Dienstag, 13. September 2011

Griechenland-Bashing

Wenn man sich die Hardliner und die Moralapostel anhört, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, als ob das entwicklungsfähige Projekt-Euro nicht ein europäisches, sondern ausschliesslich ein griecheisches Problem wäre.

Es ist ja nicht so, dass einige Länder in der Euro-Zone aus fiskalpolitischer Sicht unverantwortlich gehandelt hätten. Es gerät in Vergessenheit, dass Spanien und Irland am Vorabend der Finanzkrise sogar Haushaltsüberschuss hatten.

Es waren die Banken, die in einem deregulierten Umfeld mit übermässigem Leverage 25% Eigenkapital-Rentabilität gejagt und unter dem Label „Derivat“ Schwindelprodukte verkauft haben, was anschliessend die Finanzkrise ausgelöst hat. Die Politik vermarktet die Euro-Krise nun als Staatsschuldenkrise.  Denn Griechenland-Bashing kommt für Politiker ohne Format besser an.

Viele Hardliner und Mainstream-Ökonomen machen unterdessen keinen Hehl daraus, dass sie sich einen Austritt Athens aus der Währungsunion wünschen. Ein griechischer Austritt aus dem Euro wird im engeren Sinne in der Tat oft als „euro-positiv“ betrachtet, bemerkt Willem Buiter, Chefvolkswirt von Citigroup.


Griechenland Staatsanleihen (10 Jahre) Rendite, Graph: Bloomberg
Schlusskurs: 24,81%, Tages Hoch: 25,01%

Hauptsächlich, weil der Austritt aus dem Euro die Aussicht eliminieren würde, dass das Staatsbankrott Griechenlands durch die EZB monetisiert werden müsste.

Der Austritt Athens aus der Währungsunion wäre aber laut Buiter eine finanzielle und wirtschaftliche Katastrophe, nicht nur für Griechenland, sondern auch für die 16 Länder in der Euro-Zone. Und es hätte schwere wirtschaftliche und politische Auswirkungen für die ganze EU und die globale Wirtschaft.

Sobald Griechenland ausgetreten ist, würden die Märkte sich auf ein anderes EU-Land oder Länder konzentrieren, die am ehesten aus dem Euro ausscheiden würden. Jeder non-captive/financially anspruchvolle Konto-Besitzer würde im gefährdeten Land seine Einlagen aus den Banken abheben, auch wenn nur ein geringes Risiko existieren würde, erklärt der Wirtschaftsprofesser im Dienste von Citigroup.

Jeder non-captive Kontoinhaber, der ein Nicht-Null-Risiko im Hinblick auf die Einführung einer neuen Währungseinheit, dem neuen Escudo, New Punt und Peseta oder Lira befürchtet, würde seine Einlagen in null Komma nichts abziehen und sie in den wenigen Ländern, die voraussichtlich in der Euro-Zone verbleiben würden (Deutschland, Luxemburg, den Niederlanden, Österreich und Finnland) hinterlegen, unabhängig davon, was passiert.

Abgesehen von Bank Runs in jedem gefährdeten Land käme es zu einem de facto Finanzierungsstreik durch die externen Investoren und Kreditgeber für Kreditnehmer aus diesen Ländern. Selbst die Unterstellung aller Verträge und Instrumente des betreffenden Landes unter das englische oder amerikanische Recht würde die Problematik laut Buiter nicht beheben.

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