Dienstag, 30. Oktober 2012

Aufspaltung der Banken ist ein konservativer Ansatz


Eigentlich ist die Idee, die Banken, die Too-big-to-fail (TBTF) sind, aufzuspalten, ziemlich konservativ. Warum? Weil es wesentlich ist, einen freien Markt für Finanzdienstleistungen wieder herzustellen, wie Richard Fisher, Präsident der Federal Reserve Bank von Dallas hervorhebt. Big Banks erhalten grosse implizite staatliche Subventionen. Damit soll endlich aufgehört werden.

Es muss auf die wahre konservative Agenda gesetzt werden, den Staat aus dem Bank-Sektor herauszuhalten, bemerkt Simon Johnson vor diesem Hintergrund in einem lesenswerten Artikel („Breaking Up Big Banks Is a Severely Conservative Project“) in Bloomberg.

Fisher und Harvey Rosenblum haben in dieser Hinsicht in den vergangenen Jahren tiefgreifende Ideen vorgestellt.

(1) Sehr grosse Banken sind zu komplex, um verwaltet zu werden. Nicht nur für die Führungskräfte der Bank, sondern auch zu komplex für Gläubiger und Aktionäre, um Marktdisziplin wirken zu lassen, unterstreichen die Autoren in einem lesenswerten Artikel („How Huge Banks Threaten the Economy“) in WSJ.

Und zu gross und zu komplex auch für die Aufsichtsbehörden, um regulatorische Disziplin walten zu lassen, wenn die interne Disziplin via Management fehlt und an Marktdisziplin mangelt.

Komplexität verstärkt die Möglichkeiten für Undurchsichtigkeit, Verschleierung und Missmanagement-Risiken, betonen Fisher und Rosenblum. Das ist im Grunde genommen auch ein Problem in anderen Branchen, obwohl die Kräfte des Marktes dort Unternehmen zwingen, die Organisationsstrukturen umzugestalten, z.B. durch Zerschlagung und Verkleinerung.


Wie die geldpolitischen Kanäle in der Finanzkrise zum Erliegen gekommen sind, Graph: Harvey Rosenblum, Jessica J. Renier and Richard Alm in: Economic Letter, April 2010, Regulatory and Monetary Policies Meet “Too Big to Fail“.

Die Bank-Branche ist aber anders. Es stehen im Sektor grosse implizite staatliche Subventionen zur Verfügung, wenn das Finanzinstitut als TBTF wahrgenommen wird. Diese Subventionen (in Form der Absicherung der Gläubiger) steigern die Grösse der Banken und verschärfen die Komplexität.

(2) TBTF („zu gross, um scheitern zu lassen“) Banken scheitern eigentlich, in dem Sinne, dass sie Rettungsaktionen und andere Formen von staatlicher Unterstützung in Anspruch nehmen. Das ist genau, was in den USA zwischen 2007 und 2009 passiert ist, was heute in Europa geschieht.

Fisher und Rosenblum argumentieren weiter, dass die Umstrukturierung eine weit weniger drastische Lösung darstelle als quasi-Verstaatlichung, wenn man nicht gern von Aufspaltung reden will.

(3) die Autoren vertreten schliesslich die Meinung, dass die Geldpolitik nicht angemessen funktioniert, wenn es grössten Banken erlaubt werde, zu komplex (to manage) und fehleranfällig zu werden.

Die Notenbank senkt die Zinsen schon, wenn die Banken unter Druck geraten, aber die Zinsen, die die Banken ihren Kunden weiterreichen (d.h. belasten), steigen trotzdem, weil die Banken über zu wenig Eigenkapital verfügen. Und es wird für Unternehmen schwieriger, einen Kredit zu bekommen, wie es zwischen 2008 und 2009 geschehen ist. 

Die Zinssenkung durch die Notenbank funktioniert nicht, weil die systemrelevanten Banken auf der Schwelle der Zahlungsunfähigkeit agieren. Banken, die über angemessene Kapitalausstattung verfügen, könnten das Kreditgeschäft für den privaten Sektor im Einklang mit der Lockerung des geldpolitischen Kurses  expandieren. Unterkapitalisierte Banken hingegen sind nicht in der Lage, Kredite an den privaten Sektor zu gewähren.

Wenn man eine effektive Geldpolitik betreiben will, muss man die grössten Banken aufspalten. Und das Eigenkapital muss im Verhältnis zum Fremdkapital erhöht werden, fasst Johnson als Fazit zusammen.

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