Dienstag, 6. September 2011

SNB und Schweizer Franken

Philipp Hildebrand, SNB-Präsident hat heute Nachmittag anlässlich der Einführung eines Mindestkurses des Frankens gegenüber dem Euro eine kurze Ansprache gehalten.

„Der Weg, den die Nationalbank nun beschreitet, ist anspruchsvoll. Er kann mit sehr grossen Kosten verbunden sein. Wir müssen das in Kauf nehmen. Denn ein Nichtstun würde unserer Volkswirtschaft ernormen langfristigen Schaden zufügen. Mit der heutigen Massnahme handelt die Nationalbank im Gesamtinteresse der Schweiz“, erklärt Hildebrand.

Die SNB strebe eine deutliche und dauerhafte Abschwächung des Frankens an. Sie toleriere ab sofort keinen Euro-Franken-Kurs unter 1,20. Die SNB werden diesen Mindestkurs mit aller Konsequenz durchsetzen. Sie sei laut Hindebrand bereit, unbeschränkt Devisen zu kaufen.

Die folgende Abbildung (*) zeigt, wie exorbitant die intraday Schwankungen des Schweizer Franken Wechselkurses seit dem Ausbruch der Finanzkrise im Jahre 2008 durch die Decke geschossen sind.


Schweizer Franken Wechselkurs Intraday Schwankungen (11 Jahre), Graph: Scott Barber, Reuters (hat tip to FT Alphaville)


„Unsere Währung ist auch bei 1,20 pro Euro hoch bewertet. Sie sollte sich über die Zeit weiter abschwächen. Falls die Wirtschaftsaussichten und die deflationären Risiken es erfordern, wird die Nationalbank weitere Massnahmen ergreifen“, wiederholt Hildebrand.


Euro / CHF Wechselkurs (Tagesverlauf), Graph: yahoo.finance.com

Die EZB hat in einer kurzen Stellungnahme mitgeteilt, dass der EZB-Rat die Entscheidung zur Kenntnis nehme, die in eigener Verantwortung der SNB getroffen worden sei.

Ist das alles?

Der Euro hat sich heute um rund 9% gegenüber dem Franken auf 1,21 Franken aufgewertet. Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy hat kürzlich einen schwächeren Euro gefordert, um die Ausfuhren anzukurbeln. Rund 8% der EU-Exporte gehen in die Schweiz.

Da die europäischen Staats- und Regierungschefs sich unfähig erwiesen haben, die Eurozone aus der Krise zu führen, wie Barry Eichengreen in einem Artikel in FT bemerkt, ist es durchaus denkbar, dass die EZB eine Unterredung mit der SNB sucht, sich bei der Ausführung des Anleihekaufprogramms in der Eurozone zu unterstützen, zumal die SNB jetzt über immer mehr Euro-Devisen verfügt. Die Eurozone ist allem Anschein nach auf die Hilfe der Outsiders (wie z.B. IWF, G-20 und die Schweiz) angewiesen.

Die SNB verwaltet zwar die Währungsreserven nach den Kriterien Sicherheit, Liquidität und Ertrag. Aber ausserordentliche Umstände erfordern ausserordentliche Massnahmen. Die SNB ist, wie Hildebrand heute mit Nachdruck betont hat, bereit, weitere Massnahmen zu ergreifen.

Die SNB hatte immerhin in der Vergangenheit mit Devisen-Swap-Abkommen östlichen EU-Ländern unter die Arme gegriffen, als die EZB auf der Jagd nach dem Phantom-Inflation war. Ob die SNB durch den Kauf von Staatsanleihen in der Eurozone mit dem Rating von auch weniger als „AAA“ der EZB helfen würde, dürfte sich in den kommenden Tagen zeigen.



Update: (*)

Brad DeLong bemerkt dazu in seinem Blog, dass die heutige Ankündigung der SNB, einen Mindestkurs von 1,20 Franken pro Euro festzulegen, eine 20 Standardabweichung täglichen Wertverlustes des Schweizer Frankens verursacht habe. Die Wahrscheinlichkeit, dass unter einer Gauss’schen Normalverteilung so etwas geschieht, beträgt weniger als 1,25x10-89 !

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