Der Schweizer Franken hat heute morgen gegenüber dem Euro um knapp 1% nachgelassen. Die Gemeinschaftswährung ist auf 1,2336 Franken geklettert.
Hintergrund sind Gerüchte, die bereits gestern die Runde machten, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Untergrenze für den EUR/CHF von bisher 1,2000 neu auf 1,2500 hochstellen werde. Im asiatischen Handel war heute früh die Rede von einem Kurs über 1,2300 Franken pro Euro.
Da die jüngsten Konjunkturdaten auf eine Rückkehr der Rezession in den USA und im Euroland hindeuten, wie Nouriel Roubini in einem Kommentar („How to Prevent a Depression“) in Project Syndicate beschreibt, ist es nicht absurd, anzunehmen, dass die SNB eine Heraufsetzung der Untergrenze gerade jetzt in Erwägung zieht, zumal Philipp Hildebrand, SNB-Präsident am 6. September in seiner kurzen Ansprache mit Nachdruck unterstrichen hat, dass der Schweizer Franken auch bei 1,20 pro Euro hoch bewertet ist.
EUR/CHF Wechselkurs (Tagesverlauf), Graph: finance.yahoo.com
Und die SNB hat am 15. September erneut darauf bestanden, dass der Franken sich weiter abschwächen soll. Die SNB ist bereit, unbeschränkt Devisen zu kaufen. Das ist die mengemässige Lockerung Geldpolitik, die als QE (quantitative easing) bezeichnet wird.
Es hat sich in den vergangenen Monaten ein Verhaltensmuster gebildet, dass mit dem wachsenden Stressausmass in den Finanzmärkten die Nachfrage nach Franken stark steigt, wie in der folgenden Abbildung deutlich zu sehen ist.
Schweizer Franken: Antwort auf Risikoaversion, Graph: Gabriel de Kock und Calvin Tse, Morgan Stanley
Linke Skala: EUR/CHF Wechselkurs. Rechte Skala: CDS-Prämien in der EU-Peripherie
Je mehr rigorose Sparmassnahmen in der Peripherie der Eurozone ergriffen werden, desto stärker steigen die Risikoaufschläge (spreads), sodass sich eine selbst erfüllende Krise wahrscheinlicher wird.
Da zur Zeit eine weitere wirtschaftliche Kontraktion in den meisten hochentwickelten Volkswirtschaften droht, ist eine weitere geld- und kreditpolitische Lockerung notwendig.
Schweizer Kerninflation und Trimmed Mean Inflation, Graph: ACEMAXX-ANALYTICS
PS: Der vorübergehende Anstieg der Teuerung im März ist im Wesentlichen auf einen Sondereffekt aufgrund eines höheren Erhebungsrhythmus der Preise für Bekleidung und Schuhe zurückzuführen.
Schweiz, Notenbankgeldmenge, Graph: SNB, Statistisches Monatsheft September 2011
Die SNB will sich aufgrund der Abschwächung der internationalen Nachfrage weiter der akuten Bedrohung der Schweizer Wirtschaft und dem Risiko einer deflationären Entwicklung stellen. Von einem „Währungskrieg“ kann dabei keine Rede sein.
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