, dass das weltweite Finanzsystem vier Jahre nach der Pleite von Lehman Brothers kein bisschen sicherer geworden ist. Selbst das lahme Regelwerk „Basel III“ wird aufgeweicht. Grossbritannien nimmt allem Anschein nach die tiefe Rezession zum Anlass, die Umsetzung (2013) von „Basel III“ hinauszuzögern. Das ist sicherlich ein schwerer Rückschlag auch für die EU.

Dabei gibt es eine Handvoll Aufseher auf beiden Seiten des Atlantiks, die für eine weniger komplizierte Vorgehensweise plädieren, wie Yalman Onaran in einem lesenswerten Artikel in Businessweek („Getting Banks off the Roller Coaster“) schildert.

Der einzige Weg, um sicherzustellen, damit die Finanzinstitute nicht fehlschlagen, wenn ihre spekulativen Wetten nicht aufgehen, ist die Einschränkung der Hebelwirkung (leverage). Das heisst, dass die Bank für jeden Dollar, den sie hat, nur einen festen Betrag als Kredit verleihen darf, unabhängig davon, wie riskant oder nicht-riskant die Forderungen in Bezug auf das verliehende Darlehen gelten. Auf diese Weise kann die Bank Risiko eingehen, solange sie genug EK hat, um die Verluste zu decken, damit die Steuerzahler nicht die Zeche zahlen müssen, wenn die Bank pleite geht.

Andrew Haldane, Geschäftsführer der Abteilung Finanzmarktstabilität der Bank of England (BoE) und Thomas Hoenig, Direktoriumsmitglied der amerikanischen Einlagensicherungsbehörde (FDIC) zählen zu den renommierten Stimmen in dieser „back-to-basic“-Bewegung. Es gibt Spielraum für erhebliche Vereinfachung der Regeln, sagt Haldane. Ein Vorteil der Leverage Ratio ist, dass damit nicht bestimmte Vermögenswerte herausgepickt werden, die als Gewinner und als Verlierer betrachtet werden.

Banken in rund 100 Ländern sind am Regelwerk von Basel gebunden. Die Mindestkapitalanforderung laut „Basel III“ orientiert sich nach dem Risikoprofil der Bank, welches von der Bank auf Grund der eigenen komplexen Formeln selbst berechnet wird.

Das Regelwerk von „Basel III“ beziffert den Mindestwert mit 8%, aber fragt nicht, ob die Banken bei der Schätzung des Risikos für das eigene Kreditportfolio eine angemessene Arbeit leisten.

Der ganze Basel-Ansatz ist kläglich gescheitert, weil Banken erlaubt wird, mit dem System zu spielen, bemerkt Anat Admati. Je einfacher die Kapital-Regeln gestaltet werden, desto schwerer wird es, damit zu spielen, hebt die an der Stanford University lehrende Wirtschaftsprofessorin hervor. Das ist der Grund, warum eine einfache Leverage-Regel besser funktionieren kann.

PSLeverage-Ratio wird z.B. von der SNB als das Verhältnis des Kernkapitals zu einer angepassten Bilanzsumme (insbesondere abzüglich des inländischen Kreditgeschäfts und flüssiger Mittel) definiert.

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