Samstag, 24. September 2011

Niedrig-Inflationsfalle

(leicht wonkish)

Paul Krugman macht in seinem Blog auf die neue Sorge aufmerksam: die Niedrig-Inflationsfalle (low-inflation trap). In der Regel ist man als Ökonom um die Deflationsfalle besorgt, die folgt, wenn die Wirtschaft anhaltend depressiv verläuft, weil die Preise fallen, während die Zinsen nahe Null verbleiben.

Wenn deflationäre Erwartungen greifen, fangen die Realzinsen an, zu steigen, auch wenn die Nominalzinsen auf Null wie vernagelt bleiben. Und der Anstieg der Realzinsen lässt die Wirtschaft depressiv bestehen, erklärt Krugman. Japan steckt seit einer langen Zeit in dieser Falle.

Was Krugman vorschwebt, ist, dass wir nicht den ganzen Weg einer effektiven Deflation durch müssen, um so etwas wie japanische Erfahrung zu erleben. Der entscheidende Punkt ist,  dass die langfristigen Zinsen, auf die es ja ankommt, was die Ausgaben betrifft, möglicherweise über Null effektiv umgrenzt sind.

Der Grund ist Optionswert: die kurzfristigen Zinsen könnten sich nach oben bewegen, aber nicht nach unten, sodass die Zinsstrukturkurve (yield curve) nach oben geneigt sein muss. Tatsächlich beträgt die Rendite der japanischen Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit immer noch 1%, obwohl die kurzfristigen Zinsen seit mehreren Jahren Null betragen und wahrscheinlich auch für die kommenden Jahre auf Null verharren werden. (Das ist die Liquiditätspräferenz-Theorie von Keynes).

Und man könnte genau so gut argumentieren, dass die Rendite der US-Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit es schwer haben wird, sich noch weiter nach unten zu bewegen, auch wenn die Menschen denken, dass wir einer Kleinen Depression (lesser depression) sind, hebt Krugman hervor.

Was das bedeutet, ist, dass viel von einem weiteren Rückgang der Inflationserwartungen, die ja in letzter Zeit regelrecht abgestürzt sind, in einen Anstieg der Realzinsen münden wird, hält der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor fest. Und das dürfte auf der Wirtschaft lasten, was zu einem weiteren Rückgang der Inflation führen wird. „Grundsätzlich können wir in eine funktionale Gleichwertigkeit einer Deflationsfalle geraten, bevor wir eine aktuelle Deflation erleben. Und das macht sich jetzt bemerkbar“, legt Krugman vorwarnend dar.

Keine Kommentare: