Wie die Finanzkrise zuletzt vor Augen geführt hat, stösst die herkömmliche Geldpolitik auf ihre Grenzen, wenn die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt. Deswegen stellen einige renommierte Ökonomen seit geraumer Zeit Überlegungen an, wie das Wachstum neu belebt werden kann. Eine Idee ist, die Wirtschaft durch die Dämpfung der Realzinsen via eines höheren Inflationsziels anzukurbeln.
Vor diesem Hintergrund wirft Raghuram Rajan in einem interessanten Artikel („Is Inflation the Answer?“) in Project Syndicate einige Fragen auf, was die die Umsetzung und die Wirksamkeit eines höheren Inflationsziels betrifft.
Kann sich die Fed einer höheren Inflation gegenüber glaubwürdig verpflichten? Kann die Fed sich verpflichten, die Inflation zu einem späteren Zeitpunkt glaubwürdig wieder unter Kontrolle zu bringen?
„Die Zentralbank braucht eine rasche und durchaus beträchtliche Inflation, um den realen Wert der Schulden rasch zu reduzieren. Ein langsamer Anstieg der Inflation hätte begrenzte Auswirkungen, weil fällig werdende Schulden nicht nur höhere nominale Zinssätze erfordern würden, sondern auch einen Inflationsrisikoaufschlag, um die Forderungen zu prolongieren“, erklärt der an der Chicago University lehrende Wirtschaftsprofessor.
Ein Mechanismus, um den Prozess des Rebalancing der privaten Haushalte rasch zu beschleunigen, wäre sehr hilfreich, ergänzt Tim Duy in seinem Blog. Es ist laut Duy nicht klar, ob ein Inflationsziel von 3% einen solchen Mechanismus darstellt. Erforderlich sei etwas Dramatisches, legt der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor dar.
Er deutet in diesem Zusammenhang auf James Bullard hin. Der Fed St. Louis Präsident hat am Wochenende zum Ausdruck gebracht, dass er für QE3 plädiert, wie WSJ berichtet: „Unsere stärkste Waffe ist, wenn nötig, mehr QE3 zu bringen“, sagt Bullard mit Bezug auf das im Sommer zu Ende gegangene Anleihenkaufprogramm (QE2).
Ausserdem ist Bullard nach eigenen Worten von der Idee „Operation Twist“ nicht begeistert. Die Fed und das US-Schatzamt (treasury) sollen vorsichtig sein, wenn sie die langfristigen Zinsen senken wollen. Die „Operation Twist“-Aktion sei damals nicht besonders wirksam gewesen.
Duy befürwortet daher ein Portfolio Rebalancing als die richtige Richtung. Man könne aber kein Wunder erwarten. Rajan bezweifelt deswegen, ob „die Zentralbanken, die Jahrzehnte mit dem Aufbau und der Erhaltung ihrer Glaubwürdigkeit bei der Inflationsbekämpfung beschäftigt waren, in einem Umfeld niedriger Zinsen ein rascheres Preiswachstum herbeiführen können“. Japan hat das ausprobiert und ist gescheitert, betont er.
Die Geldpolitik soll laut Duy einige Variablen, die einen wesentlichen Einfluss auf die Nachfrage ausüben, voranbringen. Das Trading mit sicheren Vermögenswerten für Cash bei Zinsen nahe Null bringe einfach nicht viel. „Was wir brauchen, ist, das Geld in die Hände von Menschen zu legen, die es benutzen als dass wir es den Banken überlassen, die es als Überschussreserven parken“, beschreibt Duy. Wenn das Geld im Bankensystem stecken bleibt, kann es keine Nachfrage erzeugen. Die Nachfrage könnte zumindest eine Veränderung in Bezug auf die Preise von Waren und Löhnen auslösen.
Duy legt daher nahe, dass Fannie und Freddie alle ausstehenden Hypotheken kaufen und sie zu einem niedrigeren Zinssatz refinanzieren sollen, und zwar unabhängig von „loan to value“-Rates. Noch besser wäre ein konsistentes System, den Nennwert von Hypotheken für alle grundsätzlich zu reduzieren, nicht nur für die jenigen, die „unter Wasser“ sind. Das ganze Boot soll auf einmal angehoben werden, anstatt zwischen denjenigen, die es am meisten oder am wenigsten verdienen, auf die Rettungsboote aufgenommen zu werden, zu unterscheiden.
Fazit: Es gibt vielleicht einen Spielraum für einen einmaligen Aufwand, das Rebalancing der Bilanzen der privaten Haushalte zu monetisieren. Dies kann als „bescheidene“ Alternative zur Monetisierung der allgemeinen Staatsausgaben betrachtet werden, fasst Prof. Duy zusammen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen