Die Einführung eines Mindestkurses des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro ist eine der dramatischen Eingriffe in die Devisenmärkte seit vielen Jahren, schreibt Gavyn Davies in einem lesenswerten Artikel („The impact of Switzerland’s dramatich action“) in FT.
Die Schweizer Wirtschaft macht nur 0,8% der globalen Wirtschaft aus. Aber die Schweizer Währung und der Einfluss der Schweizerischen Nationalbank (SNB) überwiegt bei weitem die wirtschaftliche Grösse des Landes, bemerkt der FT-Kolumnist.
Der „safe haven“-Status des Schweizer Frankens wurde drückend lästig, auch wenn die Währung nur wenig mit der Schweizer Wirtschaft selbst zu tun hat. Es hat viel mehr mit der langen Geschichte der früheren Aufwertungen des Frankens während früherer Krisen zu tun. Aufgrund des Momentum-Tradings in den vergagenen Monaten wurde die Aufwertung des Frankens sich selbst erhaltend.
Wenn die Welt entscheiden würde, dass Mars Schokoriegel einen sicheren Hafen bieten, würde dasselbe mit dem Preis des Schokoriegels geschehen, beschreibt Davies.
Schweizer Franken: Anzahl der Standardabweichungen fern vom Durchschnitt, Graph: Gavyn Davies in FT
Das Unternehmen würde den Aufstieg des Preises durch die Schaffung einer grossen Anzahl von zusätzlichen Schokoriegeln stoppen wollen. Und das ist genau das, was die SNB droht, mit der Landeswährung zu tun. Die Alternative wäre gewesen, zuzulassen, dass der Franken sich weiter aufwertet, während die Schweizer Wirtschaft zu einem weitgehend unschuldigen Opfer der steigenden Abneigung der Investoren im Hinblick auf die anderen Volkswirtschaften wird, fasst Davies zusammen.
Tyler Cowen hingegen schreibt in seinem Blog, dass er mit dem Beschluss der SNB, einen Wechselkurs von weniger als 1,20 Franken je Euro nicht mehr zu tolerieren, nicht unglücklich, aber nervös sei.
„Die Schweiz hat in den Jahren 1973 und 1978 versucht, eine Untergrenze des Wechselkurses festzulegen. Beide Male hat es nicht funktioniert“, bemerkt der an der George Mason University lehrende Wirtschaftsprofessor.
An einem gewissen Punkt hat die Eingrenzung der Aufwertung des Frankens mehr Inflation im Inland impliziert als die Schweiz bereit war, zu tolerieren: 7% in einem Fall und 12% im anderen Fall. Sie können argumentieren, ob man wegen 7% Inflation nervös wird oder nicht. Aber der Punkt ist, dass die Schweiz damals nervös wurde und in der Tat auch wieder nervös werden kann, behauptet Cowen.
„Wenn die Flucht in die Sicherheit anhält, kann die Schweiz weiter Geld drucken, aber es ergebe sich ein Übergreifen auf die Inflation. Man kann einen nominalen Wechselkurs festlegen, aber der Markt bestimmt den realen Wechselkurs durch die Preisentwicklung, sodass die Schweizer Ausfuhren am Ende noch teuerer werden, und zwar durch den Preisanpassungsmechanismus. Wenn Sie Euro halten und die SNB Ihnen Franken in die Hand druckt, werden Sie an einem Punkt überlegen, ob Sie ein Chalet in Schwyz kaufen“, erklärt Cowen.
Fazit: Cowen vertritt die Ansicht, dass die Schweiz damit die Glaubwürdigkeit ihrer Nationalbank aufs Spiel setzt. Was Cowen polemisch verschweigt, ist aber, dass der kurzfristige Anstieg der Inflation in der Schweiz damals in weniger als zwei Jahren wieder auf das „normale“ tiefe Niveau gesunken ist. Ausserdem würde ein Nichtstun der Schweizer Wirtschaft heute enormen langfristigen Schaden zufügen. Die SNB handelt damit (quasi-peg) im Gesamtinteresse der Schweiz. Eine Alternative wäre Negativzinsen, die heute aber nicht wirksam wären, weil die Musik im Derivaten-Markt spielt, zumal die Zinsen am Geldmarkt seit geraumer Zeit bereits unter Null Prozent notieren.
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