Andrew Haldane, der Executive-Director der
britischen Notenbank (BoE) für die
Finanzmarktstabilität hat am Donnerstag in einem bemerkenswerten Referat („On being the right size“) einen
interessanten Vergleich aus dem Tierreich angestellt:
Es
gibt keine Beweise für Skaleneffekte (economies
of scale) für die Bank-Grössen über 100 Mrd. $. Wenn überhaupt, gibt es
Hinweise von diseconomies, welche mit
der Bank-Grösse wachsen, konsistent damit, dass die Big Banks „too big to manage“ werden, legte Haldane
dar.
Das
„Square-Cube-Law“ (*) erklärt, warum
ein Floh, auch wenn er die Grösse eines Menschen hätte, nicht fähig wäre, auf
den Mond zu springen. Es erklärt, warum ein Nilpferd nicht einen Purzelbaum
schlagen kann. Und es erklärt, warum King Kong und Godzilla physiologische
Unmöglichkeiten wären: die Übertragung von Gewicht, verbunden mit einem
einzigen Schritt, würde Oberschenkel-Knochen zerbrechen.
Rechnet
man die Subventionen durch die öffentliche Hand heraus, entfernt man die
staatliche Krücke, würde sich eine erheblich geringere sozial-optimale Skala
für die Banken ergeben. Wie King Kong
und Godzilla würden Riesen-Banken wohl
dann zu physiologischen Unmöglichkeiten, schildert Haldane weiter.
Die
Abbildung zeigt die Entwicklung der Anteile an Vermögenswerten der drei
grössten Banken in den USA, Grossbritannien, Deutschland und der Schweiz in den letzten Jahrzehnten.
Banken-Verdichtung
in bestimmten Ländern, Graph: Andy Haldane,
Executive Director, Financial Stability and member of the Financial Policy Committee
In
den USA gab es einen dramatischen Anstieg, wobei der Anteil der drei grössten
Banken von rund 10% auf 40% zwischen 1990 und 2007 geklettert ist. Der Anstieg
der Konzentration (zwischen 2/3 und ¾)
ist in den anderen Ländern weniger dramatisch. Aber dafür war der
Startpunkt in Grossbritannien, der Schweiz und Deutschland viel höher.
Der
dramatische Anstieg in Bezug auf die Grösse und die Konzentration von Banken
wurde laut Haldane durch die financial
liberalisation angetrieben. Die Deregulierung hat aber auch ein akutes
Problem mit sich gebracht: steigende Erwartungen der staatlichen Unterstützung
für das Banking System.
Die
Erwartungen erzeugen niedrige Refinanzierungskosten, im Besonderen für die
grössten Banken, welche wiederum sich ermutigt fühlen, weiter zu expandieren
und zu verdichten, was das „too-big-to-fail“-Dilemma
verschlimmert. Es kommt also zu einem sich selbst verstärkenden Teufelskreis.
Implizite
Staatsgarantien für sog. “systemrelevante
Banken”, Graph: Andy Haldane,
Executive Director, Financial Stability and member of the Financial Policy
Committee
Was
Haldane hervorheben will, ist, wie die Banken zu regulieren sind, sodass die
Kapitalanforderungen mit den potenziellen Kosten für die Rettungsaktionen durch
die Gesellschaft im Einklang stehen.
Erwartete
system-weite Verluste, Graph: Andy Haldane,
Executive Director, Financial Stability and member of the Financial Policy Committee
Die
Abbildung zeigt die erwarteten Verluste über die 29 (systemrelevanten) Banken
auf verschiedenen Ebenen im Hinblick auf die Kapitalzuschläge (surcharge). Ohne Kapitalzuschläge wären
die erwarteten Verluste im gesamten System weniger als 200 Mrd. $ im Jahr.
Würde für jede grosse Bank stattdessen ein Kapitalzuschlag von höchstens 2,5%
gelten, würden die erwarteten Verluste um rund 60% fallen, im Vergleich zu
ihrem Basis-Niveau. Und es bedürfte eines Kapitalzuschlags von mehr als 7%, um
90% der systemischen Externalität (erwartete Verluste von rund 5 Mrd. $)
abzubauen, erläutert Haldane.
Ein
Kapitalzuschlag von 2,5% würde die erwarteten systemweiten Verluste auf rund
350 Mrd. $ im Jahre reduzieren. Um die erwarteten Verluste auf rund 5 Mrd. $ pro
Jahr zu verringern, ist ein Kapitalzuschlag (surcharge) von rund 15% erforderlich: sechs mal wie die gegenwärtige
Obergrenze.
Bemerkung:
In der Schweiz gelten folgende Kriterien als Vorgabe für die Kapitalzuschläge:
Grösse, Komplexität, Vernetzung, Ersetzbarkeit, globale Reichweite einer Bank.
(*)
Das
Square-Cube-Gesetz:
Wird ein Gegenstand grösser
skaliert, so erhöhen sich sein Volumen und seine Masse kubisch, während seine
Oberfläche nur quadratisch zunimmt.
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