Montag, 26. September 2011

Zu niedrige Inflation in der Euro-Zone

Der Markt scheint, gemessen am Anleihemarkt für Breakevens, Preisstabilität für Deutschland zu erwarten: eine Inflationsrate von 1% für die kommenden 5 Jahre.

Die Breakevens, welche als Ausmass für Inflationserwartungen gelten, reflektieren den Unterschied zwischen der Rendite der Staatsanleihen mit 5 Jahren Laufzeit minus die Rendite der inflationsgeschützten Staatsanleihen mit derselben Laufzeit.

Es handelt sich dabei nicht um ein perfektes Mass auf irgendeine Weise, da die Fragen von Risikoprämie und Liquidität nicht berücksichtigt werden. Und ausserdem ist, was Bond-Investoren erwarten, nicht unbedingt sinnvoll sein müssen. Dennoch geben die Breakevens einen schnellen Einblick in das Thema und können dazu beitragen, darüber nachzudenken, wo wir stehen.

Paul Krugman vertritt vor diesem Hintergrund in seinem Blog gestützt auf den aktuellen Wert der Breakevens die Ansicht, dass es ein katastrophales Zeichen für den Euro ist.
Warum?


Deutschland, Inflationserwartungen anhand von Breakeven (5 Jahre), Graph: Bloomberg

Krugman hat es vor einer langen Zeit erklärt: eine vernüftige Schätzung legt nahe, dass Spanien und andere EU-Länder an der Peripherie ihr Preisniveau im Vergleich zu Deutschland senken müssen, und zwar um rund 20%. Hätte Deutschland eine Inflationsrate von 4%, könnte die EU-Peripherie in 5 Jahren eine Preisstabilität erreichen, was bedeuten würde, dass die Eurozone insgesamt eine Inflationsrate um rund 3% hätte.

Wenn aber Deutschland eine Inflationsrate von 1% hat, dann geht es um eine massive Deflation an der EU-Peripherie, was laut Krugman als eine makroökonomische Proposition wahrscheinlich unmöglich ist und die Schuldenlast erheblich vergrössern würde. Das ist ein Rezept für Misserfolg und Kollaps, fasst der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor zusammen.

Mit anderen Worten hätte der Euro eine Chance, zu funktionieren, nur wenn die EZB mehr expansive, ja eine inflationäre Politik bereitstellen würde als die Märkte erwarten. Wenn man als eine Möglichkeit daran nicht denken kann, dann ist nicht darum herumzukommen, sich vom Euro-Projekt zu verabschieden.

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