The Economist hat letzte Woche dargelegt, dass in Europa ein Ansturm auf die Finanzierungsmärkte im Zeitlupentempo stattfindet. Das heisst ein Bank Run auf europäische Banken. Begründung: Die Einleger heben ihre Gelder von den europäischen Banken ab, um sie an sicheren Orten zu parken.
Wie wesentlich ist aber dieses Phänomen? Kash Mansori befasst sich mit der Frage in seinem Blog.
In der folgenden Abbildung zeigt Mansori die Gesamthöhe der Einlagen der MFIs, monetary financial institutions (d.h. Banken- und Geldmarkt-Konten) in Griechenland, Irland und Portugal. Zum Vergleich ist in der Abbildung auch die Gesamthöhe der Einlagen in der gesamten Euro-Zone präsentiert. Die Daten gehen auf die EZB zurück, bis Ende Juli 2011.
Euro-Zone Einlagen der MFIs, Graph: Kash Mansori
Die Abbildung verbirgt aber einige wichtige Details. Wenn man die EU-Peripherie mit anderen Ländern der Eurozone vergleicht, findet man heraus, dass z.B. Zypern dem grössten prozentualen Rückgang der Einlagen seit Beginn des Jahres 2010 gegenübersieht. Aber auch Deutschland verzeichnet eine Schrumpfung der Einlagen. Vielleicht nicht erschreckend, aber auch Grossbritannien hat, obwohl es nicht in der Euro-Zone ist, einen wesentlichen Rückgang der Einlagen mit seinen MFIs erfahren.
Veränderung der gesamten Einlagen der MFIs in der Eurozone, Graph: Kash Mansori
Selbst diese Einzelheiten geben noch kein vollständiges Bild über die ganze Entwicklung ab. Mansori geht daher dazu über, die Änderung der Einlagen innerhalb von MFIs in zwei Teile zu zerlegen: Einlagen von anderen MFIs und Einlagen von nicht-MFI-Einheiten wie z.B. Haushalten und nicht-Finanzunternehmen. Daraus entsteht die folgende Abbildung:
Aufschlüsselung der Veränderung der Einlagen in der Eurozone, Graph: Kash Mansori
Griechenland verzeichnet keinen grossen Rückgang der Einlagen in der gesamten Statistik: Haushalte und Unternehmen haben zwar von griechischen Banken in den vergangenen 18 Monaten in der Tat Gelder abgezogen (15% der Einlagen), aber viel davon wurde durch die erhöhten Einlagen von anderen MFIs ersetzt, was auch den Mittelzufluss in das griechische Bankensystem aus den verschiedenen internationalen Massnahmen widerspiegelt.
Was wirklich beunruhigend ist, wie man in der Abbildung sieht, ist die Rate, mit der Finanzinstitute von europäischen Banken Geld abheben. Das hat v.a. Auswirkungen auf die Länder, die traditionell als grosse internationale Geld-Zentren gelten, wie Deutschland, Grossbritannien und in geringerem Masse Irland.
Die Entnahmen durch die Finanzinstitute wurden in unterschiedlichem Masse in den grossen Ländern der Eurozone durch stetige Zuwächse in den Einlagen durch Inländer und Unternehmen (d.h. nicht-MFI-Einlagen) ausgeglichen, was das Gesamtniveau der Einlagen in der Eurozone unverändert belässt, schlussfolgert Mansoni.
Fazit: Es scheint aber klar, dass die grossen Banken und andere Finanzinstitute der Welt ihre Gelder in der Tat in einem nennenswerten Umfang aus Europa zurückziehen. Der Rückgang der Einlagen der MFIs in der Eurozone zeigt, dass die internationalen Vermögensverwalter nervös sind, ihre Gelder in den europäischen Banken zu halten.
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