Mittwoch, 14. September 2011

Wer sind New Old Keynesians?

Tyler Cowen verwendet in seinem Blog den Begriff „New Old Keynesian“, um Paul Krugman, Brad DeLong und Justin Wolfers zu beschreiben.

Mark Thoma hingegen ist nicht bereit, sich einem bestimmten Label zuweisen zu lassen. Warum? Weil Thoma glaubt, dass das Modell, das wir benutzen, von den Fragen abhängt, die wir stellen, genau wie Peter Diamond in einem Vortrag in Lindau kürzlich hervorgehoben hat.

Wenn wir wissen wollen, wie die Währungsbehörden auf relativ milde Schocks in Gegenwart von Preis-Rigiditäten reagieren sollen, ist das Standard Keynes Modell eine gute Wahl, beschreibt der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor in seinem Blog.

Aber wenn wir die Auswirkungen eines Zusammenbruchs von Finanzunternehmen (financial intermediation) und die mögliche wirtschaftspolitische Antwort darauf verstehen wollen, sind solche Modelle nicht sehr informativ. Denn sie sind nicht erstellt, um auf solche Fragen zu antworten, erklärt Thoma.

Es gibt keine Garantie, um theoretische Struktur in Wirtschaftswissnschaften zu vereinheitlichen. Wir haben nicht ein einziges Modell, welches alles regelt. Alles was wir haben, sind Modelle, die gut sind, was die Beantwortung von manchen Fragen betrifft und die, die nicht gut sind, andere Fragen zu beantworten, legt Thoma dar.

Wenn ich über die Inflation auf lange Sicht nachdenke, bieten das klassiche Modell und die Quantitätstheorie eine sehr gute Einleitung. Aber das Modell ist im Hinblick auf die kurze Sicht nicht sehr gut. Was die Fragen in Bezug auf die Output und andere Variable über die Konjunkturzyklen angeht und was zu tun ist, ist das keynesianische Modell in seiner modernen Form viel mehr informativ als andere Modelle, die derzeit verfügbar sind, argumentiert der Ökonom.

Aber das New Keynesian Model hat seine Grenzen, erklärt Thoma. Es war gebaut, um „normale“ Konjunkturzyklen, die von der Art von Trägheit der Preise angetrieben sind, die vom Calvo Modell der Preis-Rigiditität erfasst werden. Die Standard Version des Modells erklärt nicht, wie der finanzielle Zusammenbruch dieser Art, die wir jetzt beobachten, geschehen kann. 

Deswegen hat das Modell über die aktuelle Krise wenig zu sagen. Für diese Art von Störungen brauchen wir laut Thoma eine andere Art von Modell. Aber es ist nicht klar, welches Modell benötigt wird. Es gibt kein allgemein akzeptiertes Modell der finanziellen Katastrophe, welches die Vielfalt der Finanzmarkt-Fehlschläge, die wir in der Vergangenheit gesehen haben, erfasst.

Welches Modell verwenden wir? Sollen wir auf das alte Modell von Keynes von 1978, welches Robert Gordon vorzieht, zurück? Sollen wir einige Variationen des New Keynesian Modells, welches Effekte wie financial accelerators einschliesst, nehmen und verbessern? Haben Austrians Recht? Sollen wir uns auf Minsky konzentrieren? Oder brauchen wird ein Modell, welches noch nicht entdeckt worden ist? Das sind Fragen, die Thoma beschäftigen.

Wir wissen es nicht, bis wir es wissen. Thoma will daher das Modell benutzen, von dem er denkt, dass es die beste Antwort auf die Fragen, die gestellt werden, gibt. Der Grund, dass viele Ökonomen auf ein Model zurückschauen, um die gegenwärtige Krise zu verstehen ist, dass keines der derzeitigen Modelle in der Lage sind, zu erklären, was wir durchmachen. Die Modelle sind weitgehend gebaut, um die Politik zu analysieren, die im Zusammenhang mit der Great Moderation steht, d.h. in einem relativ stabilen Umfeld. Diese Modelle haben daher über die gegenwärtige Kernschmelze im Finanzmarkt wenig zu sagen.

Wenn nichts in der Gegenwart angemessen ist, beginnt man, auf die Vergangenheit zurückzublicken. Das Keynes-Modell war gebaut worden, um genau diese Art von Fragen zu beantworten, und solange man die Grenzen des Rahmens bewusst war, stellte es ein Mittel des Denkens bereit, wie die Volkswirtschaft funktioniert, wenn weniger als die Vollbeschäftigung der Fall war, bekräftigt Thoma.

Dieses Modell hat sich bereits um die Fiskalpolitik bei Zinsen nahe Null gekümmert, und es hat über das Says Gesetz, Sparparadoxon (paradox of thrift), Geld- versus Fiskalpolitik, Elastizitäten der Investitionen in einer Krise usw. nachgedacht.

Wir waren in der Mitte einer Krise und hatte keine Zeit, zu warten, bis ein neues Modell entwickelt wird, welches die Antworten liefert, die wir benötigen. Das Keynesian Modell hat tatsächlich die Antworten bereitgestellt. Wir wissen, dass die Antworten Einschränkungen haben. Wir sind jedoch uns der theoretischen Entwicklungen in einer modernen Makroökonomie bewusst und was sie über das alte Keynesian Modell implizieren. Aber das Modell hat eine Anleitung geliefert, in einer Zeit, wo Anleitung notwendig war, fasst Thoma zusammen.

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