Dienstag, 20. September 2011

Es gibt Schlimmeres als Inflation

Tim Duy befasst sich in seinem Blog mit dem kürzlich in NYT veröffentlichten Artikel („A little inflation can be a dangerous thing“) des ehem. Fed-Präsidenten (von 1979 bis 1987) Paul Volcker.

„Volcker holt das Gespenst der 1970er Jahre zurück, um diejenigen, die nahelegen, dass es einen Spielraum für eine höhere Inflationsrate gibt, zu schmähen und bekundet besondere Verachtung für den offensichtlich heimtückischen Präsidenten der Chicago Federal Reserve, Charles Evans“, bemerkt der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor.

„Wir beginnen jetzt, Murren über die mögliche belebende Wirkung einer nur wenigen Inflation zu hören. Vielleicht 4 oder 5% Inflation pro Jahr wäre genau das Richtige, um mit dem Überhang der Schulden umzugehen und um die „animal spirits“ in der Wirtschaft anzukurbeln, oder so ähnlich lautet das Argument“, schreibt Volcker. Es sei noch nicht ein voller Kehle-Chor. Aber es sei bemerkenswert, dass mindestens ein Mitglied des geldpolitischen Ausschusses der Fed sich von der Preisstabilität verabschiede, fügt er hinzu.


US BIP (real) im Vergleich: 1970er Jahre versus 2000er Jahre, Graph: Prof. Tim Duy

Duy erinnert daran, dass die Idee seit einiger Zeit die Runde macht: Olivier Blanchard hat ein Inflationsziel von 4% nahegelegt. Und Greg Mankiw hatte Anfang 2009 geschrieben, dass die Ökonomen und Fed-Beobachter einen Schock bekämen, wenn die Fed etwas mehr Inflation zulassen würde. „Es gibt aber schlimmere Dinge als die Inflation. Und wissen Sie was? Wir haben sie heute. Ein wenig mehr Inflation wäre vorzugswürdig im Hinblick auf die steigende Arbeitslosigkeit oder eine Reihe von fiskalischen Sparmassnahmen, die einen Haufen Schulden für die zukünftige Generationen hinterlassen werden“, so Mankiw.

Volckers Erstaunen über die Vorstellung eines vorübergehend höheren Inflationsziels ist darauf zurückzuführen, dass die 1970er Jahre seiner Überzeugung nach das schlimmste wirtschaftliche Jahrzehnt war, legt Duy dar und liefert eine Reihe interessante Abbildungen, um einen Vergleich der 1970er mit den 2000er Jahren zu veranschaulichen.


Beschäftigung ausserhalb der Landwirtschaft (nonfarm payrolls) im Vergleich: 1970er vs. 2000er Jahre, Graph: Prof. Tim Duy

Duy vertritt die Ansicht, dass die Verurteilung der Inflation als eine Lösung durch Volcker tief rätselhaft ist. Inflation löst die Probleme der geringen Produktivität nicht, wie Volcker suggeriert. Aber niemand hat so eine Behauptung aufgestellt, hebt Duy hervor. Das ist nicht das Thema. Inflation kann den übermässigen Einsatz von Leverage abbauen, und eine Wirtschaft, die kurzfristig stärker verläuft, stellt tatsächlich ein besseres Umfeld für die Befestigung von welchen auch immer strukturellen Problemen, die auf der anhaltend depressiven Konjunktur lasten, erklärt Duy.

Duy legt nahe, dass „wir die 1970er Jahre nicht romantisieren wollen, aber sie waren bei weitem nicht so schlecht wie das, was wir heute durchmachen“. Der ständige Vergleich zu den 1970er Jahren werde zunehmend lästig. In den 1970er Jahren war die Wirtschaft nicht in einer Liquiditätsfalle. Heute schon. Die Welt ist heute einfach anders.

Paul Krugman stimmt Duy in seinem Blog zu und bemerkt, dass das Traurige daran ist, dass die Ansichten wie die von Volcker unter den Zentralbankern weit verbreitet sind und eine zusätzliche Barriere stellen, um die Kleine Depression (Lesser Depression) zu beenden.

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