Mittwoch, 14. September 2011

Keynesianisches Modell für ad hoc Lösungen

(Wonkish)

Mark Thoma hat neulich in einem lesenswerten Beitrag in seinem Blog Tyler Cowens Versuch, einige renommierten Ökonomen als „Old New Keynesians“ abzuqualifizieren, widersprochen. Thoma argumentiert für die Flexibilität der Verwendung der Modelle.

Paul Krugman macht nun in seinem Blog wichtige Ergänzungen, indem er Thomas Standpunkt unterstützt. Es gibt aber etwas Systematisches im Hinblick auf die Macro-Story, bemerkt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises, etwas, was seine Arbeit sehr viel informiere.

Nämlich stehen „old Keynesian“ und „new Keynesian“ Modelle für zwei intelligente, aber unvollkommene Antworten auf das Problem der Denkweise über eine Wirtschaft, in der Menschen zukunftsorientierte Entscheidungen treffen müssen. Keines der Modelle sei vollständig überzeugend. Aber es gebe keine bessere Alternative an dieser Stelle, hebt Krugman hervor.

Was macht also Krugman? Er versuche, Klammern so einzubringen, dass es zu hinreichend sicheren Schlussfolgerungen führt.

Das ganze geht auf John Hicks zurück. Hicks legt in seinem klassichen Werk „Value and Capital“ (1939) , wo er IS-LM Modell präsentiert, die Grundlagen der Analyse des allgemeinen Gleichgewichts dar. Es geht dabei, kurz zusammengefasst, darum, darüber nachzudenken, wie der gesamte Markt zusammenhängt, und nicht darum, über den Markt isoliert nachzudenken.

Hicks nimmt jedoch zur Kenntnis, dass er ein Problem hatte, wenn die Hauptentscheidungen in den Märkten von den Erwartungen in Bezug auf die Zukunft anhängen. Ein Ausweg ist, „Arrow-Debrue Märkte“ anzunehmen. Das heisst, davon auszugehen, dass Angebot und Nachfrage in gleicher Höhe sind, sodass keines überwiegt. Was Hicks damit getan hat, ist, eine ad hoc Lösung („temporary equilibrium“) bereitzustellen. Er hat m.a.W. angenommen, dass die Menschen erwarten, dass die Preise in Zukunft genau dieselben sind wie die Preise in der Gegenwart („static expectations“).

Im Besonderen hat Hicks nahegelegt, dass er im Sinne einer „Drei-Güter-Wirtschaft“ nachdenkt. Die drei Güter sind: Geld, Bonds und physische Produktion.  Fügt man dazu eine vorübergehende Preis-Starrheit (price stickiness) hinzu, erhält man IS-LM, erklärt Krugman.

Das Mundell-Fleming Modell (was nicht anders ist als IS-LM Modell mit Grenzen) wirkt in diesem Zusammenhang auf internationaler Ebene überzeugend, wenn man annimmt, dass die Investoren damit rechnen, dass die Wechselkurse mit der Zeit auf ein normales Niveau zurückkehren. Das will Krugman nicht als Kritik an Mundell-Fleming Modell gelten lassen. Ganz im Gegenteil: Das Modell hat einen anspruchsvollen Rahmen.

Was kann aber besser gemacht werden? Eine praktische Alternative in bezug auf das „temporary equilibrium“ wäre laut Krugman „rational expectations“. Das heisst die Annahme, dass die Menschen in Bezug auf die Zukunft genau das erwarten, was das Modell nahelegt, dass die Menschen erwarten würden. Auf diese Weise gelangt man auf die Makroökonomie von New Keynesian, was in einer Art intellektuell zufriedenstellender ist als Old Keynesianism, bekräftigt Krugman.

Die Schwierigkeit mit New Keynesian Macro ist aber, dass das Modell zu weit geht. Die Menschen sind nicht so rational, wie angenommen wird. In einer realen Welt weiss niemand, welches das richtige Modell ist, sodass die rationalen Erwartungen als Konzept zusammenbrechen, argumentiert Krugman.

Die New Keynesian Modelle sind viel schwieriger, um angewandt zu werden. Was ist also zu tun? Ökonomen sollen beide Modelle verwenden, schlägt Krugman vor. Er beginne mit einem IS-LM-Modell zu arbeiten, was er dann etwas abbaue, auf das New Keynesian Modell, mit ähnlichen Ergebnissen, wenn es funktioniert, ist es für Krugman ein Anzeichen, härter darüber nachzudenken, wo die Unterschiede liegen mögen.

Fazit: Der Punkt ist, zu erkennen, dass die Karte nicht nur nicht die Landschaft  ist (the map is not the territory), sondern , dass das IS-LM Modell auch eine ziemlich gute Karte ist und man die Lücken öfters mit einem schickeren New Keynesian Modell füllen kann.

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